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Thema: Leben²

  1. #1

    36 Jahre alt
    aus in der schönsten stadt der welt
    36 Beiträge seit 08/2004

    Leben²

    Ich saß, wie jeden Dienstagmittag, mal wieder in der Bahn dich mich in mein Zuhause brachte. Wie aus Reflex hob ich den Kopf als die Bahn anhielt und wieder andere Leute einsteigen. Ich schaute auf die Tafel, auf der angezeigt wurde, an welcher Haltestelle wir gerade standen. Trotz der immer noch warmen Temperaturen, fast 28 Grad, und das im September, fror ich auf einmal.Abrupt schaute ich wieder aus dem Fenster, und dreht meine Musik lauter. Fahr weiter, bitte fahr weiter, betete ich leise vor mich hin, da, das piepsen, das ankündigte, dass die Türen geschlossen wurden, ein arm tauchte wie aus dem nichts auf, blockierte die Tür und fünf junge Leute sprangen gerade noch in letzter Minute hinein. Ich hatte zwar keinen laut gehört, schließlich war meine Musik so laut, dass sich die Leute, die neben mir saßen, böse umschauten, doch es war, als würden alle meine Befürchtungen war werden. Diese kleine Gruppe, Lene, Marc, Johannes, Phillip und Laura, ich kannte sie nur zu gut, schließlich war ich auch mal eine von ihnen gewesen, damals. Es schien mir, als wäre es eine ewig keit her, als wäre all das, was damals geschehen war, eine Ewigkeit her. Doch in Wirklichkeit, waren seit jenem Tag, erst einige Wochen vergangen, einige Wochen, die ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, einige Wochen, die ich nun schon in meinem neuen zuhause lebte. So in Gedanken versunken, merkte ich kaum, dass die fünf mich gesehen hatten und immer näher kamen. Auf einmal schwitzte ich, was sollte ich bloß tun? Ich konnte nichts tun, ich konnte das einfach nicht, nicht mehr, nicht, nachdem was geschehen war. Da, mein Haltestelle, ich sprang auf, und stürzte als erste aus der Tür. Ich sah ihre verblüfften Gesichter, doch das war mir nun egal, ich war der Unterhaltung entronnen, ich hatte das, was eigentlich irgendwann geschehen musste, noch einmal verhindert, mit einem überstürzten Aufbruch, der an Flucht erinnerte. Irgendwann muss ich sie Widertreffen, ich kann das nicht ewig vor mir herschieben, all das war mir zwar bewusst, doch ich hatte Angst davor. Konnte ich das jetzt schon? Ich hatte erwartet, dass alles hinter mir gelassen zu haben, doch jetzt, wo mir praktisch meine Vergangenheit begegnete…. Ich kann es einfach nicht, murmelte ich halb laut vor mich hin. Schon stand ich vor unserer Haustür, ich war jedes Mal wieder erstaunt, wie hübsch es hier doch war, in solch einem hübschen Haus hatte ich bisher noch nie gewohnt, und das will was heißen, schließlich habe ich schon so etwa überall gewohnt, aber nein, daran wollte ich jetzt nicht denken, das war Vergangenheit. Ich schloss die Tür auf, ja, ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben einen eigenen Schlüssel, und lief als erstes Gabi über den weg. Hallo mein Schatz, wie geht es dir? War irgendetwas in der Schule? Hast du Hunger? Das essen ist in einer halben stunde fertig. Ja danke, alles ok, ich komme dann in einer halben stunde runter. Ist gut mein schatz, ich ruf dich dann. Ich ging die Treppe hinauf, zu meinem, meinem ersten eigenen Zimmer und schloss die Tür leise hinter mir. Ich wunderte mich immer noch darüber, wie herzlich in diesem Haus doch alles war. Für andere mochte es normal sein, dass sie, wenn sie nach der schule nach Hause kamen, zuerst gefragt werden, wie es ihnen geht, wie der tag war. Und so weiter. Doch für mich, für mich war das alles neu, und ich hatte mich nach den Wochen immer noch nicht dran gewöhnt.
