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Thema: Legionär

  1. #1

    Legionär 1.Abschnitt

    Es gab eine Zeit in Deutschland in welcher sogenannte Übersiedler aus Ostdeutschland eine Schulung besuchen mussten um sich hier im westlichen Teil besser orientieren zu können. Zu dieser Zeit trafen sich zwei Männer, einer 22 und einer 31 Jahre alt, die all dies irgendwie nicht verstehen wollten. Sie nahmen sich das nächste Überbrückungsgeld vom Arbeitsamt und ab Richtung Süden.
    Sie hatten den Traum in so einer afrikanischen Diamantenmine zu arbeiten und dort vielleicht als Aufseher oder so was schnelles Geld zu verdienen. Doch es kam alles anders.
    Auf der Reise durch Frankreich ging das Geld mehr und mehr zur Neige. Sie mussten ja ab und zu was essen und weil es nicht überall erwünscht ist, wenn man auf dem Bahnhof oder auf der Strasse schläft nahmen sie sich hin und wieder ein billiges Hotelzimmer. Auch schon wegen der Hygiene.
    So konnte es nicht anders sein als das dass finanzielle irgendwann ausgeschöpft war.
    Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die beiden in Marseille. Man sah den schönen Hafen mit den „Kleinen Yachten“ und man sah immer wieder so komische Plakate mit Bildern von Männern mit weißem Käppi.
    Keiner von beiden beherrschte die französische Sprache. Nur kam dem einem in den Sinn das er mal daheim ein Bild seines Opa´s mit so´nem Käppi gesehen hätte, soll wohl früher mal bei der Fremdenlegion gewesen sein.
    Tja, was macht man nun, betteln oder sich die Telefonnummer von so einem Plakat ab schreiben und anrufen.
    Was dämlicheres hätte den beiden nie einfallen können.
    Es war der 30. Dezember, ein Tag bevor einer der beiden Geburtstag haben wird. Der Typ am Ende der Telefonleitung verstand deutsch. Die beiden sollen doch am 31. Dezember gegen 14.00 Uhr in die kleine Kaserne im Hafengebiet kommen. Gesagt, getan.
    Sie wurden nett aufgenommen, bekamen zu essen und einen grünen Trainingsanzug. Ihnen wurde eine Stube zugewiesen in welcher sich schon ein Ungar, ein Finne, zwei Polen und ein Russe befanden. Ha, jetzt hätte ich fast Bonsai vergessen, ein kleiner drahtiger Chinese.
    Die waren alle mehr im Alter des Jüngeren. Man begrüßte sich, versuchte sich ein wenig zu unterhalten und verharrte der Dinge welche noch kommen mögen. Am Spätmittag bekamen sie eingetrichtert was es für eine Ehre für alle sei das man hier sein durfte und was für ein tolles Gefühl es sein wird wenn man die Aufnahmeprüfung der Legionäre bestand.
    Gegen Abend kam irgendeiner in Uniform ins Zimmer und machte ihnen begreiflich das es Zeit wird etwas zu arbeiten. Jeder bekam einen Putzlappen womit die Blätter der auf dem Gang befindlichen Gummibäume geputzt wurden. Gegen 20.00 Uhr gab es noch mal was zu essen und dann war Schlafenszeit.
    Tolles Silvester für alle und ein toller Geburtstag für den Älteren der beiden Deutschen.
    Das ging zwei Tage so weiter. Küchenarbeit, Wege der Kaserne fegen und dank der guten Gehirnwäschearbeit immer nur noch das Ziel vor Augen ein Legionär zu werden. Man sah überall Wimpel und Fahnen, Orden in Vitrinen und die tollen Uniformen der Offiziere. Doch es muss was tolles sein dazu zu gehören. Man freute sich auf die Abreise ins Aufnahmelager.
    Am dritten Tag war es soweit, auf nach Aubagne.
    Einige Hundert waren schon vor ihnen da. Alles junge Menschen mit dem Wunsch vor Augen aufgenommen zu werden. Junge Männer verschiedener Nationalitäten.
    Fünf Test´s musste man bestehen. Auf zwei Wochen waren diese verteilt. Arbeits-, Intellegens-, Gesundheits-, Sport- und der sogenannte GESTAPO-Test.
    Es wurden wieder mal Kasernenwege gefegt, Kippen aufgesammelt, mathematische- und Logikaufgaben gelöst, Untersuchungen über den Gesundheitszustand vorgenommen, verschiedene sportliche Aufgaben bewältigt und schließlich deine Bereitschaft zur Wahrheit getestet. Das war der GESTAPO-Test. Ja, die hatten wirklich an ihrer Bürotür GESTAPO stehen. Keine Ahnung was das für ein Kürzel im französischem gewesen war, aber es hieß so.
    Die fragten einen über seinen gesamten Werdegang aus, alles mögliche. Geburt, Kindergarten, Schulzeit, Lehre, Straffälligkeit, einfach alles. Hast du gelogen, dann haben die es raus bekommen. Dann hieß es: „Warum hast du uns belogen, so funktioniert das nicht“ und „Tschüß, darfst gehen“.
    Circa zwei-drei Wochen dauerte das ganze. Hatte man auf der Schulter seiner wohl schon oft vorher getragenen Uniform, nach einer Woche ein grünes Band, dann hatte man es fast geschafft. Wurde an dem darauf folgenden Freitag das grüne gegen ein rotes ausgetauscht, war man dabei. Von Hundert Bewerbern schafften es im Schnitt um die 35.
    Der ältere der beiden wurde wieder heim geschickt. Er erhielt 50 Franc und seine Zivilklamotten zurück.
    Der jüngere durfte nach Castel Nauderie(weiß nicht mehr ob das die richtige Schreibweise ist) zur Grundausbildung.
    Vier Monate, vier lange Monate an denen nicht ein Tag verging an welchem man nicht eine Ohrfeige, einen Tritt in die Seite (bei den oft am Tag vorkommenden Liegestützen), oder einfach so einen Faustschlag in den Bauch bekam.
    Sie zerbrachen den Willen des Deutschen und aller anderen.
    Dreizehn verschiedene Impfungen gegen alle möglichen normalen Krankheiten und gegen irgendwelche Tropenfieber. Die gab es in die Schultern, in den Bauch, in die Lendengegend und natürlich auch ein oder zwei in das Hinterteil.
    Er wollte nur das es vorbei geht. Spindkontrolle hieß Schrank auf und wehe es lagen die Ersatzuniformen oder all die anderen einheitlichen Sachen die jeder bekommen hat nicht auf den Millimeter genau über einander. Zuerst gab´s die Ohrfeige, dann wurde der gesamte Spind einfach nach vorne gekippt. Es war denen egal ob es Tag oder mitten in der Nacht so gegen ein-zwei oder drei Uhr war. Wenn die Coporal´s und die Sergant´s vom saufen zurück kamen, gab es keine Chance zu entkommen.

    Alpträume plagten ihn. Mitten in der Nacht schreckte er auf und stellte sich im Stillgestanden auf sein Bett. Er wollte das es vorbei geht.

  2. Nach oben    #2

    Legionär 2.Abschnitt

    [Einfacher halber nenne ich den Deutschen nur noch Tom]

    In der Kaserne gab es viele Regeln. Eine davon war, das eine Kompanie sich entweder mit Gesang oder im Stick-Marsch(Arme anwinkeln, Fäuste auf den Brustkorb und rennen mit kleinen Schritten) durch die Kaserne bewegen durfte.
    „Gibt ein schöneres Bild.“ hieß es im Regelwerk.
    Essenszeiten waren festgelegt. Also trat man vor dem Kompaniegebäude an und es wurde versucht ein Legionärslied zu singen. Legionäre kämpfen schnell und marschieren gegenüber anderen Armeen sehr langsam. Die Lieder sind alle auf Gleichschritt abgestimmt. Also musst du mit deinem Ton anfangen wenn auch alle anderen beginnen. Das mach erst mal wenn du kein französisch kannst und vielleicht ein zwei Tage neben dem normalen Krams, Zeit zum auswendig lernen hattest. Klappte dies nicht wurde von vorne angefangen und man kam zu spät zum Essen. Schlussfolgerung: schlecht singen wenig oder gar kein Essen.
    Es gab für Tom und seine Kameraden in der ersten Woche sehr wenig zu essen.
    Gelang es aber doch hin und wieder rechtzeitig da zu sein, stand man in einer Schlange an und hoffte das man sein Tablett mit den gar nicht so schlechtem Essen rechtzeitig bekommen würde. Das man es schaffte sich an einen Tisch zu setzen und ein paar Happen runter zu schlingen.
    Selten konnte Tom alles was vor ihm stand zu sich nehmen. Manche versuchten beim verlassen des Speisesaales kleine Portionen in ihren Uniformen zu verstecken, sie erwischten alle. Zur Strafe ging es direkt nach dem Essen auf die kleine Sturmbahn welche sich zweihundert Meter von der Kantine befand. Sie bestand aus einer Eskalierwand, ein paar Kriechhindernissen, Stangen für Klimmzüge, Betonröhren zum durch krabbeln und freihängenden 6m langen Seilen zum hoch klettern.
    Die Jungs hatten nicht viel vom Essen.
    Ein Pole hat sogar ein Auge weniger. Ja, ein Auge weniger ! Er war etwas fülliger als alle anderen und hatte immer Hunger. Seine sportlichen Leistungen waren nicht so besonders wofür er öfter´s von den Ausbildern angeschrien und geschlagen wurde. Er hatte auch versucht sich beim Tablett abgeben noch etwas in den Mund zu schieben. Ein Hilfsausbilder hat´s gesehen, ging zu ihm hin holte mit der rechten aus und schlug dermaßen was von brutal zu das die Ärzte sein linkes Auge nicht mehr retten konnten.
    Nein, das blieb nicht ungesühnt. Der Hilfsausbilder kam drei Monate ins Gefängnis. Der Pole bekam eine Abfindung(war ja nicht mehr in der Fremdenlegion zu gebrauchen) von damals 250.000 Franc und wurde nach ein paar Wochen Krankenhaus entlassen.
    Aber da waren noch andere denen es schlecht ging. In der Zehnmannstube von Tom gab es unter anderen einen weißen Südafrikaner. Keine Ahnung wie der das ausgehalten hat. Er war von den Ausbildern nur wegen seiner Herkunft als Negerhasser verpöhnt. Da es natürlich auch den ein oder anderen dunkelhäutigen Ausbilder gab, bekam der Südafrikaner dies zu spüren. Tom glaubt das Klaus van Bunderhoff sein Name war.
    Was der auf die Fresse gekriegt hat. Wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat kann man sich das nicht vorstellen. Immer wieder nachts in unregelmäßigen Abständen kamen sie und schlugen einfach auf den Schlafenden ein. Tom hat es so wie einige andere nicht immer gemerkt wenn sie da waren um ihn zu schlagen und zu demütigen. Manchmal sah Tom es erst beim nächsten wecken an dem gequollenen Gesicht oder am mit Blut verschmierten Bettzeug. Brutale Schweine.
    Oft hat sich Tom ausgemalt wie er sich einen Knüppel besorgen wird um einen von den Schweinen auf zu lauern und ihm so richtig auf den Schädel zu schlagen. Einen von ihnen spüren lassen was sie ihn und seine Kameraden haben spüren lassen. Oft hat er es sich in seinen Gedanken ausgemalt.
    Er hat nie den Mut gehabt.
    Keiner hat den Mut gehabt sich gegen die zu wehren. Die Angst das es noch schlimmer werden könnte war einfach größer.

  3. Nach oben    #3

    Legionär 3.- ??? Abschnitt

    Ich möchte nicht mit Toms Geschichte die ganze Lyric-Leiste zustopfen, deswegen werde ich alles noch folgende hier rein setzen. Wenn einer von Euch das Bedürfnis verspürt dieses zu verfolgen kann er ja ab und zu rein schauen. Ich werde alles neue immer als neue Antwort setzen.



    In der zweiten Woche hat jeder die gesamte Ausrüstung in seinen Legionärssack gepackt. „Es geht für zwei Wochen auf die Farm“ sagte man dem Frischfleisch. Keiner wusste was die Farm ist, aber jeder der einmal dort war wird sie nie vergessen.
    Genau so wenig wie sein Matricul. Eine 6-stellige Nummer, die Nummer der wievielte Freiwillige du bei der Legion Etrangere bist.
    181 657, die Nummer von Tom. Sie brennt sich ein in deinen Kopf, man wird Sie nie mehr los.

    Die Farm war ein Gelände irgendwo im Umkreis von vielleicht 50 km zur Kaserne gesehen.
    Ein zweistöckiges Gebäude, schräg auf einem leichten Hang gebaut. Sah aus wie ein altes schlecht verputztes Backsteinhaus. Die Dachziegel ungleichmäßig drauf gesetzt, schimmlig und alt. Es war ungefähr 35 m lang und 6 m hoch. Vier Türen an der Vorderseite, eine zu den Stuben der Offiziere, eine zur Küche, eine zum Unterrichtsraum und eine die über eine Treppe zu den Schlafräumen führte.
    Auf rechten Hinterseite war noch eine welche zum Keller führte. Dort waren die Bettgestelle, Matratzen, Decken, Blechspinde, die zwei Zylinderförmigen Öfen und anderer Krimskrams(Besen, Schaufeln, Schneeschieber usw.) unter gebracht. Ein Feldweg führte am Haus vorbei zu einer offenen Scheune. Ein kleiner Holzstapel, Pappkameraden und verschiedene Werkzeuge lagerten da.
    Fünf Meter hinterm Haus begann die Eingrenzung des Appellplatzes. Bei dem Schneetreiben konnte man mit zusammen gekniffenen Augen schemenhaft die Fahnenmasten wahr nehmen. Um den Platz herum standen große alte Eichen. Sie trugen keine Blätter, es war die falsche Jahreszeit zum aufblühen. Ansonsten gab es dort nur schneebedeckte Wiesen und andere kahle Baumgruppen. Ein kalter verlassener einsamer Ort.

    Zuerst wurden alle Räume gründlich gesäubert, dann mussten die Öfen, Spinde, und Bettgestelle ins Haus gebracht werden. Wer die Arbeiten verrichtete braucht wohl nicht erklärt zu werden. Die drei Schlafräume von Tom und seinen Kameraden, nur durch Türgroße Öffnungen in den Wänden getrennt, erstreckten sich auf die Länge des Gebäudes. Von der Tür aus führte eine Treppe mit sechs Stufen zum ersten Raum, weitere vier Stufen zum nächsten und noch einmal drei zum letzten.
    Der Zug zählte 48 Freiwillige, zehn Coporale, 7 Unteroffiziere und einen Offizier. Dies verheißt wenig Platz im Gebäude, somit wird in Doppelstockmanier gepennt. Natürlich nur die Jungs und die Coporale.

