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Thema: Die Leiden des jungen Schülers - ein Exzerpt

  1. #1
    vip:oxy Avatar von Overkill
    aus over:kill wird killy der scape:goat
    6.727 Beiträge seit 12/2001
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    Die Leiden des jungen Schülers - ein Exzerpt

    So, ich habe die letzten Monate an einem Drama geschrieben, welches momentan zwar noch nicht vollendet ist, ich aber dennoch mal einige Teile davon veröffnetlich möchte, um zu sehen, was die Leser (denen es nicht zu lang ist) davon halten.

    nach dem prolog steigt man mit dem vorspiel direkt in die thematik und in das problem ein. in einem schwarzen raum befinden sich drei verhüllte gestalten, die ihre meinung zum thema lyrik vortragen. die ersten beiden loben die lyrik und zählen auf, welche möglichkeiten man durch sie hat, die dritte kritisiert und bezeichnet sie als instrument der lehrer, um den schülern eine meinung zu indoktrinieren. deshalb hier nun ein exzerpt aus der nachfolgenden diskussion:

    DIE ERSTE.
    Die Worte sprechen Schelmerei!
    DIE ZWEITE.
    So zieht die Bildung nun von hinnen!
    Wer bist du, dass du solches sprichst?
    DIE DRITTE.
    Den Namen? Nein, den nenn’ ich nicht.
    DIE ZWEITE.
    Dann zeig’ uns schleunigst dein Gesicht!
    DIE DRITTE.
    Nicht bevor ihr den Mantel hebt
    und ohne Maske vor mir steht!
    DIE ERSTE.
    So werf’ ich ab die Maskerade
    und zeig mich ohne Barrikade.
    Ich bin, was ich schon immer war,
    ein Mitglied deutscher Dichterschar,
    der Schöpfer von Luisen Miller –
    (er wirft die Verkleidung ab)
    es grüßt ergebenst: Friedrich Schiller.
    DIE ZWEITE.
    Auch ich werf’ nun den Mantel fort,
    auf dass man sieht, an diesem Ort,
    dass deutsches Schrifttum nie vergeht,
    und quicklebendig vor dir steht,
    Enttarnung ist darum von Nöten –
    (er wirft die Verkleidung ab)
    es grüßt der Dichterfürst, von Goethen.
    SCHILLER.
    Nun steh’n wir hier, du siehst uns klar,
    zwei große Dichter, unleugbar.
    Doch wissen wir noch nichts von dir –
    DIE DRITTE.
    Ich weiß, und darum folg’ ich nun,
    dasselbe wie ihr zwei zu tun,
    (er wirft die Verkleidung ab)
    ein armer Schüler steht nun hier.
    GOETHE.
    Das hätte man sich denken können,
    dass Schüler nichts von dem erkennen,
    was wir uns dereinst ausgedacht!
    SCHILLER.
    So sag mir, kannst den Grund du nennen,
    warum die Schüler uns verkennen,
    warum kein Feuer sich entfacht?
    SCHÜLER.
    Es sind die strengen Lehrmethoden,
    die ringen uns noch bald zu Boden,
    sie schreiben vor, was richtig sei,
    wie man Gedichte deuten muss,
    was jener Text uns sagen will.
    Sie lehren uns die Leserei,
    so wie sie’s wollen, so diffus,
    wir sind gebunden, bleiben still.
    GOETHE.
    Spricht hier die Wahrheit aus dem Schülermunde?
    Oder tut Faulheit ihre Kunde?
    SCHILLER.
    Oder beschwert sich einfach schlicht
    der Kleingeist?
    SCHÜLER. Nein! So ist es nicht!
    Was schriebt ihr, Goethe, wohl dereinst?
    Dass nur das heilig glühend Herz
    erkennen mag den schlechten Scherz.
    GOETHE.
    Ich weiß nicht recht, was du wohl meinst.
    SCHÜLER.
    Prometheus sagte doch dem Göttervater,
    dass er erkannte ihr Theater,
    dass er wohl sah,
    wie’s wirklich war,
    dass alle Knabenmorgenblütenträume
    verfaulten an der Wahrheit Bäume.
    GOETHE.
    Ich seh’, du bist nicht schlecht belesen.
    SCHÜLER.
    Auch ich hab Ahnung vom Bildungswesen.
    GOETHE.
    Und auch den Inhalt gut erfasst,
    doch weiß ich trotzdem nicht, was du hast.
    SCHÜLER.
    Dann lasst es mich euch nun erklären,
    die Führung müsst ihr mir gewähren,
    euch zu zeigen, wie es läuft,
    dass sich zur Zeit nur Schlechtes häuft.

