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Thema: Es geht zu Ende

  1. #1

    39 Jahre alt
    aus dem schönen Hamburg
    250 Beiträge seit 04/2004

    Es geht zu Ende

    Nun kommt was längeres...

    So vor zweieinhalb Jahren ist mein Vater mitten beim Mittagsessen umgekippt - Herzkasper, Herzstillstand, Atemstillstand, die volle Palette.
    Ich hab ihn dann weiter beatmet bis der Notarzt kann.
    War ziemlich lange ohne Herzschlag, aber sie konten ihn reanimieren und es blieben zum Glück auch keine Schäden im Gehirn, bis auf ein Zeitloch, dass so 6 Tage groß ist. Ist ja egal.

    Bei den darauf folgenden Untersuchungen fand man dann noch heraus, dass er (gesunde Ernährung, Top in Schuss (damals 60), sportlich, nie geraucht) Lungenkrebs hat. Nächster Schock, aber ohne den herzkasper hätten wir das ja noch viel später erfahren... Also mehr GLück um Unglück.

    Dann Chemo... schlägt an *Juhuuu* Behält sogar seine Haare. Alles scheint wieder gut. Dann erstmal Chemopause und regelmäßige Kontrollen. Nochmal Chemo, "alles ok". ZWischendurch Reha unzo.

    Dann, ich glaube letzten Januar/Februar, beschwerden in der linken Hand/Arm, gernerell Verspannungen... Check: Metastasen in der Wirbelsäule, Nacken. Wieder am Boden... Geht aber noch weiter: Kurz darauf: Metastasen im Kopf!

    Bestrahlung. Harre weg. Reha. (körperlich gehts nicht mehr sooo gut) Soll wieder aufgebaut werden. DIe Nachwirkungen der Bestrahlung hauen dann, so, glaub mai voll rein. Hals tut weh, trocken, körperlich noch schlechter...
    Aber es gibt ja Hoffnung.

    Dann im Sommer auf einmal Blut gespuckt, einen Tag vorm Urlaub. Arzt sagt fahren. Machen meine Eltern. Körperlicher Zustand verschlechtert sich weiter.
    Schwankt beim gehen usw.

    Nach dem Urlaub manchmal doppeltes Sehen, Schielen, linke Körperhälfte wird lahm. Meine Eltern wollen zur Einschulung ihres Enkel nach München, Arzt will lieber gleich untersuchen. Vater setzt sich durch. Danach Untersuchung: Bestrahlung nicht gewirkt. Am Boden. Gibt so gut wie keine Hoffnung mehr. Noch ne Bestrahlung hält der Körper wahrscheinlich nicht aus. Chemo greift in der Regel nicht im Kopf.

    Eine bestimmte Chemo vielleicht schon. Mein Vater ist inzwischen Pflegefall. Die Einschulung war vor einem Monat. In diesem Monat hat er dermaßen abgebaut. Gewicht konnten wir bis dahin bei ihm halten, geht jetzt auch nciht mehr. Dabei ist er mehr als genug. Diese verdammte Krankheit.
    Er kann nicht mehr alleine Aufstehen. Auf Klo gehen usw. usf. Er kann fast gar nichts mehr. Gehen geht auch nicht allzu lange. Essen mit Löffel oder Gabel (Häppchen) Rechte Hälfte, da nicht fast gelähmt, tut ihm jetzt weh (Knochenmetastasen) Gibt Schmerzmittel.

    Diese bestimmte Chemo lief Mitte September an...

    Wurde heute !ABGEBROCHEN! - bringt nichts. Es geht ihm dadurch nur schlechter...

    Mein Vater ist ein so lebenslustiger Mensch, er gibt nie auf, hat sich überall durchgekämpft, alles ohne zu jammern ertragen.
    Was muss es für ihn schwierig sein, sich den Po abwischen zu lassen oder mit mir zu duschen, weil er es alleine nicht kann... mit 62.
    Ihm ist das so unendlich peinlich.