    Ach ja, hätte ich zum besseren Verständnis schon früher anmerken müssen, Coporal entspricht rangmäßig wohl einem Ober- oder Haptgefreiten der Bundeswehr. Sergant, Chef und Adjudant sind Unteroffiziersdienstgrade wie bei uns Stuffz und Feldwebel. Obwohl der Adjudant ist glaube ich so was wie Hauptfeldwebel. Bleibt noch der Capitan, der Offizier.

    So ging der erste Tag gemächlich vorbei. Die Öfen wurde geheizt, die Betten zusammen gebaut und die Spinde auf´s peinlichste genau eingeräumt.
    Der erste Abendappell ging glimpflich über die Bühne. Noch keiner der wegen etwas bestraft wurde und geschneit hat es auch nur wenig.
    Einen Vorteil hat die Farm gehabt, so im nach hinein. Es kam öfters als in der Kaserne vor das alle ihre Mahlzeit komplett zu sich nehmen konnten. Ja.
    Nun gut. Es war kein Vergnügen in dem Gebäude zu nächtigen, es hatte zwar Fenster, aber die meisten waren undicht. Aufgeteilt waren die Kameraden in drei Gruppen. Jede Gruppe hat jeden Tag ihre Aufgaben zu bewerkstelligen gehabt. Holz musste gehakt werden, das Gelände um die Farm musste täglich gesäubert werden und die dritte Gruppe musste die Küchenarbeit übernehmen. Das war jeden sein Lieblingsjob, auch der von Tom. Konnte man doch so ab und zu einen Apfel oder irgend was anderes heimlich essen.
    Holz hacken war keine so tolle Arbeit. Denen war es egal ob es geschneit oder sintflutartig geregnet hat. Da gab es ein so´n kleines Dreckschwein von Sergant, der hat als es anfing zu hageln, Tom´s Gruppe während des Holz machens ins Stillgestanden gesetzt. In die Windrichtung gedreht durfte man nicht einmal die Augen schliessen. Der hat sich davor gestellt, genauso nur mit einer einfachen Uniform begleitet wie die Kameraden sie an hatten und die ganze Zeit sein dämliches fieses Grinsen aufgesetzt.
    Keine Ahnung ob es fünf Minuten oder eine halbe Stunde lang anhielt. Tom hat versucht sich in eine schöne bessere Zeit hinein zu denken. Die Zeit in der er frei war. Die Zeit in der Schulung für Übersiedler. In warmen Klassenräumen am Tisch sitzen und den einem sinnlos vorkommenden Ausführungen des Dozenten lauschen. `Ja, in ein paar Minuten ist eine kleine Pause und dann hol ich mir einen schönen heißen Kaffee am Automaten.`
    Abhärtungstraining nannte es dieses Arschloch. Tom und einige seiner Kameraden sind hart geworden.

  4. Nach oben    #4
    Manche mögen sich sagen das es eine komische Geschichte sei....es ist keine.

    An einem dieser Tage waren Geländeübungen angesagt. Alle mussten in Kampfmanier mit Rucksack, Helm(halt die gesamte Kampfausrüstung) und Waffe ins Gelände.
    Da die Jungs nicht die ersten waren welche die Umgebung der Farm besuchten, gab es auch schon ausgehobene Schützengräben. Es hatte jeder von ihnen einen Feldspaten dabei, aber den nicht benutzen zu müssen wäre eine feine Sache. Da Ihre Ausbilder aus irgendeinem Grund gut gelaunt waren, kam Tom und seinen Kameraden zu mindest so vor, durften die vorhandenen Gräben benutzt werden. Scheiße war´s. In allen stand das Wasser circa einen halben Meter hoch. Bis auf einen, sind auch alle freiwillig rein. Der eine wurde von drei Ausbildern geschnappt und es wurden ihm die Innenseiten so eines niedlichen Schützengrabens mit dem Kopf zuerst gezeigt. Er hat ziemlich lang seine Luft angehalten bevor sie ihn wieder raus zogen.
    Der Adjudant baute sich vor allen auf und vermittelte gebrochen in allen möglichen Sprachen das es eine Notwendigkeit sei im Ernstfall nicht zu überlegen sondern zu handeln.
    Das in die Springerstiefel sich seinen Weg bahnende Wasser war schrecklich kalt. Tom versuchte es mit den Gedanken an den nassen Kameraden zu ignorieren. Der stand jetzt auch in einem und bibberte was das Zeug hielt. Es interessierte niemanden der Ausbilder. Tom hörte halbwegs den Ausführungen des Adju´s zu und erfuhr das ein Legionär so was wie das hier locker weg stecken müsse. Alles spielt sich nur in den Köpfen ab. Es gibt keine Kälte, es ist dann nur nicht so ganz warm.
    Er erzählte sehr lange über die Geschichte der Legion und seine Helden. Begreiflich machte er auch allen das höchstens 5 % von den hier anwesenden nach dem von jedem unterschriebenen Fünfjahresvertrag noch Angehörige der Fremdenlegion seien. Ein Teil wird desertieren und ein Teil wird bei Einsätzen getötet. Ein Rumoren ging durch die Runde das alle es schaffen werden und niemals abhauen würden. Auch Tom dachte so ähnlich. Er sagte sich wenn er das hier durch steht, die 4 Monate einfach durch hält, kann es nur noch besser werden.
    Am Nachmittag ging es zurück zur Farm. Pitschnass, schmutzig, hungrig und ausgelaugt freute sich jeder auf ein paar trockene Klamotten. Dort angekommen gab es nichts trockenes. Der Befehl lautete Waffen reinigen. Sie setzten sich so wie sie waren in den Unterrichtsraum und begannen die ersten Handgriffe über den Zusammenbau der Famas zu lernen. Die Finger waren schon fast steif da es in diesem Raum kein Rohr gab welches vom Ofen kam. Viele wurden wieder geohrfeigt und getreten und mussten Liegestütze ohne Ende machen, nur weil ein Teil der Waffe aus den Händen auf den Boden glitt. So schnell konnte man es gar nicht wieder aufheben da hat es schon geknallt.
    Tom hatte nun wenigstens warme Wangen.

  5. Nach oben    #5
    Exerzieren war auch an der Tagesordnung. Die Uniform musste immer perfekt sitzen. Nichts durfte in den Taschen stecken, die Hosenbeine wurden gleichmäßig nach innen über den Rand der Springerstiefel geschlagen mit Gummis fest gehalten. Das grüne Barett sollte zwei Finger breit über dem linken Ohr sitzen. Auf die Famas wurde das Bajonett aufgesteckt. Die Stiefel waren auf Hochglanz poliert.

    Alter Trick war die Stiefelwichse in der Dose zu entflammen, so wurde sie richtig weich und geschmeidig. Stiefel putzen war immer so was wie ein Gemeinschaftssport. Es war schwer ein zu schätzen wie viel Zeit man noch haben würde bis das exerzieren begann. Manchmal machten die Ausbilder Druck und brüllten alle an, endlich fertig zu werden nur um sie noch striezen zu können. Auch eine ihrer vorlieben waren Kniebeuge auf Stufen. Fünf gab es, die eins war ganz unten und die fünf aufrecht. Logisch das die anderen dazwischen waren. Diese wurden auch am meisten ausgeführt. Ausgeführt ist vielleicht so nicht ganz korrekt, man musste in einer von den Ausbildern gewählten Stufe verharren. Ein Unterrichtsraum mit circa 48 qm und alle in die Knie gebeugt mit ausgestreckten Armen. Nicht viel Platz gewesen zwischen den Tischen und Stühlen. Jeder wurde in der vorgegebenen Stufe in Augenschein genommen und wenn einer denen nicht passte musste er solange probieren bis er die Ihrer Meinung nach richtige Position hatte. Erklärt sich von selbst das die anderen sich in der Zeit nicht bewegen durften. Das bringt Muskeln in den Schenkeln.

    Vor dem Gebäude angetreten nahm der Adjutant noch einmal den Zug in Augenschein bevor der Capitan sich zu ihnen gesellte. Selten das der überhaupt anwesend war. Nach seiner Inspektion gab er noch ein paar Anweisungen und verschwand gleich wieder.
    Trockene kalte Luft und Sonnenschein, der Boden der Feldwege hart und steinig. Vereinzelt lag noch Schnee auf den Feldern und Wiesen. Ein paar Krähen flogen umher. In dieser Region ein angenehmer Januartag. Bestimmt angenehm in seiner Freizeit mal einen Ausflug in diese Gegend zu unternehmen.
    Mit Gesang ging es erst mal ein zwei Kilometer in die Pampa. In drei Gruppen wurden sie aufgeteilt, jeweils mit zwei Couporalen und ein Sergeant. Tom stand außen in der dritten Reihe. Sein Gruppenführer hieß Sergeant Meudic. Dieser sprach ein wenig deutsch und machte immer einen eigentlich gediegenen Eindruck. Bis zu diesem Tag hat Tom nie gesehen das er großartig Ohrfeigen verteilte...irgendwann ist immer das erste mal.
    Keine Ahnung wo Tom mit seinen Gedanken war, aber an dem Tag hat er wohl alles falsch gemacht was nur ging. Immer wieder bekam er von einem der Couporale mit der Faust in die Seite geknufft.
    „Linder !!!“ (war damals Tom´s von der Legion ausgesuchter Nachname) „was ist in deine Kopf?“ kam ein Brüller vom Sergeanten. „Du nicht begreifen wollen wie man marschiert?!“ Tom fiel nix besseres ein als sich nach rechts um zu drehen um zu antworten. Er konnte ja nicht ahnen das Meudic direkt neben ihm stand. Er sah ein Zucken und schon lag er auf dem Feldrand mit einem Bajonett an der Kehle. Alles war still. 20 cm vor sich sah er die weit aufgerissenen Augen des Sergeanten. Sein Gesicht hatte keinen menschlichen Züge mehr. „Wenn du nicht wollen das ich dich töte, wirst du gehorchen.“ Er flüsterte es nur, doch Tom verstand jedes Wort.
    Später erfuhr er von seinen Kameraden warum der Sergeant so ausgerastet war. Beim umdrehen zu ihm hätte Tom ihm fast das Auge mit seinem auf´s Gewehr aufgepflanzten Bajonett ausgestochen.

  6. Nach oben    #6
    Die zwei Wochen zogen sich in die Länge. Aber nach häufigem durch den Dreck und Matsch robben, nach unzähligen Tritten und Ohrfeigen, nach widerlichen Nachtappellen und nach einer Zeit mit viel Körperertüchtigung und wenig Essen war es geschafft.
    Nun stand nur noch das abbauen des Inventars und der 25 km Marsch vor ihnen. Ja, man musste den Marsch machen um endlich dieses Käppi zu bekommen.
    Kepi Blanc, die Kopfbedeckung der Legionäre. Wenigstens wusste man seit dem für was man sich den Arsch aufgerissen hat.
    Auf drei LKW´s ging es irgend wo in die Pampa. Die drei Gruppen wie sie schon beim exerzieren eingeteilt waren, bekamen jewiels einen Kompass und eine Karte. Natürlich sind die zwei Couporale und der Sergeant mit anwesend, sonst wäre vielleicht jemand auf die Idee gekommen zu desertieren. Tom und seine Kameraden dachten nicht ans abhauen. Mit vollen Kampfgepäck starteten die Gruppen von verschiedenen Punkten. Ziel war die Kaserne. Es gibt darüber nicht viel zu berichten, alles klappte ganz gut. Fast zeitgleich trafen sich die Gruppen in 500 m Entfernung vor der Kaserne. Keinem ging es besonders gut. Der Adjutant erwartete sie bereits dort. Er baute sich vor ihnen auf und stellte fest das man sich so schlampig wie alle aussahen nirgends sehen lassen dürfe. Kleider in Ordnung bringen und Stiefel putzen. Tom sah es als eine willkommene Erholungsphase an.
    In Reih und Glied mit stolz erhobenen Haupt, marschierten die 48 Freiwilligen mit ihren Ausbildern und wirklich gut klingendem Gesang durch das Kasernentor. Neue waren gerade eingetroffen. Im Kopf die Gewissheit die erste Prüfung bestanden zu haben und gleichzeitig die Gedanken über die Neuen, ob sie es schaffen werden, ob sie durch halten. Tom wünschte es ihnen, hoffte das es ihnen nicht so dreckig gehen würde.
    Vor dem Kompaniegebäude erfuhren alle wie stolz unser Capitan auf seinen Zug war. Etwas erfreut waren wohl alle über seinen Kommentar, aber irgend wie wollte jeder nur noch raus aus den Klamotten, heiß duschen und schlafen. Viel schlafen. Gleichzeitig war jedem bewusst das es das nicht alles geben würde. Duschen durften sie und sich eine niegelnagelneue Uniform anziehen. Die durfte nur für besondere Zwecke den Spind verlassen. Dann ging es noch mal zum Haare schneiden in die Nachbarsstube.
    Das Kepi Blanc durfte auch schon aufgesetzt werden. Das Ding lag die ganze Zeit schon in den Spinden und musste gehegt und gepflegt werden. Auf dem langen Gang des Gebäudes mussten sie antreten. Wie immer an der Linie der zweiten Reihe Bodenfliesen. Die Couporale welche sie begutachteten waren auch in neueren Uniformen gekleidet. Mit auf dem Rücken verschränkten Händen kontrollierten sie die Korrektheit der Uniform und der Stiefel. War ein Knopf von einer Brusttasche nicht zu, schauten sie einem an, schüttelten den Kopf und schlossen diese. Gab es ihrer Meinung nach einen kleinen Schmutzfleck auf den Stiefeln, wiesen sie bloß mit den Fingern drauf hin und man bereinigte diesen. Manchen wurde noch das Kepi Blanc zurecht gerückt und das war´s. Hingegen zu anderen Kontrollen, gab es keine Schläge. Keine einzige knallende Ohrfeige, keinen einzigen Tritt.
    Während man so da stand hegten wo alle die Hoffnung das jetzt alles besser wird. Es gab auch etwas zu lachen. Einer der beiden Couporale fing an sich mit dem anderen im Morsealphabet zu unterhalten. Na halt mit piep piep pieeep und so weiter. Der zweite verstand es nicht recht und komische Züge huschten über sein Gesicht. Manchmal kamen richtig befreiende Lacher aus dem einen oder anderen, aber wenn´s denen zu viel war kam ein strenger Blick herüber und man verstummte. Alles in allem eine ruhige Situation.
    Irgend wann tauchte unser Adjutant auf, ging die Reihe noch mal ab und hielt eine kleine Rede. So halbwegs hörten die Jungens raus das es eine kleine Feier geben wird. Die gab es auch. In einem der Nebenräume der Kantine stand ein großer Tisch mit einer riesigen rot-grünen Cremetorte(die Farben der Legion), mit einem wirklich fein aus Marzipan gefertigtem Kepi Blanc oben drauf. Rings herum, massenweise von den kleinen niedlichen Kronenbergbier, mit einer Art Drehverschluss(praktisch).
    Keiner war sich sicher wie man sich verhalten solle. Nach zweimaliger Aufforderung nahmen sich die ersten eine Flasche und tranken sie in einem Zug leer(rülps). Einer der Couporale schnitt die Torte an und verteilte sie. Ein anderer verteilte an die Raucher Zigarettenschachteln der Marke...(O.K. keine Schleichwerbung für deutsche Produkte).
    Viel wurde geraucht, gesoffen und gefressen. Keiner dachte daran das irgend was an diesem Vorgehen nach den zwei Wochen Farm schlecht sein könne.
    Die Rechnung bekamen alle. Keiner der Mägen konnte soviel Sahne fressen und Bier trinken verkraften. Tom glaubt, jeder musste sich übergeben. Aber lecker war es.