    Die beiden dichter willigen ein und so führt der schüler sie in den klassenraum. dort treffen sie zuerst einige lyrische begriffe wie den reim, den jambus und weitere versmaße, ehe weitere schüler und letztendlich dann der lehrer eintritt und der unterricht beginnt. schiller und goethe geben sich als unterrichtsbesuch aus und beobachten das treiben. unterrichtsstoff ist goethes gedicht "zum maifeste", welches interpretiert werden soll. der lehrer ruft Robert, einen weiteren Schüler, auf, welcher folgendes preis gibt:

    ROBERT (erhebt sich).
    Ich denk, der gute Herr von Goethe wollte damit sagen,
    dass Liebe zur Natur und zu Andren am Menschen nagen.
    Das lyrische Ich in dem Gedicht
    ist wohl er selbst, so wie er spricht,
    er hat wohl eine neue Liebe bei einer fremden Frau gefunden,
    weshalb in der Natur er ist – für viele, viele Stunden.
    Dort ist er sich nun, ob des lieblichen Gefühls,
    all der Schönheit bewusst, dafür spricht recht viel.
    Wenn die Freud und die Wonne der Natur ihm wohl leuchtet,
    wenn die schön-golden Wolken erfüllen seine Brust,
    wenn die Erd’ und die Sonne, das Glück und die Lust
    das Feld seines Herzens mit Liebe wohl befeuchtet,
    dann ist dies ein Ausdruck der lyrischen Liebe,
    die der Dichter empfindet und die ihm wohl bliebe.

    damit ist goethe aber nicht einverstanden, während der lehrer freundensprünge macht und lediglich einige kleinere ergänzungen gibt. nun steht der schüler auf und gibt seine interpretation in form eines mehrstrophischen limerick:

    SCHÜLER (erhebt sich).
    Herr Lehrer, Ihr habt meinen Dank,
    ich hab meine Gedanken in Worte gefasst:
    (künstlich-sachlich)
    Es saß an der Feder von Goethe
    und sah, dass durch lyrische Nöte
    das Schreiben zerrinnt,
    drum kam ihm in den Sinn,
    dass der Alkohol Abhilfe böte.
    So trank er den lieblichen Wein,
    dass die Feder sich konnte erfreu’n
    und dann sah dieser Dichter
    wohl viele Gesichter
    und schrieb solche Lyrik, wie fein!
    War er seither in Not,
    so verschmäht’ er das Brot
    und trank gierig den lieblichen Wein.

  2. Nach oben    #2
    vip:oxy Avatar von Overkill
    aus over:kill wird killy der scape:goat
    6.727 Beiträge seit 12/2001
    Danke
    2

    Teil 2

    der lehrer ist über diese 'ketzerei' jedoch sehr verärgert, weswegen er den schüler zur strafe (neben notenabzügen) in den karzer schickt. dort reflektiert der schüler einsam in form zweier sonette:

    SCHÜLER (zaghaft).
    Was denkt der Lehrer sich? Dass er der Richter wäre?
    Zu richten Gut und Schlecht? Zu kennen jedes Wort,
    geschrieben von Poeten? Zu sprechen immerfort
    der Wahrheit aus dem Munde? – Er ist wie die Megäre!
    Sein Pult repräsentiert der Götzen Hochaltäre,
    vor dem wir alle sind, versammelt zum Rapport.
    Wenn einer falsch berichtet, so schickt er ihn hinfort
    in dunkle Kellerlöcher, in schwarz gefärbte Sphären!
    Ist’s soweit schon gekommen, so schlecht die Disziplin,
    dass aller Geiste Freiheit, beschränkt durch die Doktrin,
    in Karzern sitzen müssen? – Welch’ grobe Schweinerei!
    Hier sitz’ ich nun und spreche leise vor mich hin,
    verwes’ in Dunkelheit und atme Dioxin,
    auf dass mein Geist verfalle der Götzendienerei.
    (er entfernt sich vom Fenster und nimmt Platz auf dem Stuhl)
    War ich denn so im Unrecht mit meiner Theorie?
    Ist’s Freiheitsstrafe wert, zu sagen, was man denkt?
    Kann er das einfach tun in seiner Prüderie?
    Hat nicht die großen Dichter ihr eignes Herz gelenkt?
    Will man mich rasend machen in dieser Psychiatrie?
    Wird hier etwa das Denken von neuem eingerenkt?
    Versucht man zu behandeln des Geistes Diphtherie?
    Ich sag's Euch, wer nicht passt, wird einfach aufgehenkt!
    Der Freigeist wird verfolgt durch schul’sche Kavall’rie,
    das eigenmächt’ge Denken wird gnadenlos verdrängt,
    und eigene Ideen: zerstört durch Artill’rie.
    So ist der freie Geist am Ende dann verschenkt!
    Doch ich sitz’ hier und klage in diesem Kellerloch,
    versaure unter Tage und trag’ das schwere Joch!
    (er verschränkt die Arme auf dem Tisch und legt den Kopf hinein)