    Wir versuchten bis jetzt natürlich immer, ihm wie es nur geht zu helfen und ihm natürlich Mut zu machen. Jetzt hat ihm der Arzt den letzten Strohhalm, an den er sich klammern konnte, wegegenommen...

    Geht nicht gegen den Arzt der ist klasse. Ruft um 21 Uhr noch mal privat an, weil meine Mutter wissen wollte, ob man meinem Vater nicht ein Placebo geben könne, weil er so depri ist.

    Arzt will, dass nicht, weil man ihm so etwas nicht vorspielen sollte... Finden wir ok, haben wir verstanden.


    Mein Anliegen:
    Ich weiß, es ist schwierig, sich in meine Lage zu versetzen, aber was soll ich machen? Ich war bis jetzt der Starke in der Familie. Meine Mutter schxafft es natürlich nicht immer stark zu sein. Mein Bruder ist im Sommer (Vor der Hiobsbotschaft) ausgezogen, wegen Familienzwist. Meine Eltern gegen seine RAUCHENDE Freundin. Er ist blind vor Liebe. Hängt sich jetzt aber voll rein, kommt sehr oft.

    Meiner Freundin ist mein Vater mit der Zeit auch richtig ans Herz gewachsen. Die muss ich auch immer trösten (kein Vorwurf)
    Ich kann kein Mut mehr spenden. Alle wissen, dass wir ihm die Zeit noch so schön wie möglich machen sollen (und werden), aber das kann man ihm doch nicht sagen! Oder doch? Dieses bewusste Abschiednehmen ist verdammt hart. Wer sieht seinen Vater täglich weinen? Er hat jetzt auch noch sooo viele Pläne. Alles, was meine Mutter über die Jahre immer mal wieder angemerkt hat... zB wurde bei uns n Baum gefällt. Zweige wurden mitgenommen, den Stamm wollte mein Vater behalten und was draus machen... Wurde irgendwie noch nichts... der Stamm liegt im Garten. Jetzt will er den mit allerlei Hilfe wegschaffen. Er will neue Fenster, neue Terassentür (zieht etwas kalt durch) will n Laptop usw. usf.

    Muss ja nicht erwähnen, dass wir durch die ganze Geschichte etwas zu knapsen haben, geldmäßig. Jetzt fällt sein Einkommen weg. N neuen Fernsehr bekomt er schon (2000€ - es wird bald die zeit kommen, in der er nur noch vorm TV liegt/sitzt) Damit sind wir mit dem Budget am Ende.
    Wenn er stirbt fällt, auch noch seine ordentliche Bundeswehrrente weg (Berufspilot)

    Wie soll ich da mit ihm umgehen? Wie soll ich ihm sagen, dass das im Moment nicht geht? Wo er doch Weihnachten wahrscheinlich gar nicht mehr erlebt?

    Ablenken und so weiter geht klar, dass kann ich. Haben viele Themen über die wir reden können. Er hat viele Freunde die ihn besuchen.

    Irgendwie weiß ich garnicht zu beschreiben, was mein Problem ist.
    Er ist halt so tapfer und ich weiß nicht, wie ich mich jetzt in gewissen Situationen verhalten soll. Wir können doch nicht alle die ganze Zeit weinen. Aber womit aufbauen?

    Geh jetzt ins Bett.... Danke fürs durchlesen.
    Vielleicht konntet ihr meine Probs ja doch herauslesen. Fühl mich durchs schreiben jetzt auch irgendwie n bischen befreit

  2. Nach oben    #2
    Tröstende und aufmunternde Worte kann ich da leider nicht spenden, aber ich möchte euch trotzdem drauf aufmerksam machen, so hart es klingt, schonmal ein paar Dinge in die Wege zu leiten, undzwar zu kontrollieren, dass deine Mutter Zugriff bzw. Vollmacht auf wichtige Sachen wie Girokonten u.ä. hat, also quasi alles, was deinem Vater gehört und auf seinen Namen geschrieben ist. Denn solche Sachen können verdammt ekelhaft werden, wenn dein Vater nicht mehr ist. Je nachdem, was man versäumt hat, noch zu ändern bzw. umschreiben zu lassen, kommt dann nach dem Tode an Stress doppelt und dreifach dazu und es ist schon schwer genug, einen solchen großen Verlust zu verkraften. Dann schicken Banken, Behörden usw. usf. Anträge über Anträge und man selber kommt gar nicht dazu, mit der Situation klarzukommen bzw. richtig zu trauern und alles, was man dann von denjenigen Leuten noch zusätzlich zu hören bekommt, ist ein Emotionsloses und nicht ernst gemeintes "herzliches Beileid". So nach dem Motto "Tut mir sehr leid, was passiert ist. Und jetzt beeilen Sie sich gefälligst mit dem Senden der Unterlagen.".