  7. Nach oben    #7
    Anscheinend gibt es einige Leser die es interessiert... . Ich denke das ich noch einige Erlebnisse unter diesen Thread setzen werde. Zur Vereinfachung für mich haben Tom und ich beschlossen das ich in die Rolle von Tom schlüpfen könne um alles etwas einfacher in Szene setzen zu können. Nun gut, dann werde ich dieses tun.

  8. Nach oben    #8
    Mit den nächsten Tagen normalisierte sich alles wieder. Jeder bekam wieder seine Tritte und Schläge. Allerdings gab es immer mehr zu essen da das Marschieren mit Gesang immer besser klappte.
    In den folgenden Tagen und Wochen bekamen wir Unterweisungen im schießen, ein wenig funken und natürlich nicht zu vergessen die große Sturmbahn. Das Schießen und funken hat größten teils richtig Spaß gemacht. Die Bahn lag mir überhaupt nicht.
    Am Anfang erklärten die Ausbilder alles und man konnte sich richtig Zeit lassen für den Schmarn. Ich war nie sehr sportlich im Gegensatz zu den anderen. Fünf sechs Kilo Übergewicht waren bei mir normal. Meinen Sporttest in Aubagne hab ich immer gerade so auf die letzten Sekunden geschafft. Da die restlichen Tests aber ziemlich gut gewesen sind, durfte ich dabei sein.

    Es hat bestimmt jeder schon ein mal einen Beitrag über Erziehungslager von Jugendlichen in den USA gesehen, oder wie es in Ausbildungscamps der dortigen Army abgeht. Du kriechst am Boden und rennst dir auf der Bahn die Seele aus dem Leib und ständig ist ein Ausbilder neben dir und brüllt dich an. Bei uns war es ähnlich, nur das man die Schläge und Tritte noch nebenbei wegstecken musste.

    Mittlerweile hatte ich mich auch an die Ohrfeigen gewöhnt. Habe auch mehr als genug bekommen. Aber es gibt ja immer eine Steigerung. An einem dieser schönen Tage auf der bahn war dieses kleine Sergeantenschwein mit dem fiesen Grinsen dabei. Er war ein gebbürtiger Belgier. Vielleicht 165 cm groß, blond und ein wenig kugelförmig sah er aus. Sein Benehmen, wie man sich so einen Sturmbandführer der Waffen-SS vorstellt. Brutal und erbarmungslos.
    Die Bahn musste in einer vorgegebenen Zeit geschafft werden. Es war alles vorhanden was man sich an Schikanen nur vorstellen konnte. Eskaladierwand, Kriech- und Springhindernisse, Schwebebalken, Seile zum klettern, Röhren zu durch krabbeln, Netze zum hoch krabbeln, Drahtgeflechte, Autoreifen und was weiß ich noch alles.
    Ich schaffte es damals nicht. Nach ein paar Ohrfeigen der Couporale nahm der Sergeant mich in den Schwitzkasten und zerrte mich über die Bahn. An den Hindernissen vorbei, immer fester zudrückend. Ich hörte das Lachen der Couporale und die Anfeuerungsrufe meiner Kameraden.
    Das nächste was ich mitbekam war kaltes Wasser im Gesicht. Zwei Kameraden knieten bei mir und erzählten etwas auf französisch, ich verstand kein Wort. So langsam kam ich wieder zu mir. Als ich wieder stehen konnte stand auch schon wieder der Sergeant vor mir. Fies grinsend gab er mir den Befehl die Sturmbahn in der vorgegebenen Zeit zu absolvieren.
    Keine Ahnung wie ich es angestellt habe, aber ich habe es geschafft.

  9. Nach oben    #9
    Ich habe hier nicht vor ein Buch zu schreiben, deswegen werde ich nur noch ein paar Erinnerungen an diese Zeit hier rein setzen. In ein paar Tagen habe ich eh nicht mehr so viel Zeit vor meinem PC rum zu hängen, da geht´s wieder arbeiten. Urlaub ist vorbei.


    Mitte Mai standen wir kurz vor dem Ende unserer Ausbildung. Ich kann nicht behaupten wenig über das militärische Wesen gelernt zu haben, nein, es hat eine Menge gebracht.
    Zum Abschluss standen verschiedene Prüfungen auf dem Tagesplan. Die setzten sich zusammen aus verschiedenen Schießübungen, der geliebten Sturmbahn, Französisch-Test(waren noch mehr, aber für mich bedeutungslose Test´s dabei) und eine Woche in den Pyrenäen.
    Ja die Pyrenäen, ein heißes Pflaster. Da gibt es Berge, Wald, Berge, Wald, Berge und dann gibt´s da auch noch Wald.
    Am Arsch der Welt gab es ein Haus mitten in der Pampa. Haus ist vielleicht etwas übertrieben, ein Backsteinklotz ohne Fenster und Türen. Die Öffnungen waren schon da...jemandem scheint das Holz ausgegangen zu sein. Na gut, ein Dach gab es, vielleicht nicht durchgehend dicht aber es gab eines. Wir haben es uns dort so richtig gemütlich gemacht. Die Räume schön ausgefegt, so eine Art Isomatten auf den Boden gelegt, Schlafsäcke oben drauf und fertig war das Schlafzimmer. Ein Speisesaal war nicht vorhanden. Lunch und Dinner gab es im Freien. Zum waschen benutzten wir die... ich weiß nicht ob ich diesem Ding den Namen geben darf... Pumpe? Wie man so schön sagt, dieses Ding wurde vom Rost zusammen gehalten. Hauptsache es kam noch Wasser raus, frisches 3 cm langes(denk mal die Männer hier wissen was ich meine) Quellwasser. Für schmerz empfindliche Zähne war das nix. Rasieren machte auf diese Weise auch verdammt viel Freude. Da konnte die Klinge noch so stumpf sein, mit dem Wasser in Berührung gekommen konnte man sich die Eisstoppeln abbrechen. Wäre ich eine Frau, hätte ich einen mir gegenüber stehenden Menschen mit meinen Brustwarzen umschmeißen können. Ich glaube jetzt kann sich jeder vorstellen welche Temperaturen es hatte.
    Da wir erst am Nachmittag dort ankamen gab es nicht viel zu tun. Am nächsten Tag war Erholung und ein wenig topographischer Unterricht angesagt, die Vorbereitung auf den Abschlussmarsch. Ein Marsch mit einer Länge von 160 km in 4 Tagen und das wieder mit dem ganzem Marschgepäck. Der Rucksack gefüllt mit etwa 11 kg. Innen ausgelegt war er mit der Isomatte, kam etwas besser für den Rücken. Drinnen rein gestopft die Ersatzuniform, Socken, Unterwäsche, Wasch- und Rasierzeug, Schuputzzeug, 2 Armyfresspakete(immer eines für den Notfall dabei), Essgeschirr und aller anderer Krimskrams. Auf den Rucksack war der Schlafsack gebunden und auf diesem noch der Helm. Ich weiß nicht mehr wie wir das Teil damals nannten, es war wie ein Hemd ohne Stoff und Ärmel, na halt so eine Art Waffengürtel welcher über beide Schultern gezogen und um den Bauch herum fest geschnallt wurde. An dem hing dann noch die gefüllte Wasserflasche, eine Taschenlampe, ein Feldspaten oder eine Machete und in den Taschen steckten Magazine(natürlich nur mit Platzpatronen bestückt). Klar die Famas wurde auch mit geschleppt.
    Wie gehabt, drei Gruppen mit je zwei Couporalen und ein Sergeant. Der Plan war, 40 km auf den Tag verteilt von einem Punkt zum nächsten zu kommen. An jedem dieser Punkte solle es eine Überdachte Unterkunft geben. Zuständig für den richtigen Weg durch die Berge war der Sergeant. Wenn man einen hatte der gut Karten lesen konnte ging es. Vielleicht bin ich für so was predistiniert, aber unsere Gruppe hat wohl den besten von allen zugeteilt bekommen.
    Der erste Abschnitt ging über den Tag verteilt ganz zügig voran, so wie auch der zweite. Immer Berg auf und ab. Es störte niemand das wir erst eine halbe Stunde nach den anderen Gruppen im Lager eintrafen. Es störte nicht weiter das die anderen schon beim essen und trinken waren. Ja, trinken. Es gab tatsächlich nach den Etappen immer ein paar 5 Liter Plastikkanister mit gutem französischem Rot- und Weißwein. Nicht in Übermaßen, aber wir bekamen ihn.
    War alles kein Problem. Am dritten Tag, wir hatten um die Mittagszeit an die 25 km zurück gelegt, kam unser intelligenter Sergeant auf die Idee abzukürzen. Wir marschierten gerade im Gänsemarsch auf einer Straße lang als ihm einfiel das, Luftlinie gesehen, die nächste Anlaufstelle nur 8 km weit entfernt sein könnte. Man müsse nur hier und jetzt von der Straße runter in den Wald rein, quer durch und an der anderen Seite einen kleinen Höhenunterschied bewältigen. Alle freuten sich.
    Also rechts runter von der Straße und auf ging´s. Es war ein kleiner Abhang mit circa 10% Gefälle. Nach vielleicht anderthalb Kilometer war vor uns ein Tal. Da ein Legionär keinen Rückzug kennt gab es nur das vorwärts. Also kletterte man bestimmt zweihundert Meter in die Tiefe. Glücklicherweise gab es den Befehl die Helme auf zu setzen. Der am Anfang noch grüne mit Bäumen gesegnete Weg wurde immer felsiger. Ständig hörte man: “Caillou (Kieselchen) !“, man duckte sich und hoffte das man nicht getroffen wurde. Ein paar kleine Brocken bekam aber jeder ab. Es gab zum Glück keine größeren Verletzungen.
    Als auch dies geschafft war, sahen wir vor uns mal wieder Wald. Zu Beginn standen die Bäume und Büsche in relativ großen Entfernungen zueinander, doch je weiter man sich rein traute um so schlimmer wurde es. Die mit den Macheten mussten den Weg frei schlagen. Nach ein paar Minuten packte der Rest seine Feldspaten aus und benutzte diese wie Äxte. Stunden lang wurde sich so Meter für Meter ein Weg gebahnt. In keiner der vier Himmelsrichtungen konnten wir etwas anderes sehen außer Bäume und Gestrüpp.


    Sorry, brauch erst mal einen Kaffee und was zum futtern

  10. Nach oben    #10
    Ich weiß nicht wie viel Stunden seit dem Eintritt in die grüne Hölle vergangen waren. Kaum einer hatte noch großartig Kraftreserven, da kam unser Held, der Sergeant, auf die Idee über Funk Hilfe an zu fordern. Hahaha. Die Dinger haben zwar eine relativ große Reichweite, aber wenn man einen Höhenunterschied von mehreren hundert Meter hat und dazu noch in einem Tal steckt, geht nix mehr. Gaaar nix. Was blieb uns anderes übrig als das weitere vorwärts.
    Kaum ein wärmender Sonnenstrahl drang durch die Baumkronen. War teilweise auch gut so, alle schwitzten wie die Schweine, aber bei nicht bewegen fröstelte es einen.
    Die Dämmerung, wie uns schien, brach herein als wir wieder vor einer Felswand standen. Zum Glück war sie nicht nur steil, weil Sicherungsseile oder andere Bergausrüstung hatte niemand dabei. Zweieinhalbe Stunden dauerte in etwa der Aufstieg. An manchen Stellen musste man einfach wieder mehrere Meter zurück und einen neuen Weg suchen. Die Helme machten sich auch wieder bezahlt.
    Auf der Spitze des Berges angekommen, da merkten alle das es noch nicht dämmerte, lag eine schöne grüne Wiese. Ein paar Schritte und plumps lagen alle zischen Löwenzahn und Gänseblümchen und genossen den Blick in den Himmel. Wie schön der doch sein konnte. Die Sonne so wunderbar hell, die niedlichen kleinen und großen flauschigen Wölkchen. Einfach herrlich.
    Nach einem kleinen Imbiss und ein zwei Zigaretten dämmerte es dann wirklich. Höchste Zeit sich wieder auf den Weg zu machen. Der Held versuchte den Trick mit dem Funkgerät noch mal... wieder nix. Laut seiner Karte konnten wir aber höchstens drei Kilometer vom Sammelplatz entfernt sein. Enthusiastisch packten wir alles zusammen und los. Jetzt haben wir es so weit geschafft, dann schaffen wir auch noch den Rest. Ja, der Rest. Nach einem Kilometer standen wir dann auch wieder vor einem Wald. Der war zum Glück nicht ganz so verstrüppt. Irgendwie kamen es mir und den anderen Jungs weiter als insgesamt drei Kilometer vor. Dunkler wurde es auch immer schneller.
    Auf jeden Fall mussten wir noch einmal eine kleine Steigung von circa Fünfhundert Meter hoch und da war endlich eine Straße. In der Ferne sah man Licht, Lagerfeuer. Wir hatten es geschafft. Kleidung in Ordnung gebracht und auf ging es zur Unterkunft. Es sollte ja keiner merken wie kaputt alle waren, darum marschierten wir in Reih und Glied da rein und sangen das Lied über einen stolzen Legionär.
    Die ersten der anderen hatten sich schon in ihren Schlafsäcken eingemummelt, wir sangen aber so laut das garantiert jeder wieder hellwach war.
    Nach einrichten des Schlafsaales wurde gefuttert und getrunken was das Zeug hielt. Unser toller Waldführer besorgte uns zwei Extrakanister Wein. Wir soffen alles leer was nur da war. In dieser Nacht hätte es Panzer regnen können, niemand unserer Gruppe hätte davon etwas mit bekommen.