    daraufhin erscheint ein kellergeist, mit dem er diskutiert. das gespräch eskaliert bereits sehr früh und beide streiten sich heftigst. plötzlich betreten schiller und goethe den karzer, erkennen in dem kellergeist den geist der geistigen unterdrückung und verbannen ihn. danach führen sie den schüler wieder in den klassenraum, der nun leer ist und teilen ihm mit, dass am nächsten abend ein theaterbesuch ansteht. der schüler will sich zuerst drücken, doch letztendlich gehen alle drei ins theater. dort wird das stück "blancbec" vom französischen dichter jaques lipenseur (chaque & libre penseur) aufgeführt und man stößt auf ein drama im drama, ein "stück im stück". es geht um den bürgerlichen mann blancbec, der eine liebesbeziehung zu einer adligen unterhält. die kirche in form eines pfarrers will ihn davon abhalten, da es gegen gottes ordnung sei. die aufklärung in form eines aufklärers will ihn von den dogmen der kirche abbringen. und der vater des mädchens will ihn letztendlich dafür umbringen. so nimmt das unglück seinen lauf und blancbec tötet sich am ende. danach bringt das mädchen sich ebenfalls um. um das parabelhafte des stückes zu betonen, gibt der theatererzähler folgenden schlussmonolog:

    ERZÄHLER.
    So fragt Euch, habt den Tiefsinn Ihr verstanden,
    den dieses Stücklein zu vermitteln sucht?
    Versteht Ihr, wie die Menschen hier empfanden,
    versteht Ihr, wer von ihnen ward verflucht?
    Und sahet ihr Blancbec in seinen Banden?
    Und habt ihr dieses Schauspiel gern besucht?
    Wenn Ihr die Fragen alle könnt bejahen,
    dann wisst Ihr jetzt, was wenige nur sahen.

    Hier endet das "stück im stück". nach dem theaterbesuch gehen alle drei in die schenke "gottfrieds keller" (wer den faust & kleider machen leute gelesen hat, weiß, auf was es abzielt ). dort treffen sie auf allerlei literarische figuren, die da wären: faust, prometheus, götz von berlichingen, iphigenie, später dann noch wilhelm tell und nathan der weise. die drei erstgenannten erfreuen sich des guten weines, bis iphigenie eintritt. sofort sind sie scharf auf sie und prügeln sich letztendlich um sie. da tritt tell ein und will ihnen mit der armbrust zeigen, wo der hammer hängt, doch schiller besänftigt tell. dann kommt nathan ins spiel und erzählt auf schillers bitte eine parabel:

    NATHAN.
    Im fernen Land, da war ein König,
    mit güldner Kron’, die wohlbewandt
    mit Steinen, davon nicht grad’ wenig,
    sich in dem großen Schloss befand.
    Dem edlen Ding, im ganzen Reich,
    ihm kam kein’ andre Krone gleich.

    So sprach der König anderntags,
    als ihm die Pest ins Hause kam,
    dass jener, fähig eines Schlags,
    der wohl den Greif vom Himmel nahm,
    die edle Krone haben sollt’.
    Da fand sich ein das Prinzenvolk.

    Der erste Prinz versuchte nun,
    den Greif mit Feuer zu erwischen.
    Doch konnt’ er nicht viel mehr dann tun,
    als er den Greifen hörte zischen,
    als still zu steh’n und zitternd schrei’n,
    so sagt’ der alte König: Nein.

    Der zweite Prinz schickt’ sich nun an,
    des Greifen Haupte abzuschlagen.
    Und mutig schritt der edle Mann,
    dies herbe Kunststück dann zu wagen.
    Doch war auch ihm das Glück nicht hold,
    so blieb’s beim König, das Kronen-Gold.

    Der dritte kam nun an die Reihe,
    gewillt, den Wettkampf zu beenden.
    Von weitem hört’ man Greifen-Schreie,
    sollt’ sich zu ihm das Glücke wenden?
    Im Gegenteil, auch er hatt’ Pech,
    so blieb ihm nur der Hut aus Blech.

    Nun kam der vierte, wohl gewitzt,
    den Greif vom Himmel herzuholen.
    Er fand heraus des Vogels Sitz,
    um ihn mit Pfeilen abzuholen.
    Und siehe da, er hatte Glück,
    erhielt alsbald das teure Stück.

    So war des Königs Urteil dann,
    aus Dank und auch als guten Lohn,
    dass haben sollt’ der vierte Mann
    die gülden wohlbewandte Kron’.
    Denn rettete er doch das Reich
    noch vor dem Greifen auch zugleich.

    Hier verlassen schiller, goethe und der schüler die zeche. am nächsten morgen in der schule wird dann der theaterbesuch besprochen.

    und hier stehe ich momentan. ich habe zwar schon ein intermezzo im voraus geschrieben, "tells und iphigenies hochzeit", doch das kommt handlungsmäßig erst später zum einsatz.

  3. Nach oben    #3
    vip:oxy Avatar von Overkill
    aus over:kill wird killy der scape:goat
    6.727 Beiträge seit 12/2001
    Danke
    2
    lesefaul? dieser text ist dir zu lang?
    schreib trotzdem, was du davon hältst, denn resonanz wollt ich schon gern haben...