    Am nächsten Tag, als ich um die gleiche Zeit wieder in der Bahn saß, hatte ich die Begegnung vom Vortag schon fast wieder vergessen, als die fünf auf einmal vor mir standen. Ich erstarrte, es schien, als wäre es gestern gewesen, und doch war es schon so lange her, dass ich mich kaum noch dran erinnerte, wessen Idee es gewesen war, wessen Idee mich fast… nein, ich wollte nicht daran denken, dass war Vergangenheit.
    Ach, dich sieht man auch mal wieder? Wir haben gehört, du wohnst jetzt in solch einem schicken haus im besseren viertel. Marc, wer auch sonst. Was sollte ich darauf antworten? Konnte ich ihnen verzeihe4n? Gab es überhaupt etwas zu verzeihen? Was sollte ich bloß denken.
    Selbst wenn du jetzt in diesem nobel Birtel wohnst, du kannst dich nicht ewig vor uns verstecken, du gehörst zu uns, dass weißt du, du passt nicht in eine geordnete Familie, das weißt du doch. Wir waren seit jeher deine Freunde.
    Ich war wie erstarrt, doch auf einmal brach all meine falsche Gelassenheit in sich zusammen. Tolle Freunde wart ihr, ja wirklich, ich will nichts mehr mit euch zu tun haben, ihr ward es, ihr seid schuld an allem, es war eure Idee, eure Idee hat das alles bewirkt, und dann ward ihr zu feige irgendetwas zu tun. Wenn ihr dass Freundschaft nennt, dann kann ich gut drauf verzichten.
    Ach? Das Fräulein hält ich also bereits für etwas Besseres? Wie kommst du auf die Idee, dass die Familie, bei der du jetzt lebst, dich wirklich mag? Dass sie solch eine gestörte wie dich, nicht nur bei sich aufgenommen haben, weil sie ihnen Leid tat? So ist das nicht, diese Leute sind wirklich nett, sie mögen mich. Lachen drang mir entgegen, kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen. Das glaubst du doch nicht wirklich? Man sollte meinen, langsam wüsstest du, wie der Hase läuft. Sie lieben mich, sie mögen mich, ich habe ein zuhause gefunden, dort gehöre ich jetzt hin, es klang selbst in meinen Ohren verzweifelt, denn, wusste ich denn wirklich, dass dem so ist? War es vielleicht wirklich nur mitleid mit mir, dass sie dazu bewog, mich bei sich in ihrem tollen Haus aufzunehmen? Nein, das konnte nicht sein, dass durfte nicht sein. Laut sagte ich, Nein, ich gehöre dort hin, lasst mich in Ruhe, ich bin nicht mehr eine von euch. Marc schaute mich verärgert an. Erinnere dich mal, was wir alles für dich getan haben, wo wärst du jetzt ohne uns? Du hättest dich, ohne uns, wohl schon lange umgebracht, sieh der Wahrheit ins Gesicht, du bist eine von uns, hier gehörst du her.
    Da, meine Haltestelle, die Rettung, ich nahm alles wie in Zeitlupe war, ich öffnete die Tür, die fünf riefen mir irgendetwas hinterher, und ich ging langsam und wie in einen dicken Nebel gehüllt, nach Hause. Zuhause, war es wirklich mein Zuhause? Die Gedanken ließen mich nicht in Ruhe. Alles verlief wie immer, Gabi stellte die gleichen Fragen wie immer, auch die beiden kleinen, Tobhi und Nico waren fröhlich und ausgelassen. Auf einmal wirkte das alles auf mich, alles dass, was ich früher dankbar entgegen genommen hatte und mich daran erfreut hatte, al das wirkte auf einmal inszeniert und gekünstelt auf mich. Ich sprang auf, murmelte eine Entschuldigung und ging auf mein Zimmer.

