'ne kleine Geschichte, die ich vor einiger Zeit mal geschrieben habe. Vielleicht änder ich noch das eine oder andere dran. Konstruktive Kritik is also gerne gesehen.


Der alte Mann sah zum Himmel empor, und über ihm glitzerten tausende Sterne am nächtlichen Firmament. Er saß alleine auf einem Stein in der Wüste, und um ihn herum war nichts zu hören außer dem Wind, der über die Ebene strich. Er saß da, in eine zerschlissene Decke gehüllt, vom Alter gezeichnet, und müde von der Last der Jahre. Keine Wolke verdeckte die Sterne, und regungslos starrte er in den Himmel.
Er hatte in seinem langen Leben viel gelernt, war in ferne Länder gereist und hatte mit den klügsten und weisesten Männern gesprochen. Er hatte gesehen, was es zu sehen gab, gehört, was man hören konnte, und gelernt, was gelehrt wurde.
Nun saß er auf seinem Felsen in der Wüste. Er sah die Sterne, unzählbar viele, und in ihnen Sternbilder und Figuren. Jedes Land, das er bereist hatte, gab ihnen andere Formen, und jeder Mensch, den er traf, nannte sie bei anderen Namen. Keiner sah die selben Sterne, denn für jeden Beobachter hatten sie ihren eigenen Glanz. Niemand wusste, wie sein Nächster die Sterne sah.
Er schaute lange nach oben, angestrengt, als suche er etwas, das er dort am Himmel vor langer Zeit verloren hatte. Dann senkte er den Blick, um die Wüste zu betrachten. Das Licht der Sterne erleuchtete die Landschaft, ließ sie in einem silbernen Schimmer erglühen und spielte auf den kahlen Felsen in der Ferne. Und doch konnte er in dem fahlen Schein nur dunkle Umrisse ausmachen, nur Konturen erahnen, und nichts genaues erkennen.
Dann hob der alte Mann wieder seinen Kopf, um die Lichter in der Finsternis zu sehen. Jeder Stern war ein einzelnes, helles Leuchtfeuer, und jeder strahlte für sich alleine am hellsten. Er kannte Namen für jeden einzelnen von ihnen, für die Dunkelheit, die dazwischen lag, und für die Figuren, die sie bildeten. Er hatte sie lange studiert, und er sah die Muster, in denen sie standen, und die Bahnen, auf denen sie sich bewegten.
Doch immer, wenn er versuchte, sein Auge auf einen einzigen Stern zu fixieren, so verschwand dieser aus seinem Blick. Jedes mal, wenn er sich nur auf einen einzelnen leuchtenden Punkt konzentrieren wollte, verbarg sich dieser vor ihm in den Figuren, die er gelernt hatte.
In seinem Geist hörte er noch die Worte, mit denen andere die Sterne benannt hatten.
Er selbst konnte ihnen keine eigenen Namen mehr geben. Denn er sah nur noch die Muster, die Sterne jedoch waren ihm für immer verhüllt worden.