  11. Nach oben    #11
    Die letzte Etappe soll das Gelände des 4.Regimentes sein. Früh brachen wir am letzten Tag auf. Viele hatten Probleme die geschwollenen Füße mit den unzähligen Blasen an den Sohlen in ihre Stiefel zu bekommen. Jedes auftreten gab einen stechenden Schmerz durch den Körper. Es lag an jedem selbst damit fertig zu werden. Ich für meinen teil versuchte das gelernte in die Tat um zu setzen. Alles was man an Anstrengungen und Entbehrungen auf sich nehmen muss, spielt sich nur im Kopf ab, nur im Kopf. Es half nicht die ganze Zeit, aber größten teils schon.
    Es schien als ob da ein gewisser Sergeant, wegen des Vortages, ein schlechtes Gewissen hatte. Er marschierte langsam vorne weg und es gab ziemlich oft Pausen auf den ersten 10 km. Wir fragten uns wie man da die restlichen 30 noch schaffen sollte. Keine Ahnung wie er es bewerkstelligt hatte, zumindest stand da nach den 10 Kilometern ein LKW. Es war einer mit Planen rings um, ein ziviler. Der Fahrer sah uns, stieg aus und öffnete die hintere Klappe. Der Sergeant teilte uns mit das niemals jemand ein Wort darüber verlieren dürfe. Verdutzt nahmen wir den Befehl entgegen auf zu steigen. Der Sergeant und der Fahrer wechselten noch ein paar Worte und wie es schien wechselten auch ein paar Geldscheine den Besitzer. Der Sergeant kam zu uns auf die Ladefläche. Die Plane wurde runter gezogen, verzurrt und ab ging es. Es waren bestimmt an die zwanzig Kilometer die wir nicht laufen mussten. Der Fahrer verabschiedete sich mit einem “Bon Courage“ und verschwand.
    Nochmals ermahnte uns der Sergeant nichts darüber zu erzählen. Das hatte bestimmt auch niemand vor.
    Jetzt lagen wir wieder sehr gut in der Zeit. Frohen Mutes machten wir uns an das restliche Stück. Trotz allen gab es noch zwei Pausen zwischendrin, er meinte das es sonst auffallen würde wenn wir am gemeinsamen Treffpunkt die ersten wären. Zeitgleich mit der ersten Gruppe trafen wir ein, die zweite Gruppe saß da seit ein paar Minuten und war schon am putzen. Wir gesellten uns hinzu und reinigten uns und unsere Kleidung so gut es ging. Die Rucksäcke wurden neu gepackt, die Famas von außen vom Schmutz befreit und natürlich die Stiefel. Alles musste korrekt aussehen und sitzen. Das grüne Barett auf den Kopf und auf zu den letzten vielleicht drei- oder vierhundert Metern.
    Der Zug geschlossen in Reih und Glied. Die Couporale waren vorne mit eingereiht. Die Sergeanten an der Seite und der uns dort erwartende Adjudant gab den Ton an.
    „Sol-dat e la… Legion etrangere...“
    Ich bekam eine Gänsehaut als wir so mit voller Stolz geschwellter Brust durch die Tore des Regimentes schritten. Keiner machte auch nur einen falschen Schritt, keiner gab zum falschen Zeitpunkt einen Ton von sich. Die Wachen am Tor salutierten uns. Wie mir scheint, konnte ich Hochachtung in ihren Augen wahr nehmen. Auf der breiten Straße marschierten wir Richtung Kompaniegebäude. Jeder auf unserem Weg stellte sich ins Stillgestanden und salutierte. Ein Zug von Frischfleisch wurde von seinen Ausbildern in unserer Richtung ins Stillgestanden gesetzt und die Ausbilder grüßten uns militärisch.
    Meiner Meinung nach wuchsen wir alle vor Stolz noch ein paar Zentimeter. Ein unbeschreibliches Gefühl.

    Am nächsten Morgen wurden wir nicht so früh geweckt. Ohne Stress und Hektik gingen wir frühstücken. Kein Sport vor oder danach. Wir erhielten den Befehl die nur für große Appelle vorgesehene gute Paradeuniform anziehen. Sah eigentlich genauso aus wie eine normale Kampfuniform, nur die großen grünen Schulterstücke mit langen roten Franzen kamen dazu. Kepi Blanc auf gesetzt und mit Gesang ging´s zum Appellplatz des Regiments. Der sonst so oft von uns gefegte Appellplatz des 4.RE, des Ausbildungsregimentes. Unser Adjutant machte unserem Capitan Meldung, der dann einem Colonel. Na ja, er war einer von vielen. Da stand ein ganzes Rudel von denen. Da standen auch noch andere Züge mit solchen Uniformen wie der 4.Zug. Scheinen wohl doch noch andere als wir in den Pyrenäen gewesen zu sein. Ha, da läuft man 4 Tage durch die Gegend und sieht nicht einen Legionär.
    Nach circa 5 Minuten gab der Colonel, nachdem alle Züge gemeldet hatten, den Befehl zum Stillgestanden. Ein General kam festen Schrittes die Stufen des Regimentsverwaltungsgebäudes herunter. Er war nicht sehr groß und er sah auch nicht besonders kräftig aus, aber dieser General hatte sich seine Orden alle verdient. Man erzählte das er bei den Kämpfen in Indochina dabei gewesen sein soll.
    Nach erhaltener Meldung hielt dieser eine bestimmt 10 Minuten anhaltende Rede. Den Inhalt kann ich nicht mehr genau wieder geben. Ich weiß nur soviel, das es mal wieder um die Ehre der Fremdenlegion ging. Ach ja, die hier anwesenden Engage Volontaires(das waren wir und die anderen Jungs), haben nun mehr das Recht sich Legionär nennen zu dürfen. Das Musikcorps spielte und die Colonels und Lieutnant- Colonels und was weiß ich nicht noch was da alles dabei war, verteilten die Abzeichen des 4.e Regiment Etrangere. Jeder bekam eines an die Brusttasche geheftet und einen Händedruck.
    Im Anschluss an die Zeremonie gab es für die neuen Legionäre ein festliches Mittagessen in der Kantine. Jeder konnte sich soviel Zeit lassen wie er wollte. Man tauschte Erfahrungen mit den anderen über die Ausbilder aus, wobei sich raus stellte das die 4. Kompanie wohl so ziemlich die einzige ist die so viele Schläge und Tritte verteilt. Was soll´s, geschafft ist geschafft. Jetzt ging es nur noch darum sich für eines der Regimenter zu entscheiden in dem man den Rest der Fünf Jahreverbringen will. Ich hatte eigentlich vorgehabt es mir so leicht wie möglich zu machen und dachte mir das ich ins 1.RE gehe und dort irgend ein Instrument lernen könne. Aber wie das nun mal so ist kam auch da alles anders.

  12. Nach oben    #12
    Was mir mal gerade noch so einfällt. Falls jemand an meinen Worten zweifelt oder irgend welche Fragen hat oder mich einfach nur kritisieren mag.... tut es.

  13. Nach oben    #13
    Am nächsten morgen erfuhren wir, das unsere Zeit hier im Castelnaudary um zwei Wochen verlängert wurde. Irgend ein Colonel oder was auch immer hat beschlossen, das alle neuen Legionäre den Führerschein für den LKW machen sollen. Damals hatte ich noch keinen, Auto fahren konnte ich auch nicht. Mir kam das gerade recht. Der Theorie Unterricht begann am gleichen Tag. Im Kasernengelände gab es doch tatsächlich einen kleinen Fahrschul- Parcour. Wir wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die einen lernten den Aufbau des Fahrzeuges und die anderen saßen den ganzen Tag im Unterrichtsraum und lösten Multiple- Choiceaufgaben. Es gab drei verschiedene Fragebogen mit jeweils einhundert Fragen. Die meisten versuchten die Antworten auswendig zu lernen, ich nicht. Ich machte mir während der Stunden von jedem einen kleinen Spickzettel.
    Am zweiten Tag ging es mit dem fahren lernen los. Jeder wird wissen wie das ist vor dem ersten mal. Eine gewisse Angst spielte mit und so machte ich alles falsch was nur ging. Auf die zwei Wochen verteilt machte jeder wenn es hoch kommt circa 20 Fahrstunden. Bis auf mich durfte auch jeder mal auf der Strasse fahren. Ich bekam das einfach nicht auf die Reihe. Dann kam der Tag der Prüfung. Zuerst Theorie und dann Praxis. Keiner hat meinen Spickzettel gesehen also hatte ich da keine Probleme. Die Praxisprüfung wurde teilweise auf dem Parcour abgehalten, der Prüfer hat sich ständig die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen und gefragt was ich da mache. Er war wahrscheinlich noch froher als ich aus dem LKW raus zu kommen. Alle anderen mussten noch Straßenprüfung ablegen, bei mir hatte sich das Thema wohl erledigt.
    Mir graute vor morgen, der Führerscheinausgabe. Unser Adjudant hat uns angedroht persönlich die Ohrfeigen für die Looser zu verteilen.

    Er war ein Bär, ein einziges Kraftpaket. Er war derjenige welcher uns im Nahkampf ausgebildet hat. Er war im ersten Irakkrieg noch bei den Fallschirmjägern. Da hat er wohl bei einer Nachtlandung einen größeren Stein übersehen und sich dabei den Rücken geprellt. Da er trotz des Wissens der Ärzte weiter seinen Dienst verrichten wollte, steckten sie ihn als Ausbilder ins 4. Regiment.

    Wir mussten in einer Reihe vor dem Schulgebäude antreten. Der Capitan der Fahrschule holte aus seiner rechten Brusttasche einen Zettel. Es war die Liste derer die bestanden hatten. Der erste der aufgerufen wurde, war Tom Linder. Ich hatte gar nicht recht zugehört und bewegte mich nicht. Nochmals rief er meinen Namen auf. Ich trat aus der Reihe machte meine Meldung beim Capitan und bekam als erster meinen Führerschein überreicht.
    Wie ich später erfuhr war ich der einzige mit einhundert richtigen Antworten. Keine Ahnung ob es bei den Franzosen unwichtig ist ob man fahren kann, oder es die Hauptsache ist das man die Verkehrsregeln kennt. Mir war´s egal.
    Sechs meiner Kameraden bekamen die angekündigten Ohrfeigen. Bei jeden von ihnen war die linke Wange am nächste Morgen angeschwollen.
    Mir ging´s prima.

  14. Nach oben    #14
    Zwei Wochen Erholung pur. Eine Zeit in der man neuen Mut und neue Hoffnung bekommt. Diese Zeit hat mein Verlangen nach einem stillen Regiment flach gelegt. Gegenüber denen welche seit Beginn in ein hartes Regiment wollten und nun den Schwanz einzogen, war ich der Meinung das ich mir die 4 Monate Grundausbildung doch nicht umsonst angetan habe. Ich entschloss mich zum 2.REP zu gehen, den Parachutistes.
    Die Fallis der Fremdenlegion sind auf Korsika in Calvi stationiert. Korsika kannte ich nur vom hören- sagen. Eine Insel mit viel Strand und schönem klaren Wasser. So war damals meine Vorstellung von dem Eiland. Ich hatte nie zuvor gehört, das es da für meine Verhältnisse(im Flachland groß geworden bin), richtige Berge gibt. Ich hasse Berge.
    Die Reise dorthin war irgendwie unbeschreiblich. Mit der Ausgehuniform (Beispiel dafür unter http://www.lalegion.de/traditionen_seite.html natürlich mit ohne Famas) am Körper ging es in den Zug und später mit der Fähre weiter.
    Überall war natürlich ein Sergeant und zwei Couporale dabei, da ja immer noch die Möglichkeit bestand ab zu hauen. Doch das hatte niemand von uns vor.
    Wir waren stolz auf unsere Uniformen, welche die Blicke aller möglichen Leute auf sich zogen. Wir waren stolz es geschafft zu haben. Stolz drauf bald der Elite der Elite an zu gehören.
    Wie uns erzählt wurde stand uns eine weitere zwei wöchige Grundausbildung bei den Paras bevor. Das störte vorerst niemand, wir wussten ja nicht was noch kommen sollte.

  15. Nach oben    #15
    In Calvi angekommen, trafen wir auf eine Gruppe von frischen Legionären welche eine Woche vor uns eingetroffen waren. Da auch dort drei Deutsche dabei waren hatte ich keine Kommunikationsschwierigkeiten. Die erzählten mir ein wenig von den dortigen Ausbildern. Wie fit die doch seien, das jeden morgen ein paar Kilometer als Morgensport gejoggt werden und von ein paar Klimmzügen danach. Aber damit habe ich ja gerechnet und hoffte auch da mithalten zu können. Bis wir am nächsten Morgen mit einem durch Mark und Bein gehenden Schrei geweckt wurden. Da stand ein Typ mit südländischem aussehen, an die 1,90 m groß, wahrscheinlich 100 kg Kampfgewicht. Der Mann hat Waden gehabt wie ich Oberschenkel. Der ganze Kerl war ein einziger Muskel. Nicht so mit Oberarmen wie Arni, das er sich nicht mehr bewegen könne, nein, der war durchtrainiert wie ein Leistungssportler wie man sie bei den Olympischen Spielen sehen kann. Der war für unsere sportliche Fitness verantwortlich. Mir graute vorm joggen. Ich malte mir aus wie viele Ohrfeigen ich heute wohl bekommen würde, doch es gab keine einzige. Der Trainer war trotz seines Erscheinungsbildes ein recht symphatischer und menschlicher Kamerad. Nicht einmal eine Andeutung von Zorn oder Wut war ihm anzumerken. Er sah wenn jemand mit dem Sport nicht so klar kam und erklärte es einem(wie man zum Beispiel richtig atmet und so). Somit fing es an das mir das joggen auch Spaß machte. Nach dem Laufen gab es ein paar Dehnübungen und dann Klimmzüge. Klimmzüge sind für einen Fallschirmjäger wichtig, da er auch wenn es kein lenkbarer Schirm ist, mit voller Kampfausrüstung bei der Landung an den Leinen ziehen muss um ihn ein wenig ab zu bremsen.
    Kein Problem werden sich einige von Euch sagen, kein Problem, aber es war ein Problem. An die Stange springen und mal eben 10 oder 15 Stück zu machen, locker vom Hocker. Nur das gewisse etwas lag in der Methode. Die Handflächen vom Gesicht weggedreht hängt man sich an die Stange und dann macht man aber nur fünf von den Dingern, sind auch nicht so viel. Nur hat man dort seine fünf gemacht und sich in der Gruppe wieder hinten angestellt. Die gesamte Gruppe von 24 Leuten auf drei Stangen verteilt, heißt du hast 7 Kameraden vor dir zum verschnaufen. Und das machst du dann vier fünf mal hinter einander. Am ersten Tag magst du das locker durch stehen, aber wenn du untrainiert bist...kaum eine Chance. Alles in den Armen tut dir weh, jeder noch so kleine Muskel.
    Das zweite was wir lernen mussten, war die, wie wir sie nannten, Legionärsmeile. Da gab es auf dem Gelände eine Strecke die im Kreis eine Länge von 4 Kilometern hat. Zwei Runden mit voller Kampfausrüstung mussten in maximal 55 Minuten geschafft werden. Trainingsbeginn um die Mittagszeit. Korsika Anfang Juni so gegen zwei Uhr mittags... Sonne, Sonne und Sonne. In der Grundausbildung hat man die acht Kilometer auch schon für die Legionärsprüfung zurück legen müssen, aber da haben wir es bei angenehmeren Temperaturen in Sporthose, T-Shirt und Sportschuhen gemacht. Aber hier, hier war das was ganz anderes. Die Ausbilder sind mit uns gerannt, scheinbar wie wir mit vollem Kampfgepäck. Wie wir später erfuhren hatten diese um den Rucksack voll aussehen zu lassen die Isomatte in den Innenrand gelegt und mit zerknülltem Papier ausgestopft. Ganz toll, wir rissen uns den Arsch auf mit den um die elf Kilogramm im Sack und die haben uns die ganze Zeit verarscht.
    Es hat einige Tage gebraucht bis auch ich die Zeit einhalten konnte, zu dem Zeitpunkt war der beste von uns so weit das er die Strecke in 38,42 Sekunden geschafft hat.