  2. Nach oben    #2

    36 Jahre alt
    aus in der schönsten stadt der welt
    36 Beiträge seit 08/2004
    Dort angekommen, kämpfte ich mit den Tränen, die ich eigentlich hasste, denn sie halfen ja eh nicht. Ich wusste was half, ich wusste, was immer geholfen hatte, doch das war meine Vergangenheit dass gehörte nicht in dieses Leben, welches soviel mehr versprach, als meine Vergangenheit. Doch die Gedanken ließen sich nicht beruhigen, ich zweifelte imm ermehr, meine ganze vergangeheit brach über mir zusammen, ich konnte das nicht mehr, ich musste es tun. Es war fast wie ein Ritual, und doch war es wie immer. Einen Moment hielt ich inne, hatte ich mir nicht geschworen, hatte ich nicht beschlo0en, das nicht mehr zu tun? Dass, was mich letztendlich fast das Leben gekostet hatte? Aber nein, es war nicht meine schuld gewesen, die anderen hätten etwas unternehmen müssen, nicht ich war schuld, die anderen waren es. Und so wiederholter ich etwas, was ich eigentlich als überwunden geglaubt hatte, etwas, was mir half, die Tränen, mein Leben und auch mich selber zu vergessen. Ich spürte wieder das altbekannte Gefühl, ich lebe, ich war noch nicht tot, ich lebte…
    Einige Wochen vergingen, und eigentlich war wieder alles wie vorher, bevor ich in s Krankenhaus kam, bevor ich in diese Familie traf, die bereit waren, mir aus allem heraus zuhelfen, bevor dass alles passierte. Zwar hatte ich jetzt ein geordnetes leben, eine Familie und ich ging zur schule, doch das genügte scheinbar noch immer nicht. Ich war mir meiner Situation bewusst, ich wusste, dass das, was ich da tat, nichts brachte, dass es keine sinn hat, dass es mich letztendlich wieder zerstören würde, wie esmich bereits einmal fast zerstört hatte, und doch, ich konnte einfach nicht mehr anders, meine Gedanken schwiegen nicht, die Qual, meine Gedanken immer wieder zu hören, ließ sich nicht anders ausdrücken, und auch die Sorge über meine Zukunft, und die Gedanken, ob meine Familie mich wirklich mochte, ob sie mich nicht nur aus mitleid aufgenommen hatten, auch diese Gedanken, führten dazu, dass ich einen alten Teil meines Lebens wieder aufnahm.
    Als ich nach der Schule nach Hause fuhr, wusste ich, ich würde sie heute wieder sehen, ich wusste es so sicher, wie ich wusste, dass draußen die Sonne schien, und wir fast 32 grad hatten, und das Mitte September. Aufgrund dieser Hitze trug ich lediglich ein dünnes shirt mit kurzen Ärmeln, was war auch schon dabei, schließlich konnte ich daran ja auch nichts ändern, schließlich war es ja nicht meine Schuld, dass ich so aussah, wie ich aussah.
    Und da stiegen sie in die Bahn ein, und, wie hätte es auch anders sein können, kamen sie sofort auf mich zu. Lene warf nur kurz einen abschätzigen Blick auf mich, Wie es scheint, scheint deine Familie ja doch nicht so super zu sein, wenn man sich dich mal genauer anschaut. Ein abschätziges lächeln trat auf ihre Lippen. Haben sie es schon gesehen? Haben sie schon gesehen, dass du es wieder tust?
    Aber es ist doch alles eure schuld.
    Wir, was können wir denn dafür? Wir haben immer versucht dich davon abzuhalten, aber du kommst da nie raus, da hilft dir auch deine kleinen ette fasmilie nicht. Du gehörst zu uns. Wir allein können dir helfen, dass weißt du. Ihr? Ihr hättet mich fast sterben lassen, es ist eure schuld, dass ich so aussehe. Unsere Schuld? Wir haben dich niemals zu irgendetwas gezwungen, niemals. Und das was dir passiert ist, gut, dass war ein Unfall, dass kann jedem mal passieren. Dieser so genannte Unfall hätte mich fast mein Leben gekostet, schrie ich.
    Und jetzt, jetzt wohnst du in dieser kleinen heilen Familie, und kannst die Finger trotzdem nicht davon lassen, nicht war? Und glaub mir, dass was du tust, lässt sich nicht verstecken, du wirst immer neue Ausreden finden müssen, und irgendwann werden sie sie dir nicht mehr glauben. Wie willst denn du dass alles erklären? Sooft passiert einem so etwas ja schließlich nicht. Irgendwann werden sie rausfinden, dass du es wieder tust, dass du die Finger nicht davon lassen kannst. Und dann bist du schneller wieder bei uns, als du dir das vorstellen kannst. Glaub mir das.
    Ich war mit den nerven völlig am ende als ich schließlich aus der Bahn ausstieg. Doch noch nie wie jetzt, war mir so bewusst gewesen, was ich tun musste. Ich musste mit damit aufhören, es zerstörte mich, ich zerstörte mich selber. Und ich wollte nie wieder zu ihnen, ich wollte nie wieder etwas mit Lene, Marc, Johannes Phillip und Laura gemeinsam haben, ich wollte nie wieder im Krankenhaus landen, wegen etwas, was ich mir selber angetan hatte. Und, ohne es zu wissen, hatten die fünf mir den Anstoß gegeben, mein Leben nun wirklich zu ändern. Ich wusste zwar immer noch nicht so genau, was ich wirklich wollte, doch ich wusste, was ich ganz bestimmt nie wieder wollte.