    Persönlich kann ich dir sonst nicht mehr viel sagen, ausser, dass du den Rest der Zeit mit deinem Vater so gut gestaltest wie möglich und sollte er dann von euch gehen, sag dir immer, dass es besser so ist, damit er nicht mehr leiden braucht. Denn Krebs ist eine verdammt beschissene Krankheit und die Schmerzen, die man im fortgeschrittenen Stadium hat, sind unvorstellbar...

    Edit: Achja. Informiert euch bitte vonwegen Halbwaisen- und Witwenrente. Das ist zusätzliches Geld, das ihr definitiv gebrauchen könnt und es wäre nicht klug, das zu verschenken.

    Gut, das wär dann alles..

  3. Nach oben    #3

    aus blafbar bis 5 atü
    305 Beiträge seit 10/2006
    Hi,
    Bundeswehr, Pilot, das lässt bei mir etwas klingeln:

    Zitat Zitat von http://www.kampagne-potsdam.de/1/aktu/news1.html

    Strahlentod durch Leuchtfarbe

    droht einigen ehemaligen "Mitarbeitern" der Bundeswehr. Diese haben im Rahmen von Instandsetzungen auch alte Anstriche mit Leuchtfarben entfernt und durch neue ersetzt. Diese Farben enthielten Krebs erregendes Radium 226 und waren in Panzern, Radaranlagen sowie Flugzeugen eingesetzt. Die von der Bildzeitung genannten 50 000 Betroffenenen hält das Bundesverteidigungsministerium für übertrieben. Das die verwendete Farbe gesundheitsschädlich ist wusste man seit 1960, doch schafften es die Beschaffungsbürokraten die Farbe mit Übergangsbestimmungen bis 1980 in Gebrauch zu halten.
    Klasse Leistung!
    -- Toll. ich hasse meinen browser. Wieso hab' ich das nur nicht in nem Texteditor vorgeschrieben.*Grummel*

    Nunja, anstatt eines langen Textes nur die Kurzfassung, leider fällt mir nimmer alles ein.

    Kann es sein, dass dein Vater diesen Farben ausgesetzt war?
    Das Alter deines Vaters könnte dazu passen, informier dich nochmal genauer,
    und frag bei Ärzten nach, ob es da einen Zusammenhang geben könnte.
    Bei einer eventuellen Klage (angenommen das ginge) geht es ja nicht darum,
    Geld abzuschöpfen, sondern um euch einen Lebensstandart zu sichern,
    und weil es eine Sauerei ist, Angestellte willentlich einem solchen unnötigen Risiko auszusetzen!

    Nun aber zum eigentlichen Thema:

    - Nutze die Zeit, die Dir mit ihm bleibt. Sei dich ihrer bewusst. Viel zu oft merken Leute erst, was sie hatten; wenn es weg ist.
    Ich hoffe ich selber mach' diesen Fehler nicht nochmal. WObei cih doch davon ausgehe, daß du das bereits tust.

    - Mach mit ihm etwas, wozu er bisher nicht die Zeit hatte. Geh mit ihm irgendwohin, wo er schon lange mal hinwollte (Museum, Konzert, Autorennen.. irgendwie sowas?).

    - Du sprichst den Baumstamm an. Frag ihn, ob du ihn unter seiner Anleitung bearbeiten sollst, wenn du dir das handwerklich zutraust, und meinst, seinen Ansprüchen gewachsen zu sein.