    Übrigens ein Merkmal woran man einige ehemalige des 2.REP erkennen kann ist die kleine Narbe ziemlich weit unten am Rücken. Sie befindet sich genau auf der Wirbelsäule. Kommt vom Scheuern des Rucksackes.

  16. Nach oben    #16
    Das nächste war die Vorbereitung auf den ersten Absprung. Diesen Unterricht bestritten die Moniteure mit uns. Das waren Fallschirmjäger diesen Regimentes die alle mindestens den Rang eines Unteroffiziers hatten und auch noch dementsprechende Schulungen hinter sich gebracht haben mussten.
    Als erstes begaben wir uns auf´s Landegelände und sammelten alle möglichen Steine ein, welche eine Verletzungsgefahr darstellen könnten. Wie man einen Fallschirm zusammen legen musste brauchten wir nicht zu wissen, dafür gibt es extra einen Zug der dafür zuständig ist. Uns wurde beigebracht wie man so ein Teil richtig anlegt und die Gurte korrekt fest zieht. Wie man landen musste lernten wir an einer Flugzeugattrappe. Da stellte man sich in den Gang, klinkte seinen Verschluss der Reißleine an das Stahlseil im Flugzeug und ging zur Tür. An der Tür simulierte man das raus gesprungen sein und zählte laut 31, 32, 33....danach kam der Blick nach oben um zu schauen das keine von den vielen dünnen Leinen die den Fallschirm hielten gerissen sei. War dies dennoch der Fall sollten wir den auf dem Bauch befindlichen Notfallschirm öffnen. Bei dem aufkommen war darauf zu achten das die Beine zusammen und die Knie leicht eingeknickt sind. Dazu kam noch das richtige abrollen, ist eigentlich fast wie beim Judosport.
    Dann kam noch das lösen des Notverschlusses an den Gurten falls man durch zu starken Wind auf dem Boden weiter gezogen wird. Man musste sich mit einem geöffneten Fallschirmersatz(war die Vergurtung mit den Leinen eines Fallschirm, wobei die Länge dem richtigen Fallschirm entsprachen) auf den Rücken legen, und zwei Kameraden zogen einen immer schneller werdend in Richtung eines großen Steines. Hatte man den Notverschluss nicht rechtzeitig zum ausklinken des Fallschirmes geöffnet, wurde man mit dem Helm auf dem Kopf gegen eben diesen Stein gerammelt. Das gab bei einigen leichte Dellen im Helm und etwas Kopfschmerzen. Bei mir zum Glück nicht.
    Zuletzt sollten wir Probesprünge von einem Übungsturm absolvieren. Nur waren die zwei Türme die es gab defekt und wir konnten nicht üben. Ich glaube auch nicht das ich den Mut gehabt hätte da runter zu springen.
    Sieben Sprünge aus einer Transall trennten uns noch von dem Abzeichen der Fallis und der Qualifikation sich einen Fallschirmjäger der Fremdenlegion nennen zu dürfen.


    Die Transall wurde geordert. Alle waren aufgeregt. Die Stunde rückte näher. Alle nahmen an der Fallschirmausgabe einen entgegen. Als wir auf dem Weg zu den LKW`s waren, welche uns zum Flugplatz bringen sollten, kam die Nachricht das die Transall wegen zu starkem Wind nicht starten könne. Irgendwie bekamen wir aber einen Militärhubschrauber von der regulären Französischen Armee bereit gestellt. Dieser landete auf unserem Landeplatz. Da nicht so viele rein passen wie in eine Transall teilten sie uns in Gruppen zu acht auf. Ich musste gleich in der ersten mit ran. Die Moniteure kontrollierten mehrmals das richtige anliegen der Fallschirmevergurtung. Wir stiegen ein, klinkten auch gleich die Karabiner in die Stahlseile und knieten uns auf den Boden. So ein Gerät ist ganz schön laut wenn man bei der Landung oder beim Start in der Nähe ist. Aber viel lauter ist es wenn man ohne Ohrenschutz drinnen hock.
    Die Vibrationen wurden stärker, wir hoben ab. Die Moniteure gaben uns nochmals alle möglichen Anweisungen für den ersten Sprung. Ich nahm nicht besonders viel wahr von dem was die uns erzählten. Ich hatte einfach nur riesigen Schiss. Nach ein paar Minuten öffneten sie am Heck eine Klappe. Ich sah kurz in diese Richtung und sah nichts außer den Himmel. Schnell duckte ich mich wieder hinter den drei Kameraden vor mir. Den Blick nur auf den Vordermann bewegte ich mich wie die anderen auf einem angewinkelten Bein und einem Knie in Richtung Luke. Ich hatte die Augen geschlossen und wartete auf das Schulterklopfen des Moniteurs. Es kam und ich machte einen weiteren Schritt und fiel raus. Aus den halb geöffneten Augen sah ich die offenen Fallschirme meiner Kameraden. Vorher dachte ich das ich mir bestimmt in die Hosen scheißen würde vor lauter Angst, doch ich spürte nix. Meine Arme waren wie es uns gelernt wurde, auf dem Bauchfallschirm(Notfallschirm) verschränkt. In meinem Inneren bettelte ich: `Bitte geh auf... bitte öffne dich`. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor bis sich die Reißleine spannte und meinen Fallschirm öffnete. Wäre er nicht aufgegangen... ich weiß nicht ob ich mich bewegt hätte. Ich war wie gelähmt.
    Aber es war alles gut gegangen. Er war offen, ich schaute nach oben und kontrollierte die Leinen. Alle waren in Ordnung. Ich sah nach unten und lies einen Schrei der Erleichterung los. Man hatte uns zwar eingeschärft das wir nicht vor Freude schreien sollen, doch das war mir in dem Moment total egal. Von allen kam ein Schrei der Erleichterung.
    Es war einfach wunderbar da oben. Na gut, wir sind immer nur aus drei- bis fünfhundert Metern gesprungen, aber es war ein super Gefühl. Ein unbeschreibliches Gefühl von kurzweiliger absoluter Freiheit. Du siehst lauter kleine Menschen die zu dir rauf gucken. Du siehst die Dächer der Gebäude. Du siehst alles von oben, so irgendwie niedlich klein.

    Doch irgendwann wird man auch da von der Realität eingeholt. Der grasige trockene Boden unseres Absprungplatzes kam immer näher. Es war schwer ein zu schätzen wie weit es noch bis zu Mutter Erde sei. Mal lieber versuchen ein wenig ab zu bremsen und schwups war ich auch schon gelandet. Meine erste Landung war nicht so besonders sanft. Der Wind blies ziemlich heftig und ich war gezwungen mich aus zu klinken. Ich orientierte mich kurz wo ich war, packte meinen Schirm in den Sack und auf ging’s zum Sammelplatz um den anderen zu zuschauen.

  17. Nach oben    #17
    Einer von den acht der ersten Sprunggruppe fehlte. Wiesner, ein Bayer. Auf die Frage hin wo er sei, hieß es, es gehe ihm gut. Meine Gedanken schwirrten in einem heillosen Durcheinander in meinem Kopf. Auf der einen Seite die Freude es geschafft zu haben und in der anderen Hälfte die Frage wo Wiesner wohl gelandet sei.
    Wir erfuhren es zwei Stunden später. Er wurde durch den starken Wind, auf das Dach eines Materiallagers gezogen. Dort oben erfasste ihn wohl noch eine Böe und er rutsche von diesem runter auf den Parkplatz unter einen stehenden LKW. Sein rechtes Bein war gebrochen.
    Man hatte ihn wohl danach gleich ins Krankenhaus gebracht.

    Wie wir irgend wann später erfuhren, war es aus Sicherheitsgründen gar nicht zulässig gewesen uns an dem Tag springen zu lassen. Schon gar nicht aus einem Hubschrauber. Das hängt irgendwie mit der Beschleunigung zusammen.
    Springt man aus der Transall, ist der Sog so groß, das die Reißleine sofort anzieht und sich somit der Fallschirm direkt nach dem Absprung öffnet. Bei einem Hubschrauber, welcher nicht so schnell fliegt, dauert es für einen Erstspringer Verhältnis mäßig lange bis er sich öffnet, das bringt den Springer vom psychologischen Sichtpunkt her in die Lage einer gewissen Angstbewegungsstarre.
    Die Windverhältnisse waren auch viel zu schlecht, so das wir nicht mal hätten aus einer Transall springen dürfen. So wurde es uns zumindest erklärt.
    Nun wussten wir wenigstens bei was für einem Wind eine Transall nicht abheben durfte.

    Am nächsten Tag machten wir zwei weitere Sprünge, diesmal aber aus einer Transall und mit weniger starkem Wind.
    Zu erst war wieder Muffensausen angesagt. In dem Flugzeug hockt man und denkt so ein bissel über den Sinn des Lebens nach(bringt aber nix).
    Der Länge nach gibt es vier Sitzreihen, auf jeder nahmen 12 Legionäre platz. An den Türen links und rechts standen jeweils zwei Moniteure, welche im Funkkontakt mit den Piloten stehen. Über den Türen sind ein rotes und ein grünes Lämpchen angebracht. Wie wohl jeder weiß, darf die Tür bei grün geöffnet werden und ab geht´s.
    Du hockst da und beobachtest deine Kameraden. Einige grinsen und freuen sich und andere zogen genauso ein etwas ängstliches Gesicht wie ich es tat. Wiederum andere, wenige, waren scheinbar eingeschlafen. Irgendwann schreckt man durch den lauten ekelhaft brummenden Ton des grünen Lichtes auf. Das war das Zeichen für die ersten beiden Gruppen sich zu erheben und den Karabiner ein zu klinken. Je ein Moniteur öffnete die Tür und der andere kontrollierte nochmals den richtigen Sitz der Fallschirme und die Karabiner. Die Arme auf dem Bauchfallschirm verschränkt bewegte sich die Gruppe im langsamen Gänsemarsch durch die Tür ins Freie. Raus und wusch, ein Wahnsinns Feeling. Dich zerrt es raus, der Fallschirm öffnet sich im Bruchteil einer Sekunde, du machst deine Kontrolle und genießt den kurzen Flug.

    Dort beim ersten Transallsprung merkte ich das das springen mit einem Fallschirm fast so geil ist wie ein Orgasmus beim Sex mit einer schönen leidenschaftlichen Frau.

  18. Nach oben    #18
    War ein bissel schreibfaul in letzter Zeit....

    Hatte ich schon erwähnt das ich nicht schwindelfrei bin.....nein ?....ist aber so. Ja, klar hört sich das blöd an, kann´s aber nicht ändern. Ich bin nicht schwindelfrei. Stell mich auf einen Balkon im dritten Stock, schick mich mit auf dem Rücken verschränkten Händen zum Geländer zum runter schauen.....mach ich nicht, hab Schiss.
    Bestes Beispiel hier für ist die Festung welche ich wohl noch nicht erwähnt habe. Burg könnte man es auch nennen.
    Ein großes Tor als Eingang, vier kleine Türmchen, an jeder Ecke einer, kaum Fenster und überall an den Innen und Außenwänden Seile gespannt.
    Im Innenhof noch mehr Seile in einer Höhe von circa 6 – 7 m.
    Rein kommt man durch das Tor, aber raus... .
    Als erstes ging es ein paar Treppen rauf in den ersten Stock, in einen Raum zu dem eine Tür führte und der Ausgang das erste Hindernis war.
    Ein Seil auf Fußhöhe und zwei auf Armhöhe. Länge von einen Seite auf die andere ungefähr 15 m.
    Jeder bekam einen Sicherheitsgurt angelegt, welcher dem Manne ziemlich eng war. An der Vorderseite des Sicherheitsgurtes war ein weiteres kurzes Seil mit einem Karabiner am Ende angebracht. Ein ziemlich kleiner wie mir schien. Nach kurzer Belehrung zur Überwindung des Hindernisses und dem Verbot nach unten zu sehen ging es los. Ich war der fünfte an der Reihe und natürlich fiel mir nix besseres ein als nach unten zu glotzen. Ein mulmiges Gefühl überkam mich. Was ist wenn ich abrutsche und ausgerechnet bei mir hebt dieser Karabiner nicht. Ich glaub ein Stück Kreide konnte in dem Moment nicht weißer sein als mein Gesicht.
    Die Ausbilder hängten meinen Karabiner im rechten der beiden oberen Seile ein und sagten mir das ich nun gefälligst meinen Arsch bewegen soll. Nach ein paar weiteren Sekunden des ungläubigen runter Schauens bekam ich einen Tritt in den Allerwertesten. Ich deutete dies als unmissverständliches Zeichen das es besser sei wenn ich mich nun fort bewegte.
    Das die Ausbilder Idioten waren hatte ich ja schon erwähnt. Aber solche blöden Drecksäcke, die geilten sich anscheinend an der Angst eines jeden auf. Als ich die Hälfte des Hindernisses glimpflich über die Bühne gebracht hatte, fingen die Deppen wie blöd damit an, am Seil zu zerren und zu rütteln. Wie soll es auch anders sein, der Tom konnte sich aus irgend welchen physikalischen Gründen nicht mehr heben und hing schließlich am Karabinerhacken in der Luft. Der Sicherheitsgurt schnürte mir fast mein bestes Stück ab. Beinahe hätte ich nicht mehr gewusst ob ich Männchen oder Weibchen bin. Unter schalendem Gelächter der Ausbilder versuchte ich mich hoch zu ziehen. Natürlich klappte es nicht gleich und die Blödmänner lachten immer lauter. Irgend wann schaffte ich es mit der Gewissheit das so ein kleiner Karabiner schon ne Menge aus halten kann. Mit einer Wut über diese kranken Typen im Bauch, schaffte ich die zweite Hälfte trotz starkem wackeln des Seiles, in Bestzeit. Also nicht das wir den Müll auf Zeit machen mussten, aber hätten wir gemusst, wäre ich derjenige gewesen welcher zu diesem Zeitpunkt einen neuen Rekord aufgestellt hätte.
    Auf der anderen Seite grinsten mich die dortigen Ausbilder blöd an: „Ca va ?“ (heißt soviel wie ´Na geht´s ?´).
    In die Fresse hätte ich dem am liebsten gehauen, voll auf die Glocke, blöde Wi..... .