  4. Nach oben    #4

    36 Jahre alt
    aus serhalb der Öffnungszeiten leider geschlossen.
    476 Beiträge seit 11/2001
    Ich muss ehrlich sagen, ich habe nciht alles gelesen. Zudem gehöre ich nicht zu den Leuten, die diese Richtung gern mögen.
    Dennoch glaube ich, was du geschrieben hast, ist gut. Was ich gelesen habe gefällt mir sogar. Vielleicht gut, dass ich nicht weiterlese?
    Einzig und allein weil es nciht mein Stil ist.

  5. Nach oben    #5

    39 Jahre alt
    55 Beiträge seit 06/2001
    hast wirklich du das geschrieben?- Bin schwer beeindruckt!!! Wirklich sehr gut. Wenn du´s nicht selbst erdichtet hast, bekommste immer noch nen Bienchenstempel in´s Heft, weil du´s so fleißig abkopiert hast

    Nein, nein, wirklich: Ist echt super.... Mein Literaturlehrer hätte seine helle Freude daran.

  6. Nach oben    #6
    vip:oxy Avatar von Overkill
    aus over:kill wird killy der scape:goat
    6.727 Beiträge seit 12/2001
    Danke
    2
    ne, im ernst, selbst geschrieben. seit april sitz ich daran.

    aber danke für die blumen

  7. Nach oben    #7

    39 Jahre alt
    55 Beiträge seit 06/2001
    *g* keine ursache. an dem lob biste ja quasi "selber schuld". mit deiner genehmigung würde ich es ausdrucken und meinem literaturlehrer geben. natürlich mit dem vermerk "gedichtet von overkill, wohnhaft oxybrain".

  8. Nach oben    #8
    vip:oxy Avatar von Overkill
    aus over:kill wird killy der scape:goat
    6.727 Beiträge seit 12/2001
    Danke
    2
    aber wirklich nur mit dem zusatz, dass ich es geschrieben habe? *paranoidwegenplagiantebin*

    ich hätte es so gerne auch noch nem lehrer von mir mitgegeben, aber leider war die schule vorbei, als das dingens ne annehmbare größe und form hatte

    [edit]
    ich würd übrigens gerne wissen, was dein lehrer dazu gesagt hat
    [/edit]

  9. Nach oben    #9

    36 Jahre alt
    aus serhalb der Öffnungszeiten leider geschlossen.
    476 Beiträge seit 11/2001
    Wir machen dieses Jahr noch ein paar Dramen in Deutsch ... wenn du fleißig weiterschreibst würd ichs auch gern mit in die Schule nehmen. Natürlich nur mit deiner Erlaubnis.

  10. Nach oben    #10

    39 Jahre alt
    55 Beiträge seit 06/2001
    siehste overkill, bist noch kein bekannter dichter, aber ein fanclub bildet sich jetzt schon.... natürlich nur mit dem Zusatz, dass es von dir ist. ich schmücke mich nicht mit fremden lorbeeren.... ausserdem ist der text bei meinem lehrer bestimmt gut aufgehoben: ich bin azubi zur buchhändlerin und dein gedicht wird in der literaturstunde der buchhändlerlehranstalt verlesen.... jawohl, nur "fachkundige"

  11. Nach oben    #11
    vip:oxy Avatar von Overkill
    aus over:kill wird killy der scape:goat
    6.727 Beiträge seit 12/2001
    Danke
    2
    er wird verlesen?
    wo findet diese lesung denn statt?

    @finsen: hab soweit nix dagegen. wer weiß, vielleicht liegt es ja in ein paar jahren als gelbes reclam-heftchen in den klassenzimmern

  12. Nach oben    #12

    39 Jahre alt
    55 Beiträge seit 06/2001
    bei uns im unterricht.... in der literaturstunde.... *g*
    Das sind quasi Vorlesungen.... wir lernen sämtliche gattungen und genres bis zum erbrechen. alle wichtigen epochen mit vertretern, werken und eigenschaften, stilen und allem was dazu gehört. von der antike bis zur gegenwartsliteratur. da ist dein exerpt bestimmt eine gute abwechslung.....

  13. Nach oben    #13
    vip:oxy Avatar von Overkill
    aus over:kill wird killy der scape:goat
    6.727 Beiträge seit 12/2001
    Danke
    2
    und? gabs schon resonanz dazu? *g*

  14. Nach oben    #14

    aus geschissen
    16 Beiträge seit 04/2004
    Es liest sich interessant und ist nicht schlecht geschrieben. Nur was Nathans Parabel sagen soll ist mir nichts ganz klar: "List führt zum Ziel?"

    Naja und ich muss sagen in meinem Deutschkurs (JGS12 4-stündig) ist die Lehrerin froh, wenn überhaupt jemand etwas sagt bzw. nachdenkt, sei es auch noch so "ketzerisch".