    Ich hoffe das Beste für euch.

  4. Nach oben    #4

    38 Jahre alt
    aus nahmsweise mal richtig selbstständig :)
    643 Beiträge seit 11/2002
    es is schwer, dazu was tröstendes zu schreiben. wenn diese situation in meiner familie eintreten würde wüsste ich nich, was ich machen sollte. Mein dad is auch in dem alter und hat schon seit einigen jahren herzprobleme und hatte auch vor ca. 10 jahren nen schlaganfall (stressbedingt). ich hab das damals nich wirklich mitbekommen. aber wenn ich jetzt so drüber nachdenke und dadran, dass mein dad ohne seine medikamente, oder wenn irgendwas schiefgeht, ziemlich schnell weg sein könnte, wirds mir ganz anders.
    ich will damit nich sagen dass ich mir 100%ig vorstellen kann wie's dir geht. aber dass es echt hart sein muss und das tut mir wirklich leid für dich - und natürlich deine ganze familie. das hilft dir natürlich nich sonderlich, klar.

    die idee von John_Doe, dass ihr irgendwas machen könntet, dass er schon immer gern mal machen wollte aber aus irgendwelchen gründen nicht konnte, find ich auch sehr gut. vielleicht ist er nicht mehr zu allem im stande aber ihr findet bestimmt noch ein paar sachen, die sich einrichten lassen - und nicht allzu teuer sind. das hilft ihm vielleicht, sich ein bisschen abzulenken und ihr könnt nochmal ne schöne zeit miteinander verbringen. macht das, solange er noch soweit mobil ist. vielleicht könnt ihr dann zumindest ne gewisse zeit noch etwas "normaler" mit ihm umgehn, ohne die permanent dieses abschiedsgefühl zu haben.

    du hast geschrieben dass er weihnachten vermutlich nicht mehr erleben wird. dir gings dabei wohl eher um nen zeitrahmen zur näheren erläuterung - aber war ihm das sonst immer wichtig? also dass die ganze familie da war usw.? wenn ja, könntet ihr doch einfach "vorfeiern". hört sich vielleicht nen bissl blöd an, aber dann sieht er nochmal die ganze verwandtschaft und nen schönen tag habt ihr noch dazu.

    es ist bestimmt sehr schwer für euch, ihn so zu sehen. und wie du ja geschrieben hast, fällt es ihm sicher auch nicht gerade leicht, sich pflegen zu lassen. aber es ist auf jeden fall besser, als wenn er seine letzten monate im krankenhaus verbringt, in nem supersterilen zimmer und wildfremden menschen.

    Zu der Geldsache - dein dad hat doch sicher auch ne lebensversicherung, oder? das wäre zumindest ne art puffer... klar wirds finanziell nich möglich sein, ihm jeden wunsch zu erfüllen. allerdings hat er bestimmt auch einen gewissen überblick über eure finanziellen verhältnisse und hat sich wohl auch schon gedacht, dass es mit großen ausgaben nich ewig weitergehen kann.
    was ich mit der lebensversicherungsgeschichte sagen wollte: informier dich mal darüber. ich weiß nur von meinem dad, dass er da vorgesorgt hat und falls ihm was passiert, sind meine mom und ich dadurch abgesichert. bestimmt hat dein dad da auch was veranlasst. wenn der betrag, der euch im todesfall ausgezahlt wird, nicht allzu niedrig ist, könntet ihr vielleicht auch einen kleinen kredit aufnehmen, um ihm noch ein paar seiner wünsche zu erfüllen. den könntet ihr später wieder zurückzahlen, mit der versicherung. klingt vielleicht irgendwie komisch, in der situation solche vorschläge zu machen, aber war auch nur ne idee.
    du hast geschrieben, dass du bisher der starke warst. das wirst du nich ewig können, das macht dich auf dauer kaputt. du kannst nicht allein alles erledigen und dich um die andern kümmern. versuch dir auch mal ne auszeit zu nehmen.

    ich wünsch euch, dass es irgendwie so gut weitergeht, wie möglich ist.

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