  19. Nach oben    #19
    Du hast zu viel Freizeit....

  20. Nach oben    #20
    Zitat Zitat von Zee4
    Du hast zu viel Freizeit....

    Nein, habe ich eigentlich überhaupt nicht. Ich hatte Urlaub und da überkam mich das simple Bedürfniss mir etwas von der Seele zu schreiben.
    Ich bin kein guter Schreiber, aber ich wollte es einfach mal los werden. Einfach mal ein Stück aus meinem Leben erzählen. Der ein oder andere hat die Beiträge in diesem Thread wohl auch gelesen.
    Die meisten haben ihn wohl nur angeklickt, gesehen das es irgend so´n langer Text ist und wieder zu gemacht. Egal, mir hat es das Gefühl gegeben nicht egal zu sein.
    Nein, , ich habe was dieses egal sein anbetrifft keine Minderwertigkeitskomplexe, nein wirklich nicht.
    Es ist der simple Versuch gewesen die Leute mit etwas zu unterhalten.
    O.K. ist wohl nicht so geworden wie ich es mir vorgestellt hatte, macht aber nix.

    Aber um zum Schluss zu kommen, ich werde es in Zukunft unterlassen die Mitglieder von Oxybrain mit Abschnitten meines Lebens zu quälen.

    P.S. Habe deinen Beiträg hier bei den Lyrics gelesen...nicht schlecht. Mfg girlov

  21. Nach oben    #21
    War lange nicht mehr hier...nun ja. Ich wollte zwar niemand mehr mit meinen Lebenserfahrungen quälen, aber irgendwie kann ich´s nicht lassen...

    Nun so wie ich das sehe erwähnte ich noch nicht die verschiedenen Kompanien welche es beim 2.REP gibt. Ich hoffe ich vergesse jetzt keine...es waren wohl sechs.
    In jeder wurden gleich viele Sprünge und auch allen anderen Ausbildungen vorgenommen, trotzdem hatte jede extra noch ein spezielles Aufgabengebiet auf das die Legionäre getrimmt wurden.
    Bei der ersten ist es der Nachtkampf, bei der zweiten der Kampf in den Bergen, die dritte bildete Kampf- schwimmer und Seekampf aus und die vierte war für Sprengstoff und Sabotage zuständig.
    Dann gibt es noch die CCS – Kompanie, welche für die Logistik zuständig ist und nicht zu vergessen die Elite der Elite...die Craps.
    Craps sind Kampfschwimmer welche dazu ausgebildet werden hinter den feindlichen Linien abzuspringen und die Gegner von dort aus auszuschalten. Sie werden in allem was das 2.REP so zu bieten hat ausgebildet. Die statistische Überlebenschance eines Craps im Ernstfall beträgt nach dem Absprung ca.6 min...oder waren es nur 4, ich weiß es nicht mehr so genau. Auf jeden Fall ist es für einen Fallschirmjäger eine Ehre zu Ihnen gehören zu dürfen.

    Wie nach der Grundausbildung gibt es auch hier die Möglichkeit nach der Springerausbildung eine der fünf Grundkompanien zu wählen in welcher man seinen Dienst versehen wollte.
    Einige Kameraden und ich hatten sich für die vierte entschieden...aber niemand durfte da rein. Auch durfte niemand in die erste oder zweite.

    Zum leichteren Verständnis möchte ich erwähnen das es bei den Einsätzen des 2.REP die erste bis vierte Kompanie abwechselnd zu Einsätzen müssen. Ausgerechnet zu dem Zeitpunkt war die 3.Kompanie an der Reihe.
    Es gab damals einen Zwischenfall in Mocambique, welcher sich anbahnte in einen größeren Bürgerkrieg auszuarten. Also wurde die Dritte in Alarmbereitschaft gesetzt, und da die noch Leute brauchten steckten sie uns allesamt da hinein.

    Manche von unserer Gruppe wollten sowieso Kampfschwimmer werden...ich gehörte aber mit Sicherheit nicht dazu. Ich war noch nie ein besonders guter Schwimmer und ins Wasser bin ich meistens nur zu Abkühlen wenn´s mir am Baggersee zu heiß war.
    Nun, es blieb mir nix anderes übrig. Wir wurden mit Wüstentauglicher Kleidung ausgerüstet. Alle mussten wieder zu ärztlichen Untersuchungen und bekamen nochmals Impfungen. Die Waffen bekamen wir zugeteilt und andere Kleinigkeiten welche man wohl in der Gegend gebrauchen könnte. (Moskitonetzte und lauter so´nen Zeug.)
    Innerhalb von zwei Stunden wären wir mit kompletter Ausrüstung auf dem Flug gen Süden unterwegs gewesen, wenn denn der Befehl zum Abmarsch entgültig wäre.
    Die Alarmbereitschaft dauerte an und wir machten uns Gedanken über den Sinn solche Neulinge wie uns da runter zu schicken. Wir haben hin und her überlegt, aber die einzige Antwort welche uns einfiel...Kanonenfutter.

    Glücklicherweise beruhigte sich die Lage da unten nach ca. 3 Wochen. Alle durften die erhaltene Ausrüstung zurück geben und dem alltäglichem Legionärsleben nach gehen. Wie das da unten ausschaut...dazu später mehr

  22. Nach oben    #22
    Nun ja, das Legionärsleben im 2.REP...eigentlich weiß ich gar nicht so recht wo ich anfangen soll.

    Aller gut. Geweckt wurden wir immer vor dem wach werden. Ein Schrei vom lieben UvD zertrümmerte alle schönen Traumerinnerungen auf einmal. Sporthemd, -hose, -socken und Turnschuhe und angetreten. Geschlossen ging es zu einem ganz tollen Frühstück im Versorgunstrackt...Kaffee, Baguette, Butter und Marmelade. Wenn ich mich recht erinnere durften wir bis dahin noch ohne Schritt gehen. Zeit hatten wir in etwa 20 min. Den ersten Tag haben meine Kameraden und ich natürlich auch so schnell wie möglich alles in uns rein gestopft was ging. Am besten einen riesigen Pott wirklich guten Milchkaffee mit mindestens drei Stück Zucker und ein besonders großes Stück von dem leckeren Franzosenbrot mit viel Butter und Erdbeermarmelade. Damals war es einfach noch in unseren Köpfen drinnen, das wir vorsorgen müssten mit der Lebensmittelaufnahme. Immer noch die Angst das es vielleicht so bald nix mehr geben könne. Ganz großer Fehler gewesen...nach dem Frühstück ging es nämlich zum Morgensport.

    Nur mal eben nebenbei...ich als simpler Ossi war immer der Meinung wenn ich das Wort Korsika gehört hatte, das es da viel Meer, Strand und hübsche Frauen geben würde. Jo ich weiß, gibt´s da auch, bloß hat mir niemals nie jemand erzählt das es da auch wahnsinnig viele und hohe Berge hat. Ich hasse Berge. Die Berge die ich bis dahin kannte waren vielleicht 20m hoch und da ist man im Winter als Kind mit dem Schlitten runter und manchmal auch gegen einen Baum gerodelt. Autsch.

    Nun denn, es wurde los gejoggt. Durch die Kaserne auf die Strasse raus noch im gemächlichem Tempo und dann ging es ab. Die Berge kamen immer näher oder wir ihnen. Mir schwante Böses. Nach ca. zwei Kilometern fing der erste meiner Kameraden an sich zu übergeben. Es dauerte nicht lange und fast alle von uns Neulingen taten es ihm gleich. Beim frühstücken wunderten wir uns noch das unsere Vorgesetzten so gut wie nix aßen, jetzt wussten wir warum. Es lässt sich saublöd mit vollem Magen bei morgendlichem Sonnenschein rennen.
    Großzügigerweise kamen am Ende nur 5 km zusammen. Zum Ausgleich noch ein paar Klimmzüge und Dehnübungen.

    Nach dem duschen gab es einen Appell in normaler Felduniform bei dem die verschiedenen Tagesaufgaben verteilt wurden. In drei Gruppen war der 3.Zug aufgeteilt. Geländeausbildung, Theorie im Umgang mit verschiedenen Feuerwaffen und Exerzieren standen auf dem Plan. Nach zwei Stunden wurde gewechselt. Die Gruppe in welcher ich mich befand, begann mit exerzieren. Das ganze ging tatsächlich ohne Schläge und Tritte von statten.
    Anschließend gingen wir etwas ins Gelände. Sie brachten uns bei wie man Skizzen von Bäumen, Panzern und allem möglichen zeichnete. Das war irgendwie richtig gemütlich. Liegst auf dem Bauch schaust in die Ferne und kritzelst ein bissel was auf´s Papier.
    Nach dieser Übung war erst mal Mittagspause...ja, eine richtige Mittagspause. Es wurde kurz angetreten und dann ging man ganz locker wie unter Kumpels zum Mittagessen oder wenn man keinen Hunger hatte ab auf die Stube und ne Runde gepennt. Nach einer dreiviertel Stunde(kann auch eine ganze gewesen sein) wurde wieder angetreten und der Tagesplan ging weiter. Total easy .
    Nun waren wir endlich mit der Waffenausbildung an der Reihe. Verschiedene Granaten für die Famas bekamen wir erklärt und natürlich auch noch eine Panzerfaust. Diese war für die nicht so guten Schützen unter uns vorgesehen.
    Die Krönung des ganzen war "ES". Zum ersten mal in meinem Leben durfte ich ein Scharfschützengewehr in der Hand halten. Eine gute Waffe. Sie erzählten uns das ein richtig guter Schütze im freien Gelände, trotz schwierigster Wetterverhältnisse auf eine Entfernung von 600 m den roten Kreis aus einer Lucky Strike Schachtel schießt. Um dies zu erreichen gibt es bei der Legion verschiedene Lehrgänge auf welche man bei sehr guten Schiessübungsergebnissen delegiert werden kann. Damals war so ein Lehrgang mein Ziel.
    Leider... oder vielmehr zum Glück bin ich nicht so lange dabei geblieben um solch einen mitzumachen.

  23. Nach oben    #23

    Bild dir darauf nix ein :P

    Ich finde deine "Lebenserfahrungen" super!
    Mal ganz im Ernst: Du könntest ein Buch schreiben!
    Weiter so!

  24. Nach oben    #24
    Hi, ist schon ne ganze Weile her das ich das letzte mal hier war. Also, um es kurz zu fassen... ich habe mich entschlossen mal wieder von damals zu erzählen...

    Das mittlerweile alles um einiges leichter zu verarbeiten war, schrieb ich ja bereits. Allerdings gab es da etwas durch das mein Spaßfaktor beinahe bis ins Unendliche sank. Früher dachte ich immer das Corse nur für Strand, Sand und Sonne stand, aber wie ich schon einmal erwähnte auch massig Berge. Das wir einige zum joggen nutzten erwähnte ich auch schon, allerdings kam es trotz dessen das wir die Kompanie für Wasserkampf waren auch noch anders.
    Es war ein normaler Dienstag an dem der Tagesablauf ganz normal und gepflegt von sich lief. Am späten Nachmittag erfuhren wir das auch unsere Kompanie ein bisschen Bergtraining nötig habe um in allen Situationen gewappnet zu sein. Was soll ich sagen, gefreut habe ich mich auf den nächsten Tag überhaupt nicht.
    Mittwoch ging es direkt nach dem Frühstück los. Natürlich in gewohnter Manier mit voller Ausrüstung. Die ersten paar Kilometer waren verhältnismäßig leicht zu ertragen. Wir schritten ohne Tritt auf Feldwegen einem Berg zu, aber dies war noch im Rahmen des normalen. Alle unterhielten sich mit gedämpfter Stimme über das Vergangene oder das was noch kommen mochte. Nach vielleicht eineinhalb Stunden schlug unser Sergeant einen Waldweg ein. Am Ende des Weges stand er in seiner vollen Größe vor uns... der Berg. Wie hoch dieses Teil war erfuhr ich nie. Ich wollte es auch nicht unbedingt wissen. Hinterher war es mir egal und vorher interessierte es mich schon drei mal nicht.
    Auf alle Fälle kam er mir riesig vor(na gut, als kleines Kind fand ich einen Hügel, in dem Flachland in dem ich aufwuchs mit einer Höhe von 10 m schon sehr groß, aber da bin ich gern rauf um mit dem Holzschlitten wieder runter zu kommen).
    Unser Sergeant erklärte uns das wir gemächlich dieses Teil besteigen werden. Sicherheitsseile und ähnliches würden wir natürlich nicht verwenden, da es ja nicht einmal richtig steil nach oben ging und er uns nur ein wenig das Verhalten in höheren Gefilden beibringen wolle. Meine Begeisterung kannte keine Grenzen.. hust.
    Gut, so steil war das Teil auch nicht und es war auch keine Wand die nur aus Felsgestein bestand. Man musste sich einfach nur genau ansehen wohin man seinen Fuß setzt sich hin und wieder an den dünnen Sträuchern fest heben und natürlich immer die Öhrchen für den Warnruf Caillou offen halten und damit hatten wir alle schon reichlich Übung.
    Um es kurz zu machen, nach guten drei weiteren Stunden erklommen wir fast den Gipfel dieses Berges. Vor uns lag noch ein kleiner Aufstieg mit vielleicht 3 m Höhenunterschied. Unser Sergeant befahl uns die Uniformen zurecht zu rücken und ein fröhlichen Gesichtsausdruck auf zu setzen. Die schon länger dabei waren bekamen ein breites Grinsen im Gesicht. Solche Neulinge wie ich es war schüttelten verständnislos den Kopf. Als alle so weit fertig waren nahmen wir die letzte Steigung in Angriff. Es bereite mir und anderen Mühe obwohl es nur einige Meter waren, aber dann... dann sahen wir Neulinge zumindest, mit riesigen Kulleraugen auf den Gipfel. Nein, nicht weil die Aussicht so toll gewesen ist. Wir glotzten auf eine mittelgroße Holzhütte. Vor dieser Holzhütte standen ein paar Tische und Stühle. Auf den Stühlen saßen Touristen mit kleinen Rucksäcken und Fotoapparaten. Diese Urlauber sahen uns neugierig an und es dauerte nicht all zu lange bis die ersten begannen Bilder zu machen. Während wir Neulinge wohl mächtig dumm drein schauten, bahnten sich die Erfahreneren einen Weg zur Hütte. Da war ein kleiner Tresen an dem unser Sergeant eine Bestellung aufgab. Das alte Mütterchen dahinter bewegte sich grinsend davon und kam zusammen mit ihrem Mann, einem Tablett voller Pappbecher und zwei Kanistern Rotwein kurze Zeit später wieder zum Vorschein. Zwei der älteren nahmen die Sachen und stellten es etwas abseits auf den Boden. Der Sergeant winkte uns allen zu. „Trinkt, ihr habt es euch verdient.“ So verschwitzt wie wir waren schnappten wir uns jeder einen Becher und gossen ein. Dieses säuerliche Gebräu war nicht wirklich schmackhaft, aber es stillte schnell den Durst. Auf unseren Rucksäcken sitzend tranken und rauchten die meisten. Ich wollte nicht sitzen und wanderte ein wenig umher. Ich fragte mich wie die teilweise an die 70 Jahre alten Leutchen es geschafft haben diesen Berg zu erklimmen und immer noch gut dabei aus zu sehen. Die Antwort fand ich schnell. Ein Stück hinter der Hütte begann ein Weg. Ein richtiger Waldweg der sich gemächlich im Zickzack nach unten schlängelte. Neben dem Weganfang stand ein Stein in der Form eines typisch aussehenden Hinkelsteines. Davor eine kleine Ablage mit einem aufgeschlagenem Gipfelbuch, oder wie man die Dinger nennt. Beim runter blicken konnte ich auch ein paar Häuser erkennen. Im Inneren arbeite die Frage warum ein eigentlich normaler Mensch sich so etwas antut. Was bewegt die Leute dazu auf so einen blöden Berg zu gehen? Und warum müssen wir die Deppen sein die lieber an einer schrägen Wand hoch krabbeln anstatt den normalen Wanderweg zu benutzen?
    Ich glaube diese Fragen waren in meinem Inneren der Anfang vom Ende. Ich suchte nach dem Sinn und fand ihn nicht wirklich.
    Nun, als wir die zwei 5 Liter Kanister geleert hatten ging es allen gut. Jeder war in der Stimmung den gleichen Weg den wir gekommen waren locker wieder runter zu kommen, jedoch tat dies keine Not. Wir benutzten den offiziellen Wanderweg und kamen doch tatsächlich nach einer knappen Stunde in unserer Kaserne an. Wir gingen duschen und dann ab zum späten Mittagessen. Nach dem Mittag folgten wir dem normalen Tagesgeschehen, aber irgend etwas bei mir war anders als sonst. Die Gedanken warum und wieso man sich so etwas antut ließen mich nicht mehr los.