  15. Nach oben    #15
    vip:oxy Avatar von Overkill
    aus over:kill wird killy der scape:goat
    6.727 Beiträge seit 12/2001
    Danke
    2
    @argh:

    freut mich, dass du versucht hast, in der parabel einen tieferen sinn zu sehen

    eigentlich soll die parabel nur aussagen, dass wilhelm tell den greifen, der hier den reichsadler, sprich die kaiserliche gewalt in gestalt von geßler, getötet hat und deshalb iphigenie bekommt. der erste prinz ist prometheus, der zweite ist faust und der dritte ist götz.

    @nightcatx: hat sich da eigentlich schon was getan?

  16. Nach oben    #16

    39 Jahre alt
    aus BaWü
    20 Beiträge seit 06/2004
    Ich bin sehr begeistert. Es ist durchaus messbar mit den Werken der Dichter, die in deinem Stück vorkommen

    Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass in geraumer Zeit Schüler mit diesem Stück in der Schule 'gequält werden'

  17. Nach oben    #17
    vip:oxy Avatar von Overkill
    aus over:kill wird killy der scape:goat
    6.727 Beiträge seit 12/2001
    Danke
    2
    Zitat Zitat von Schokoherz
    Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass in geraumer Zeit Schüler mit diesem Stück in der Schule 'gequält werden'
    hrhr, mach die anführungszeichen vom gequält werden ruhig weg

    aber danke

  18. Nach oben    #18

    39 Jahre alt
    55 Beiträge seit 06/2001
    Sooooooooo, bin endlch wieder im Lande (erst wochenlang schule, dann Urlaub):

    Mein Literaturlehrer war sehr sehr begeistert! 1. Weil du echt talent hast und es wirklich gut ist. und 2. weil er es absolut sensationell ist, dass sich jemand so intensiv mit einer so wunderbaren, leider sehr in den hintergrund geratenen, thematik beschäftigt!

    Und weißt du wieso du nun unbeliebt bei uns schülern bist?- weil der lehrer meinte "Ihr als Buchhändler solltet euch von dem engagement und der begeisterung mal eine scheibe abschneiden. peinlich für euch."

    Nein scherz, er sagte es zwar, aber "wir" schüler waren trotzdem begeistert. War eine tolle literaturstunde. (eigentlich wollten wir ausführlich in die exilliteratur einsteigen, so hatten wir noch eine stunde schonfrist! )

  19. Nach oben    #19
    vip:oxy Avatar von Overkill
    aus over:kill wird killy der scape:goat
    6.727 Beiträge seit 12/2001
    Danke
    2
    hui *gg* sind ja herrliche worte

    hat man als buchhändler zufällig irgendwelche kontakte zu verlegern oder so?

    oder weiß einer, wo man sich informieren kann, wie man ein buch rausbringen kann? (nur mal rein interessenhalber)

  20. Nach oben    #20

    39 Jahre alt
    55 Beiträge seit 06/2001
    naja, ein Bekannter von mir hat grade ein Buch rausgebracht. Ich hab ihm ein paar Verlagsadressen rausgesucht von Verlagen, die das verlegen, was er auch an zu bieten hatte, er hat sich mit denen in Verbindung gesetzt, denen die Skripte geschickt und erstmal ordentlich absagen bekommen. Am 1. diesen Monats ist sein Buch dann endlich rausgekommen und er ist echt glücklich.

    Mal ne kleine Werbung:
    Titel: CUTS
    Autor: Thomas van de Scheck
    196 Seiten mit 98 Fotos (farbig)
    Hardcover, gebunden
    Format: 22cmx28cm
    ISBN: 3-9808545-8-2
    Preis: 29,80 € inkl. 7% MwSt.
    erschienen am 01. Oktober 2004

    Es ist ein Bildband mehr sehr krass, schrillen, bunten, finstren, abstoßenden aber auch sehr schönen Fotos. Eine richtige "Freakshow"

  21. Nach oben    #21
    addicted
    oxy:gast
    wooow, bin begeistert. bin zwar net die große literaturkennerin, aber trotzdem: gute arbeit und viel erfolg weiterhin ich drück die daumen

  22. Nach oben    #22
    vip:oxy Avatar von Overkill
    aus over:kill wird killy der scape:goat
    6.727 Beiträge seit 12/2001
    Danke
    2
    vielen dank

  23. Nach oben    #23
    vip:oxy Avatar von Overkill
    aus over:kill wird killy der scape:goat
    6.727 Beiträge seit 12/2001
    Danke
    2
    Aus Langeweile: I wanna *push* you around

  24. Nach oben    #24

    48 Jahre alt
    aus spirituellen Untiefen entsprungen
    151 Beiträge seit 01/2007
    buch schon auf dem markt?

    Edith hats wirklich gelesen, und findet, du bist ein verdammter Freak. Im positiven Sinne.
    Hat sich das Ding seither weiterentwickelt?

  25. Nach oben    #25
    vip:oxy Avatar von Overkill
    aus over:kill wird killy der scape:goat
    6.727 Beiträge seit 12/2001
    Danke
    2
    Momentan in Überarbeitung. Im Juni/Juli wird voraussichtlich eine endgültige Fassung vorhanden sein, danach werd ich mich um nen Verlag bemühen.

