Heldentum

[Overkill]

Ich kann diese Einschätzung nicht teilen. Für dich ist also jeder, der nciht so libertär ist wie du, ein Sozialist?

Nicht unbedingt. Aber meiner Ansicht nach leistet jeder, der für einen gestaltenden Staat eintritt, dem Sozialismus Vorschub.

Dass der Zarismus vergleichsweise liberal war, habe ich bisher nur von dir gehört. Scheint tatsächlich keine weit verbreitete Ansicht zu sein.

Das liegt daran, dass die Geschichtsforschung relativ lange und auch heute noch teilweise von der bolschewistischen Deutungshoheit dominiert wird, was dieses Thema angeht. Und natürlich, dass man im schulischen Geschichtsunterricht nur beigebracht bekommt "Monarchie (Ausnahme: europäische Monarchien in heutiger Zeit) schlecht, Republik/Demokratie: gut". Da ist das Zarenreich zwangsweise schlecht und böse.
Aber wäre das Zarenreich tatsächlich so repressiv und polizeistaatlich gewesen wie allgemein behauptet, hätten beide Revolutionen nicht stattfinden können. Stalin bietet da nämlich einen wunderbaren Anschauungsunterricht.

Falls du Literatur bzw. Quellen dazu suchst, dürftest du im Handbuch der Geschichte Russlands (Band 3), herausgegeben von Gottfried Schramm, fündig werden. Ist das Standardwerk schlechthin (im Seminar auch "die Bibel" genannt) und auch ein Hauptpfeiler der Vorlesung gewesen, in der ich diese Einschätzung des Zarenreiches zum ersten Mal gehört habe.

[Viviane]

Um den Bogen zum Thema zu spannen:
Letztendlich führt jede Ideologie, die einen gestaltenden Staat befürwortet (und wenn man sich die Wahlergebnisse z.B. in Deutschland anschaut, ist das die überwiegende Mehrheit) zum Sozialismus, daher ist der Sozialismus allgemein hoch im Kurs. Und mit ihm als wohl größtem Teilbereich stellen eben auch die Idealisten den größten Teil der Menschen..

würde ich so nicht sagen. selbst wenn man davon ausgeht, dass der größte teil der hier lebenden menschen im sinne deiner definition sozialismus wollen - wieviele würden dafür etwas, vielleicht sogar sich selbst, opfern? nur die würde ich als idealisten bezeichnen.

Helden sind im Übrigen auch Idealisten..

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lies mal wächter der nacht. ernst gemeint. aber das is halb ot.
stauffenberg würden wohl viele als idealisten einstufen - zur oben genannten definition von held passen seine handlungen indes nicht. daher würde ich helden und idealisten nciht so einfach deckungsgleich sehen.

[Viviane]

Dass der Zarismus vergleichsweise liberal war, habe ich bisher nur von dir gehört. Scheint tatsächlich keine weit verbreitete Ansicht zu sein.

beim thema sozialismus stimm ich ihm ungern zu, aber der faierness halber muss ich anmerken: dazu hab ich auch quellen, die dasselbe besagen.

[Overkill]

Ich finde es auch bezeichnend, dass die Revolutionäre (teils Sozialdemokraten, vorzugsweise aber Sozialrevolutionäre, d.h. Anarchisten/Bakunisten) gerade das antiliberal(st)e Element des Zarenreiches beibehalten wollten: die ländliche Umverteilungsgemeinde (obschtschina). Ursprünglich von Peter dem Großen erfunden, um die Bauern besser unter der Knute zu haben (Bauern im kollektiv haftbar; kein Eigenbesitz, so dass niemand reich werden kann), avancierte diese Einrichtung zum Ideal einer bäuerlich-kommunistischen Gesellschaft, wurde als spezielle russische Form des "Frühkommunismus" stilisiert.

[Marsmensch]

Dass der Zarismus nicht so repressiv war wie der Stalinismus, glaube ich aufs Wort (ich weiß von nichts, dass so repressiv war, wie der Stalinismus).

Von der Repression während des Zarismus weiß ich eigentl nix. In der Schule behandelt man eigentl nur die wirtschaftliche und soziale Situation und eben den Krieg.

[Kebap]

Helden sterben nicht im Bett.

Hinterfragt niemals den gottgebenenen Zar!