    Ohhhh, muss das hier in zwei Abschnitte fassen sonst passt es nicht...

  25. Nach oben    #25
    Ich weiß nicht mehr wie es dazu kam, auf alle Fälle bekam ich an einem der folgenden Tage ziemlichen Stress mit meinen nächsten Vorgesetzten. Den ganzen folgenden Tag bekam ich die reinste Dreckarbeit. Bei jeder Möglichkeit bekam ich meinen vorher gegangenen Ungehorsam zu spüren. Ich wurde wegen nutzlosen Dingen von Pontius zu Pilatus geschickt und wieder zurück. Ich war am rödeln ohne Ende. Als die anderen Kameraden am Abend ihrer Freizeit nach gingen, dufte ich alles mögliche putzen und reinigen. Man gönnte mir nicht einmal die Nachtruhe. Mit meinem Stahlhelm auf dem Kopf und einer darauf angebrachten brennenden Kerze schrubbte ich auf allen Vieren die Duschräume. Licht durfte um diese Uhrzeit keines mehr an sein. Aller zehn Minuten kam einer von meinen Peinigern und weckte mich wieder auf wenn ich mich in eine Ecke der Duschkabinen gesetzt hatte um ein wenig zu schlafen. Schläge bekam ich keinen einzigen, aber dieses Gebrüll das ich weiter putzen solle war dermaßen heftig das es mir wirklich lieber gewesen wäre sie hätten mich einfach verprügelt und dann schlafen lassen.
    Ich glaube es war so gegen vier Uhr morgens als mich der Wach habende Offizier aus meiner Lage befreite. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen wusste er wohl die ganze Zeit schon das da ein Neuling malträtiert wurde, aber wie das nun mal unter alten Kameraden ist, man sieht darüber weg. Ich zog mich aus und ging in mein Bett.
    Auch die nächsten Tage waren keine besonders guten für mich. Am Wochenende bekam ich alle möglichen Dienste auf gedrückt die es gab. Nicht eine freie Minute in der ich mich in die Kantine setzen konnte um wenigstens ein Bier zu trinken. Sogar das rauchen fand bei mir nur im Verborgenen statt.
    Am folgendem Montag war es vorbei. Alle behandelten mich wieder wie einen normalen Kameraden. An diesem Tag wurde uns erneut mit geteilt das am Dienstag wieder ein kleiner Ausflug auf einen Berg geplant war. Nach den Worten des Sergeanten grinste mich einer der Couporale von der Seite her ziemlich fies an. Ich wusste diesen Blick nicht zu deuten, jedoch durch lief ein kalter Schauer meinen Körper. Den ganzen Tag schob ich Panik vor unserem nächsten Ausflug. Ich nahm mir vor mich am Abend richtig zu betrinken um es leichter ertragen zu können. Zu diesem Zwecke suchte ich meinen alten Kameraden Wiesner auf. Er war aus dem Krankenhaus zurück und mittlerweile Angehöriger der CCS Kompanie. Mit seinen Laufgips stand er hinter dem Tresen des Kompaniegebäudes. Er schenkte zusammen mit einem Couporalchef die Getränke aus. Als er mich sah wechselte er ein paar kurze Worte mit diesem und deutete theatralisch auf sein Bein. Er hatte ihm Schmerzen vor geflunkert und durfte Feierabend machen. Er gab mir einen Wink ihm zu folgen. Gemeinsam hockten wir uns an den kleinen Tisch in seiner Fünfmann Stube, in der er jedoch allein nächtigte. Aus einem Spind holte er ein % Liter Kanister Weißwein und Gläser hervor. Wir begannen zu trinken und redeten über die zeit in der Grundausbildung. Weiter ging es mit den Ausführungen wie gut es ihm jetzt geht und wie glücklich er in dieser Kompanie sei. Dann war ich mit erzählen an der Reihe. Mit immer schwerer werdender Zunge berichtete ich von dem mir erlebten und auch von den vergangenen Tagen. Wiesners Blick verfinsterte sich. Ich weiß nicht ob er mich damals nur verarscht hat oder ob seine Geschichte wahr war. Angeblich soll es wohl schon mal jemandem so ergangen sein wie mir. Also die Demütigungen mit dem Schlafraub und dem ewigen Dienst schieben. Dieser Kamerad machte mit seiner Gruppe einige Tage später auch einen kleinen Ausflug in die Berge und verunglückte tödlich. Da ich eh schon Panik schob, der Alkohol sein übriges tat und Wiesner nicht das geringste Anzeichen von sich gab mich nur zu veralbern, bekam ich plötzlich richtig heftige Todesangst. „Glaube mir... die haben es auf dich abgesehen und wenn du da morgen auf den berg gehst, die sorgen dafür das du nicht lebendig wieder runter kommst.“ So in etwa waren die Worte meines Kameraden Wiesners. Ich wusste nicht was ich tun sollte und trank noch schneller.
    Der Rest dieses Abends kann ich nur vermuten. Irgend wann musste ich mich wohl stock besoffen in eins der freien Betten gelegt haben und eingeschlafen sein. Da Wiesner nicht am Morgensport teil nehmen brauchte wurde er auch nicht geweckt. Dank seines Weckers wurden aber auch wir gegen sieben wach. Mein Kopf schmerzte. Nach und nach kam ich zu mir und mir fiel es wie Schuppen von den Augen. ´Mist du hast verpennt. Nun darfst wieder Tagelang den Depp vom Dienst spielen.´ Ich ordnete mit meinem immer noch halb betrunkenen Schädel meine Kleidung und eilte im Laufschritt zu meiner Kompanie. Mal davon abgesehen das ich mich zuerst im falschen Gebäude meldete, kam ich eh zu spät um an dem Ausflug auf den berg teil nehmen zu können. Es waren alle schon unterwegs. Der Unteroffizier vom Dienst telefonierte ein wenig herum was man mit mir machen solle. Einige Minuten danach stand der Couporalchef des Regimentsgefängnisses vor mir, der Gardien de Prison. Ein nicht besonders großer Glatzkopf, beinahe so aussehend wie das fiese Sergeantending aus der Grundausbildung. Er nahm mich französisch sprechend offiziell in Gewahrsam. Ich wurde in meine Stube geführt, durfte mir Waschzeug und Unterwäsche einpacken und ab in den Knast ging es. Er wies mir eine Einmannzelle zu und grinste. „Am besten du haust dich erst noch mal eine Stunde aufs Ohr. Nachher erklär ich dir wie es bei uns abläuft.“ Sagte er in reinem Deutsch und schloss mich ein. Ich tat nur zu gern was er mir geheißen und schlief. Aufgeweckt wurde ich von allerdings nicht schon nach einer Stunde. „Na los, hoch mit dir sonst verpennst du auch noch das Mittagessen.“ Rüttelte der CC(kurze Schreibweise jetzt mal für Couporalchef) an der Schulter wach. Er meinte das ich so geschnarcht habe und Alkoholausdünstungen habe das er mich etwas länger schlafen ließ. Zusammen mit einem anderen Häftling, ein Legionär Premiere Class aus der 4. Kompanie, mussten wir uns orangefarbene Westen und eine ebenso grelle Kopfbedeckung anziehen. Der CC führte uns in den Speisesaal. Es waren nur noch vereinzelt Legionäre da die sich unterhielten. Keiner nahm wirklich Notiz von uns, trotz unseres Aussehens. Zu dritt setzen wir uns an einen abgelegenen Tisch und aßen. Der CC war schnell mit seiner Mahlzeit fertig und unterrichtete uns was wir alles zu tun haben und was wir nicht tun dürfen. Nebenbei erfuhr ich auch das er ein Deutscher ist und nun schon seit über 12 Jahren Legionär. Er machte einen nicht so abgedrehten Eindruck wie die anderen die schon länger dabei waren und wurde mir immer sympathischer. Von dem Premier Class erfuhr ich das er seit knapp 4 Jahren dabei ist. Er wurde schon zweimal vom Couporal zum Premier degradiert weil er sein großes Mundwerk gegenüber Vorgesetzten nur schwer im Zaum halten konnte. Ich erzählte das ich durch die Sauferei einen Bergausflug verpennt habe und mehr brauchte es nicht. Keiner fragte den anderen nach Einzelheiten. Man nahm es so hin wie man es gehört hatte und fertig.
    Nach dem Essen wurden wir beiden Häftlinge damit beschäftigt Unkraut aus Blumenbeeten zu zupfen. Da wir uns nicht unterhalten durften wenn wir uns bei der Arbeit befanden hatte ich viel zeit um mir die verschiedensten Gedanken zu machen. Über Kompaniewechsel und Regimentwechsel grübelte ich nach, kam aber zu keiner Lösung für meine Zukunft.
    Die folgenden sechs Tagen, wobei ich die letzten beiden alleine verbringen musste, war es immer das gleiche. Aufstehen, frühstücken, Unkraut rupfen oder fegen, Mittag essen, Unkraut rupfen oder fegen, Abend essen und Nachtruhe. Im großen und ganzen empfand ich diese Tage als recht erholsam. Am morgen des nächsten Dienstages wurde auch ich entlassen. Ich meldete mich ordnungsgemäß bei meiner Kompanie. Da alle anderen beim Sprungtraining mit der Transall unterwegs waren, sollte ich mich bis zum Mittag mit mir selbst beschäftigen. Ich begab mich in meine Stube und wollte ein paar Sachen waschen und aufräumen. Geschockt stellte ich fest das es da nicht mehr besonders viel zum waschen und aufräumen gab. Mein Spind war aufgebrochen und fast alles raus gestohlen. Ich suchte nach meinem Geheimfach unter meinem Bett und war beruhigt. Mein Erspartes war bis auf den letzten Franc noch vorhanden. Wieder runter zum UvD zu gehen und Meldung über den Diebstahl zu machen getraute ich mir nicht. Den Unmut einiger älterer Kameraden besaß ich eh schon und damals dachte ich das eine Meldung alles nur noch schlimmer machen würde.

    Wie es weiter geht beim nächsten Besuch...