  3. Nach oben    #3

    36 Jahre alt
    aus in der schönsten stadt der welt
    36 Beiträge seit 08/2004
    Als ich die Tür aufschloss, rief ich zu Gabi in die Küche. Es geht mir gut, ich gehe mal eben auf mein >Zimmer, danach komme ich hinunter und helfe dir. Gabi war völlig verblüfft, bisher kannte sie mich nur als in sich selbst zurück gezogenes Mädchen, das von sich aus fast nie sprach. Sie lächelte mich an, ist gut, bis gleich. Ich rannte die Treppe hoch, rief tobi und nico die in ihrem Zimmer spielten, ein paar Scherzworte zu, ging in mein Zimmer, schloss die Tür, öffnete eine Schublade und nahm meine kleine Kiste hinaus, eine Kiste, die ich so gut kannte, und irgendwie wegen ihres Inhalts doch auch fürchtete, dennoch hatte ich sie immer wieder geöffnet, und immer folgte kurz darauf der schmerz. Entaschloßen nahm ich die kkiste, lief die Treppen wieder hinunter, rief Gabi kurz zu. Ich bringe das mal eben raus in den Müll, dann helfe ich dir. Draußen öffnete ich einen der großen Müllcontainer und warf mit geschlossenen Augen die Kiste hinein. Etwas, was ich schon immer vorhatte, aber nie geschafft hatte.
    Doch jetzthatte ich es geschafft, ich hatte mich befreit. Mein altes Leben, all der Schmerz, war abgeschlossen und ich konnte mich auf die Zukunft freuen, in der Hoffnung, nie wieder in solch eine Lage zu geraten. Ich schaute in den Himmel, sah die Sonne, die Blätter an den Bäumen, die sich schon verfärbten, hörte schwach Gabis´musik aus der Küche, und war zum ersten Mal in meinem Leben wirklich glücklich, ich hatte es geschafft, ich allein!

  4. Nach oben    #4

    35 Jahre alt
    aus von draußen weißt du ?
    2.263 Beiträge seit 11/2004
    sry zu lang hab nach 3 zeilen aufgehört

  5. Nach oben    #5
    vip:oxy
    35 Jahre alt
    aus gefuchst
    2.553 Beiträge seit 12/2003
    Zitat Zitat von diggawigga
    sry zu lang hab nach 3 zeilen aufgehört
    respect, ich hab gar nciht angefangen, tut mir aber leid. vllt hab cih ja irgendwann so grosse lange weile es zu lesen.
    schrieb mal ne zusammenfassuung vllt will cih dann umbedingt die ganze geschichte lesen/....

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