    Mit Reclam wird's aber voraussichtlich nichts :-/

  26. Nach oben    #26

    48 Jahre alt
    aus spirituellen Untiefen entsprungen
    151 Beiträge seit 01/2007
    cool dass du drangeblieben bist. Konzentrier dich vor allem auf die Leiden des jungen Schülers - da oben driftets ja ein bisschen in die Belangloskeit bzw Beliebigkeit ab.

    Anonsten wie wärs denn mit diesem Spreeblick-Verlag, die sind doch bestimmt froh, was verlegen zu können.

  27. Nach oben    #27
    vip:oxy Avatar von Overkill
    aus over:kill wird killy der scape:goat
    6.727 Beiträge seit 12/2001
    Danke
    2
    Ich hab sogar schon einen zweiten Teil konzipiert, der mit dem ersten aber wohl soviel gemein hat wie der zweite Teil vom Faust mit seinem Vorgänger.

    Wo genau meinst du, dass es abdriftet?

  28. Nach oben    #28

    48 Jahre alt
    aus spirituellen Untiefen entsprungen
    151 Beiträge seit 01/2007
    Ahja eben diese Parabel. Ist natürlich nur ein Ausschnitt, aber das ist einfach mal um der Parabel Willen geschrieben, und nicht um die Thematik "Schule - Interpretation - Unfähigkeit" zu besprechen.

  29. Nach oben    #29
    vip:oxy Avatar von Overkill
    aus over:kill wird killy der scape:goat
    6.727 Beiträge seit 12/2001
    Danke
    2
    Hm, also nur um der Parabel Willen ist das nicht nur geschrieben. Die Parabel behandelt einen Strang der Handlung, der erst im zweiten Teil gänzlich aufgegriffen und fortgeführt wird.
    Zumal sich die ganze Szene in der Spelunke um ebenjene Thematik dreht.
    Aber wie du schon gesagt hast: ist nur ein Ausschnitt, in der endgültigen (ungekürzten) Fassung dürfte das eventuell etwas klarer werden.

  30. Nach oben    #30

    48 Jahre alt
    aus spirituellen Untiefen entsprungen
    151 Beiträge seit 01/2007
    Oxyuser bekommen ja sicher ein gratis Exemplar, nehme ich an?

  31. Nach oben    #31
    vip:oxy Avatar von Overkill
    aus over:kill wird killy der scape:goat
    6.727 Beiträge seit 12/2001
    Danke
    2
    Hehe, erstmal muss das Ding vollendet werden und zum Druck gehen

    Über Gratisexemplare lässt sich dann sicher verhandeln

  32. Nach oben    #32

    34 Jahre alt
    1.372 Beiträge seit 06/2006
    hab mir das mal durchgelesen. das is ja mal richtig gut!
    kannst du auch den rest mal bitte einstellen? würde dies mal gerne meiner deutschlehrerin zeigen.

    und deine widmung wird doch sein: für das oxybrain und deren user, die mir erheitert viele stunden.

  33. Nach oben    #33
    vip:oxy Avatar von Overkill
    aus over:kill wird killy der scape:goat
    6.727 Beiträge seit 12/2001
    Danke
    2

    Kurzes Preview aus dem zweiten Teil:

    INTERMEZZO – TELLS UND IPHIGENIENS HOCHZEITSREISE

    EPISODE II


    Thule, Burghof

    EDELBERT.
    Jetzt liegt unser gar edler Herrscher im Grabe tief unter der Erde.
    KUNIBERT.
    Euer Mund tut Wahrheit kund. Er war sicherlich der edelste aller Könige, welche je den Thron des gar edlen Königreiches von Thule bestiegen haben. Doch nun ist er hoch droben, in Valhalla, bei seinem Weibe, herabblickend, zu schauen, ob seine Nachfolger das Reich so edel und weise regieren wie er es selbst tat.
    EDELBERT.
    So sagt mir, Edelmann, meint Ihr sein eheliches Weib oder gar seine Buhle?
    KUNIBERT.
    So haltet ein, mein Ritter! Habt Ihr den Schalk im Nacken? Der König hätte niemals Ehebruch begangen und mit einer Buhle wilden Koitus betrieben. Doch – verratet mir, Sire, woher wollt Ihr das überhaupt wissen? Etwa aus den wilden Gerüchten am Königshofe? Oder gar von seiner Buhle selbst?
    EDELBERT.
    Weder noch. Zwar sind am Hofe des Königs Gerüchte immer in schnellem Umlaufe, doch ein solches kam mir nie zu Ohren. Auch von seiner Buhle vermag ich dies nicht zu wissen, da keiner der beiden darüber jemals ein Wort verloren hätte.
    KUNIBERT.
    So sagt mir, mein edler Herr, woher vermöget ihr es dann, darüber zu wissen? Oder wart Ihr gar selbst seine – ‚Buhle’? Solltet Ihr das behaupten wollen, so verlasset diesen edlen Hof des edlen Königs und kömmt nie wieder zurück!
    EDELBERT.
    Schweigt, Unwissender! Glaubt ihr etwa, mehr zu wissen als zehn Mägde zusammen? Oder denkt Ihr gar, die Geheimnisse des verstorbenen Königs so zu kennen wie nur ich es vermag?
    KUNIBERT.
    Woher vermöget Ihr die Geheimnisse des Königs zu kennen, edler Sire? Ihr seid doch nur ein Rittersmann!
    EDELBERT.
    Nun denn, ich will es Euch kundtun, mein Edelmann. Doch – versprechet mir, es an keines anderen Rittersmannes Ohr gelangen zu lassen!
    KUNIBERT.
    So sei es, ich verspreche!
    EDELBERT.
    Bei Eurem Leben, mein Ritter?
    KUNIBERT.
    Für wahr! Bei meinem Leben!
    EDELBERT.
    So höret zu: Ich war des Königs Waffenbruder, kämpfte mehr als dreißig Lenze Seite an Seite mit ihm – das ist länger als Euer Angesicht auf Erden wandelt, so unterstellt mir nicht, ich hätte unseren edlen König nicht gekannt. Zusammen bezwangen wir gar schröckliches Getier, besiegten wilde Muskelbarbaren. Er konnte jeden Feind, welcher sich im in den Weg stellen wollte, unterwerfen, und dennoch gab es eine Sache, der selbst er nicht gewachsen war: der Liebe. Kurz nachdem sein edles Weib verstorben war, ritt er mit mir aus, um sich durch die Jagd ein wenig abzulenken und einen besonders wilden Eber zum schmackhaften Abendmahl zu erlegen. Als wir unterdessen im Wald rasteten, sah der König ein Weib von solcher Schönheit und solchem Glanze, dass selbst die edle Sonne vor Neid erblassen musste. Der König konnte nicht anders als um ihre Hand anzuhalten, doch war sie schon einem anderen versprochen. Da sie die Tochter eines anderen Königs war, sollte es beiden verwehrt sein, offen zu verkehren, und sie waren gezwungen, sich in die Heimlichkeit zu flüchten. Eines Tages jedoch erfuhr unser tapfrer und edler König, dass dieses Weib vom schwarzen Tod befallen wurde. Er befahl mir daher, auf schnellstem Wege ein Treffen mit seiner Geliebten einzurichten. So ließ ich alsbald ein großes Fest veranstalten, auf welches auch der gesamte Hofstaat des Vaters seiner Buhle eingeladen war. Während also hier, in dieser Burg, das Fest abgehalten wurde, war es dem König und mir möglich, im Geheimen auf ihre Burg zu schleichen. Der König konnte daraufhin am Totenbett die Hand seiner Geliebten halten. Erinnert Ihr Euch noch des güldenen Kelches, an welchem er sich stets bei Speis und Trank labte?
    KUNIBERT.
    Meint Ihr wohl den güldenen Kelch, der mit gar edlen Steinen besetzt war?
    EDELBERT.
    Für wahr! Diesen Kelch meinte ich. Erinnert Ihr Euch auch noch seiner Tat, diesen in die Fluten der gar rauen See zu werfen?
    KUNIBERT.
    Durchaus, dies dünkt mich noch!
    EDELBERT.
    Und sagt mir, edler Ritter, erinnert Ihr Euch der Tränen, welche sein Antlitz zu zieren pflegten, wann immer er einen Schluck edlen Mets aus diesem Gefäße zu sich nahm?
    KUNIBERT.
    Bei Odin, durchaus! Es dünkt mich noch ganz genau! Wie oft fragte ich mich schon, warum unserem tapferen und edlen König immer die Augen übergingen.
    EDELBERT.
    Nun, mein Rittersmann, ich kenne diesen leider gar traurigen Grund. Die Tränen waren Tränen des Schmerzes. Er hatte diesen Becher nämlich geschenkt bekommen. –
    KUNIBERT.
    So verratet mir, Edelmann, warum sollte dies ein trauriger Grund sein? Es erfüllt mein Herz bei jedem Male mit tiefer Freude, wenn mir jemand ein Geschenk macht. So sagt mir, guter Mann, warum flossen Tränen des Schmerzes über sein gar edles Angesicht?
    EDELBERT.
    So höret doch zu, mein edler Rittersmann! Sicherlich wäre sein Herz gerast wie eine tödliche Barbarenklinge – hätte ihm seine Buhle diesen Kelch nicht im Moment ihres Ablebens dargereicht.
    KUNIBERT.
    So entschuldigt bitte meinen voreiligen Einwand, edle Ritterschaft!
    EDELBERT.
    Es sei Euch noch einmal verziehen. Ihr müsst wissen, dass dieser güldene Kelch das einzige Requiem unseres Königs an seine Buhle darstellte, da ihnen das Glück eines gemeinsamen Sprösslings verwehrt bleiben musste. So wurde der Kelch, wie mir seine edle Majestät später verraten hatte, zum Symbol der ewigen, gegenseitigen Liebe. Dies war denn auch der Grund, warum er diesen Kelch nicht an seine Erben weiterreichte. Er wollte dieses Symbol nicht schänden, indem es irgendwann an einen Edelmann geriete, der darüber in gänzlicher Unkenntnis lag. So übergab er den Kelch lieber den Fluten des tiefen und rauen Meeres, als dass ihn irgendein unwürdiger Muskelbarbar in die Hände bekäme und das Andenken an die wahrlich edle und schöne Buhle des Königs beschmutzen könne. Kurz nachdem er nun den güldenen Kelch ins Meer geworfen hatte, brach er zusammen, da auch er nicht mehr sein sollte, nachdem der Becher in den Fluten der See untergegangen war.
    KUNIBERT.
    So bitte ich eindringlichst um Entschuldigung, mein edler Ritter, für meine voreilige Tat, Euch der Verleumdung beschuldigt zu haben. Diese Geschichte tönt wahrlich sehr traurig und es deucht mir einiges. Doch – sagt mir, Edelmann: weiß der Prinz eigentlich etwas davon?
    EDELBERT.
    Nein, guter Mann. Doch gebt mir ein Versprechen: Ich bin mir dessen gewahr, dass auch ich nicht mehr lange auf Erden weilen werde. Deshalb vertraue ich Euch jene Aufgabe an, welche mir der König im Moment seines Ablebens auferlegte.
    KUNIBERT.
    Was für eine Aufgabe soll dies sein?
    EDELBERT.
    Ihr sollt auf den Prinzen aufpassen und ihm ein solcher Gefährte sein wie ich es für den König zu sein pflegte. Es ist wahrlich nicht leicht, aber Ihr seid ein vortrefflicher Kämpfer und Edelmann und könntet dem Prinzen viel beibringen.
    KUNIBERT.
    Für wahr! Da habt Ihr Recht, Rittersmann! Es ist keine leichte Aufgabe, die Ihr mir anvertraut. Doch will ich mein Bestes versuchen, um für den Prinzen zu sorgen!
    EDELBERT.
    So habet meinen Dank, edler Ritter. Möge Euer Leben noch lange und glücklich verlaufen!
    KUNIBERT.
    So lebet wohl, edle Ritterschaft!