  26. Nach oben    #26
    Eine Stunde vor der Mittagszeit traf die Kompanie wieder ein. Der ein oder andere aus der Grundausbildung grüßte mich beim erblicken hinter vorgehaltener hand. Die anderen ignorierten mich weitest gehend.
    So ging es auch die folgenden Tage. Nur das nötigste sagte man zu mir, egal ob Vorgesetzte oder wer auch immer. Ich kam mir ziemlich allein gelassen vor.
    Freitag nach dem Dienst schmückte ich mich mit meiner glücklicherweise noch vorhandenen Ausgehuniform und ging nach Calvi rein. Dort traf ich durch Zufall den großen Nordiren mit dem ich mich bisher immer gut verstand. Wir zogen ein wenig durch die Gassen als ich die deutsche Stimme einer jungen Frau vernahm. „Sieh mal da Schatz, schon wieder Polizisten.“ Ich drehte mich abrupt auf dem Absatz um. „Wir sind keine Polizisten.“ Erwiderte ich grinsend. Die etwa zwanzig Jahre alte Frau und ihr ungefähr genauso alter Freund sahen mich fragend an. Wir kamen ins Gespräch und ich erklärte ihr das wir Legionäre sein. Gemeinsam suchten wir uns eine kleine Kneipe um Billard zu spielen. Während der Ire mit ihrem Freund die Kugeln stieß, unterhielt ich mich angeregt mit dem Mädchen. Sie behauptete: „Ach ja, ihr seid diese absoluten Kampfmaschinen von denen man manchmal hört.“ Ich schüttelte lachend den Kopf. „Nein, wie kommst du denn auf so eine Idee? Wir sind im weites gehendem Sinne auch nur ganz normale Soldaten.“ Sie sah mich skeptisch an und fragte mir beinahe ein Loch in den Bauch über all das was wir denn so tun. Ich berichtete ihr von unserem Dienst und all dem drum und dran. Ich erklärte ihr was wir erlernen und für was wir eingesetzt werden. Über den Drill und alles zusammen. Sie hörte aufmerksam zu und stellte mir zum Schluss meiner Ausführungen eine gewichtige Frage. „Also so wie du es jetzt erzählt hast, also das alles... das heißt praktisch, wenn jetzt irgend wo Unruhen, oder ein Krieg ausbrechen sollte der für die Interessen Frankreichs nicht ganz angenehm wäre, egal wo auf der Welt es dazu kommen würde, dann geht ihr dahin und sorgt für Ruhe. Ihr stellt euch dann dem Feind gegenüber und kämpft so lange, wenn ich es aus eurem Ehrenkodex richtig verstanden habe, bis ihr keine Munition mehr habt und notfalls mit aufgesetztem Bajonett bis zum letzten Mann, auch wenn ihr nicht die geringste Chance mehr habt zu siegen, und das alles nur der Ehre wegen weil ihr Legionäre seid?“ Ich brauchte ein wenig um diesen Satz zu verarbeiten und nickte. „Ja, genau dafür sind wir da.“ Grinste ich sie an. Sie lehnte sich zurück und war still. Wie sie mich ansah machte mich etwas unsicher. Ich nahm mein Glas, trank einen Schluck und lies mir ihre Worte nochmals durch den Kopf gehen. ´...und das alles nur der Ehre wegen...´ Ich setzte mein Glas ab und runzelte meine Stirn. „Siehst du Tom Linder, das alles ist es warum man euch als die Kampfmaschinen schlechthin bezeichnet. Der Ehre wegen sein Leben aufs Spiel setzen. Ich respektiere so was, aber verstehen kann ich es niemals.“
    Ihr Freund war fertig mit spielen und die beiden wollten noch einige Wege in Souvenirshops erledigen. Wir verabschiedeten uns voneinander. Als Erinnerungsgeschenk gab ich den beiden mein Zippo, eines das man im normalen Handel so nicht einfach kaufen kann. Verziert mit dem Emblem des 2.Rep. Sie bedankten sich und verschwanden.

  27. Nach oben    #27
    Der Ire und ich zogen noch einige Zeit umher, aber irgend wie kam keine feierliche Stimmung mehr in mir auf. Die Worte dieser jungen Frau gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. ´Der Ehre wegen würdest du dich mit aufgepflanztem Bajonett hinstellen und dich abschlachten lassen. Der Ehre wegen...´
    In der folgenden Nacht fand ich kaum Schlaf. Immer und immer wieder fragte ich mich wie ich so werden konnte. Trotz all dem was ich ertragen und erleben musste in meiner bisherigen Zeit in der Fremdenlegion, wusste ich das die Vorgesetzten nur „Vorwärts“ brüllen mussten und ich würde kämpfen und kämpfen. Kämpfen bis keiner mehr von uns übrig wäre wenn es sein müsste. Niemals aufgeben oder sich gefangen nehmen lassen. Niemals. Niemals.

    Langsam aber sicher begann mein Hirn wieder wie ein verhältnismäßig normales menschliches Hirn zu arbeiten. Ein Hirn das unter normalen Umständen niemals auf die Idee kommen würde sich so sinnlos für eine Sache ein zu setzen. Ein Hirn das sich an alltäglichen Dingen erfreut, z.B. wenn es froh ist einen schweren Arbeitstag hinter sich lassen zu können. Das sich auf eine Familie, auf richtige Freunde freut wenn es nach Hause kommt. Das mit Ihnen um die Häuser zieht oder ins Kino geht. Wieder normal sehen. Mit Augen die Welt erblicken die nicht nur Ehre und Gehorsam erblicken...
    Ich könnte tausend solcher Dinge aufzählen die mir im Halbschlaf in den Sinn kamen. All diese für mich bis zu diesem Zeitpunkt mittlerweile uninteressant gewordenen Sachen, brachten mich zu dem Entschluss einen Schlussstrich unter das Kapitel willenlose Kampfeinheit zu setzen.
    Gleich Sonntag Morgen nach dem Frühstück, schmiss ich mich wieder in meine Ausgehuniform und ab nach Calvi. Zuerst besorgte ich mir verschiedene Fahrpläne von Bus, Bahn und Fähre. Zu meinem bedauern stellte ich fest das die einzige Möglichkeit noch am selben Tag von dieser Insel weg zu kommen darin bestand, den Zug zum östlichen Teil von Corse zu nehmen und ab da mit der Fähre zum Festland. Die Fähre würde erst spät am Abend los fahren, aber vor dem nächsten Morgenappell würde mich eh niemand vermissen. Mein Ausgang war bis dahin genehmigt.
    Immer versucht unbeobachtet von anderen Legionären zu sein, schlich ich von einem in den nächsten Klamottenladen. Ich kaufte mir ein paar Reebokturnschuhe, eine Jeans und ein Kapuzenshirt. Alles in eine Plastiktüte gepackt suchte ich mir ein stilles Eck in einer kleinen Ruine, weit ab von den bewohnten Häusern. Nach mehrmaligem prüfen des Alleinseins entledigte ich mich schnell meiner Uniform und zog die Zivilsachen über. Die Kapuze über meinen verräterischen Haarschnitt gedeckt benutzte ich einige kleine Gassen um zur Bahnlinie zu kommen. Ich kaufte mir ein Ticket und stieg in den ankommenden Bummelzug ein. Den schlafenden spielend hockte ich zusammen gekauert auf meinem Platz. Mein Ticket legte ich auf die kleine Ablage vor mir, so das der Schaffner mich nicht ansprechen müsse. Ein älteres Ehepaar setzte sich mir gegenüber, was ich als sehr angenehm empfand zumal auch einige andere Legionäre mit diesem Zug unterwegs waren. In der Deckung meiner Kapuze sah ich manchmal aus dem durch die Scheibe nach draußen und versuchte mir ein zu reden das es schon klappen wird. Die Angst die ich empfand entdeckt zu werden war stärker als alles andere was ich bis dahin erlebt habe. Obwohl es nicht meine Gesinnung ist, betete ich im Stillen immer wieder das dieser Zug schneller fahren möge, aber er tat es nicht. Er hielt oft an und fuhr mit einer Seelenruhe von West nach Ost.
    Unbehelligt erreichte ich geraumen Fußmarsch den Ort Bastia. Das Nest in dem meine Fähre schon im Hafen liegen sollte. Doch es war keine da. Ich sah auf diese riesige Wanduhr und stellte fest das irgend etwas nicht stimmen konnte. ´Wo ist dieses blöde Schiff?´ fuhr es mir in den Sinn. Ich hockte mich auf eine Bank und kramte den fahrplan hervor. Da sah ich es. Vor lauter Aufregung übersah ich neben den Fahrzeiten bei der ich richtig lag, die Anordnung der Tage. Sonntag. Kein Schiff geht von Bastia am Sonntag zum Festland, kein einziges. Ich suchte wie wild auf diesem Plan um mir eine neue Möglichkeit zu bilden. Na ja, am Ende blieb mir nichts anderes übrig fest zu stellen, das ich bis zum nächsten Morgen um 5 Uhr warten musste. Ich kaufte mir ein Ticket für diese Fähre und spazierte zu den Klippen. An einer kleinen Einbuchtung machte ich halt und setzte mich. Hungrig und durstig verhaarte ich da beinahe regungslos. Ich hatte zwar noch einige hundert Franc in der Tasche, getraute mir jedoch nicht mir etwas Nahrung davon zu kaufen. Aus lauter Angst der Rest würde nicht mehr für die Bahnfahrkarte nach Deutschland reichen.
    Die Warterei kam mir nicht vor wie eine Ewigkeit, nein, eine ist für diesen Zeitraum viel zu wenig. Ich hatte das Gefühl um Jahre gealtert zu sein, als ich im Morgengrauen endlich an Bord konnte. Ich lief mit anderen den Steg empor und sah etwas das mir das Blut beinahe in meinen Adern gefrieren ließ. Zwei Uniformierte machten eine Ausweiskontrolle. Da ich mich mit solchen Gepflogenheiten nicht auskannte bekam ich noch größere Angst das es wegen mir sein könnte und wollte mich abwenden um das Weite zu suchen. Doch ich konnte es nicht. Ich war so kaputt das ich wie im Trance einfach weiter auf diese beiden Männer zuschritt. Einen Meter vorher zog ich meinen einzigen Ausweis den ich besaß aus der Tasche. Einer der beiden wünschte mir einen Guten Morgen, sah sich das Stück Legionärspappe kurz an und nickte mir freundlich zu. Ich ging an ihm vorbei, suchte den Weg zur Toilette, stürmte hinein und übergab mich erst mal. Als ich mir den Mund aus spülte und mir mit kaltem Wasser das Gesicht wusch wäre ich fast vor mir selbst erschrocken. Eine leichenblasse, ziemlich ausgemergelte Fratze starrte mir entgegen. Ich riss mich am Riemen, trocknete mich ab und suchte mir wieder mal ein stilles Plätzchen an Bord. Der ein oder andere Passagier musterte mich komisch, doch es war mir mittlerweile egal. Ich war so weit das es mir wirklich völlig egal war ob mich jemand erwischt oder nicht. Ich war ausgelaugt und fertig mit meinem Dasein.
    Aber ich hatte wiederum Glück. Den größten Teil der beinahe... ich glaube es waren über acht Stunden Fahrt... verbrachte ich mit schlafen. Gegessen habe ich wiederum nichts und wenn ich Durst bekam spülte ich mit am Waschbecken auf dem WC den Mund aus.
    Endlich auf dem Festland angekommen fühlte ich mich schon besser. Hier ergab sich notfalls die Möglichkeit weg zu rennen. Auf Corse selbst hätte mir so was nicht viel gebracht. Eine Weile lang wäre ich außer Sichtweise gewesen, aber das wäre es dann auch schon mit Flucht, weil so ein guter Schwimmer bin ich nicht um von Corse nach Marseille oder Nizza zu schwimmen.
    Ich begab mich direkt zum Bahnhof und fand auch recht schnell einen Zug den ich nehmen wollte. Zu meinem Betrüben stellte ich am Fahrkartenschalter fest das ich mich mit einem weitaus langsameren begnügen musste. Zu wenig Geld für den schnellen. Also nahm ich das Schneckenticket und kam so in den Genuss noch ein paar Franc für Essen zu haben. Ich suchte mir in der mir verbleibenden zeit einen Supermarkt und kaufte mir gleich zwei große Baguette und zwei eingeschweißte Packungen Salami. Der Rest ging drauf für ein Päckle Gauloises, Streichhölzer und eine Flasche Wasser. Voll gefressen und getrunken, mit kratzender Lunge und mich wieder besser fühlend nutzt ich erst den letzten Aufruf in den Zug ein zu steigen.
    Über die Fahrt gibt es nichts zu erzählen. Niemand behelligte mich, außer einmal der Schaffner wegen der Ticketkontrolle. Die Kontrollen an der französisch deutschen Grenze war auch nicht schlimm. Ohne einen Zwischenfall kam ich bis nach Kehl. Kehl in Deutschland. Ich war endlich wieder frei.

    Nun ich glaube das war wohl wirklich das letzte was ich über die damalige Zeit nieder schreiben werde. Vielleicht raffe ich mich irgend wann einmal dazu auf noch die ein oder andere Anekdote in meine Tastatur zu tippen... hmmm... vielleicht auch nicht. Auf alle Fälle wünsche ich Euch allen ein gute Zeit...

  28. Nach oben    #28
    Hallo girlov,
    Traumaerlebnisse verarbeiten..ich weiß was du meinst

    Ich habe von Calvi die Fähre nach Nizza genommen, die geht früh morgens, es war im April. Nen Tag vorher in nem kleinen Reisebüro in Calvi die Fahre gebucht und bezahlt. Schon Stunden vorher bei Sonnenaufgang da etwas abseits auf den steinigen Felsen gesessen und auch die Fähre gewartet. Die Stunden da warten, immer mehr Leute die da am kleinen Fährhafen auflaufen, immer die Suche nach Personen in Uniform. Und endlich legt die Fähre an, Leute drängen sich dicht in die große Fähre. Das es eine italenische Fähre ist und die beiden da am Eingang nur die fahrschein kontrollieren weicht die Angst etwas. Durch das Schiff an Deck rennen und da etwas abseits abwarten. Doch die Fahrt dauert lange und so das Geld abzählen und 8 Euro für ne Spaghetti Bolognese ausgeben, eine Wohltat für den Magen, besonders der Parmesankäse oben drüber.
    Dann in Nizza ankommen, ortientieren und zum Weg nach dem Bahnhof fragen. Am Bahnhof durchfragen und erfahren das es 2 Möglichkeiten gibt, den direkten über Kehl, wobei da vor Kehl der Stop ist und man zu Fuß weiter muß um dann in Kehl in den deutschen Zug zu steigen oder den langen Weg mit der Bahn nach Paris mit dem TGV. Das Wagnis zu Fuß über die Grenze eingehen oder es über Paris versuchen, eine Großstadt wo man nicht auffällt? Ich wählte den Weg über Paris, knapp 100 Euro für den Nachtzug. Die grün-gelbe Decke im Schlafabteil nahm ich mit, dünn und leicht aber warm und weiß der Himmel obs ich noch brauchen würde..

    Auf jeden Fall weg von dieser steinigen Insel. Steinklotz trifft es noch besser, Sand habe ich da nicht gesehen in Calvi. Im Supermarkt auf dem Weg von Kaserne in Innenstadt hatte ich mir ne Fleischkonserve gekauft, als eiserne Ration wars gedacht. Es waren 3 kleine Konserven abgepackt, 3 verschiedene Arten Wild, ich glaube Wildschwein, Hase und noch was. Eklig und es stank, aber es war Fleisch und gab Kraft und es fühlte sich gut an..

    Kraft, ja davon höre ich noch den Sergent und von Heldenmut als er uns durch das kleine Museum in der Kaserne scheuchte. Durch die verschienen Räume der Epochen.

    Wird man es jemals vergessen? Das antreten vor dem Block, die Holzstühle vor einem stehen und die Ausbilder mit strengen Blick die gesäuberten Sachen begutachten? Ab und zu träum ich noch von dieser Insel, rieche den frischen Lorbeer der an den Bäumen wächst, sehe die Boote auf dem Meer, höre die Brandung wie sie an das steinige Ufer schlägt. Aber dann wach ich auf und ich bin zuhause, weit weg von Frankreich, weit weg von dieser verfluchten Insel zu der mich selbst der Teufel persönlich nicht mehr hinbekommen würde..

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