    TELL und IPHIGENIE treten hinter einer steinernen Säule hervor.

    IPHIGENIE.
    Geliebter, hast du das gehört?
    TELL.
    Laut und deutlich. Und doch, ich wünscht’, es wäre zwischen beider Ohren geblieben.
    IPHIGENIE.
    Echte Liebe, Königsliebe. Was ist das für eine traurige Geschichte! Er fand die Frau, die ihm sein Ein und Alles sein sollte – und doch, die Liebe war unmöglich! Dennoch – juhe! Symbole muss man sich erfinden! Ach, wäre ich die Buhl’ gewesen.
    TELL.
    Bitte?!
    IPHIGENIE.
    Ich meine nur, falls ich die Buhl’ gewesen wäre – gestorben wär’ ich nicht. Aus Freude, dass der edle König so an meinem Andenken hing.
    TELL.
    Er hing doch nur so an jenem Kelche, weil ja gerade die Geliebte verstorben war!
    IPHIGENIE.
    Der Kelch – bestimmt ein prächtiger Pokal! Allein nur würdig, echte Lieb’ zu repräsentieren. Ich will ihn!
    TELL.
    Was?
    IPHIGENIE.
    Auf der Stelle!
    TELL.
    Und wie willst du ihn holen?
    IPHIGENIE.
    Tauch’ du für mich zum Meeresgrund hinab!
    TELL.
    Sonst noch ein Wunsch?
    IPHIGENIE.
    Bring’ den Becher mit!
    TELL.
    Niemals!
    IPHIGENIE.
    Ich denk’, du liebst mich. Und Liebe braucht nun mal ein strahlendes Symbol!
    TELL.
    Doch dieser Kelch ist doch das ewige Symbol für andre Liebende!
    IPHIGENIE.
    Liebe ist Liebe. Und der Kelch steht dafür. Ich will ihn. Tauche!
    TELL.
    Auf keinen Fall.
    IPHIGENIE.
    Jetzt geh’ schon! Du schwörtest, mich zu lieben!
    TELL.
    Vermaledeites – gut. Ich werde geh’n.
    IPHIGENIE.
    So gefällst du mir.
    TELL.
    Ein Abschiedskuss?
    IPHIGENIE.
    Kein Abschiedskuss. Du kommst ja wieder.
    TELL.
    Kein Abschiedskuss. Vermaledeites – wie auch immer.
    Wer wagt es, Edelmann oder Held,
    hinabzufahren in das tiefe Meer?
    Weil es den Weibern so gefällt,
    verlieren wir all’ uns’re Ehr’.
    Vermaledeites – vielleicht erlöst mich ja ein Fisch.

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Lesezeichen für Die Leiden des jungen Schülers - ein Exzerpt

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