Nun kommt was längeres...
So vor zweieinhalb Jahren ist mein Vater mitten beim Mittagsessen umgekippt - Herzkasper, Herzstillstand, Atemstillstand, die volle Palette.
Ich hab ihn dann weiter beatmet bis der Notarzt kann.
War ziemlich lange ohne Herzschlag, aber sie konten ihn reanimieren und es blieben zum Glück auch keine Schäden im Gehirn, bis auf ein Zeitloch, dass so 6 Tage groß ist. Ist ja egal.
Bei den darauf folgenden Untersuchungen fand man dann noch heraus, dass er (gesunde Ernährung, Top in Schuss (damals 60), sportlich, nie geraucht) Lungenkrebs hat. Nächster Schock, aber ohne den herzkasper hätten wir das ja noch viel später erfahren... Also mehr GLück um Unglück.
Dann Chemo... schlägt an *Juhuuu* Behält sogar seine Haare. Alles scheint wieder gut. Dann erstmal Chemopause und regelmäßige Kontrollen. Nochmal Chemo, "alles ok". ZWischendurch Reha unzo.
Dann, ich glaube letzten Januar/Februar, beschwerden in der linken Hand/Arm, gernerell Verspannungen... Check: Metastasen in der Wirbelsäule, Nacken. Wieder am Boden... Geht aber noch weiter: Kurz darauf: Metastasen im Kopf!
Bestrahlung. Harre weg. Reha. (körperlich gehts nicht mehr sooo gut) Soll wieder aufgebaut werden. DIe Nachwirkungen der Bestrahlung hauen dann, so, glaub mai voll rein. Hals tut weh, trocken, körperlich noch schlechter...
Aber es gibt ja Hoffnung.
Dann im Sommer auf einmal Blut gespuckt, einen Tag vorm Urlaub. Arzt sagt fahren. Machen meine Eltern. Körperlicher Zustand verschlechtert sich weiter.
Schwankt beim gehen usw.
Nach dem Urlaub manchmal doppeltes Sehen, Schielen, linke Körperhälfte wird lahm. Meine Eltern wollen zur Einschulung ihres Enkel nach München, Arzt will lieber gleich untersuchen. Vater setzt sich durch. Danach Untersuchung: Bestrahlung nicht gewirkt. Am Boden. Gibt so gut wie keine Hoffnung mehr. Noch ne Bestrahlung hält der Körper wahrscheinlich nicht aus. Chemo greift in der Regel nicht im Kopf.
Eine bestimmte Chemo vielleicht schon. Mein Vater ist inzwischen Pflegefall. Die Einschulung war vor einem Monat. In diesem Monat hat er dermaßen abgebaut. Gewicht konnten wir bis dahin bei ihm halten, geht jetzt auch nciht mehr. Dabei ist er mehr als genug. Diese verdammte Krankheit.
Er kann nicht mehr alleine Aufstehen. Auf Klo gehen usw. usf. Er kann fast gar nichts mehr. Gehen geht auch nicht allzu lange. Essen mit Löffel oder Gabel (Häppchen) Rechte Hälfte, da nicht fast gelähmt, tut ihm jetzt weh (Knochenmetastasen) Gibt Schmerzmittel.
Diese bestimmte Chemo lief Mitte September an...
Wurde heute !ABGEBROCHEN! - bringt nichts. Es geht ihm dadurch nur schlechter...
Mein Vater ist ein so lebenslustiger Mensch, er gibt nie auf, hat sich überall durchgekämpft, alles ohne zu jammern ertragen.
Was muss es für ihn schwierig sein, sich den Po abwischen zu lassen oder mit mir zu duschen, weil er es alleine nicht kann... mit 62.
Ihm ist das so unendlich peinlich.
Wir versuchten bis jetzt natürlich immer, ihm wie es nur geht zu helfen und ihm natürlich Mut zu machen. Jetzt hat ihm der Arzt den letzten Strohhalm, an den er sich klammern konnte, wegegenommen...
Geht nicht gegen den Arzt der ist klasse. Ruft um 21 Uhr noch mal privat an, weil meine Mutter wissen wollte, ob man meinem Vater nicht ein Placebo geben könne, weil er so depri ist.
Arzt will, dass nicht, weil man ihm so etwas nicht vorspielen sollte... Finden wir ok, haben wir verstanden.
Mein Anliegen:
Ich weiß, es ist schwierig, sich in meine Lage zu versetzen, aber was soll ich machen? Ich war bis jetzt der Starke in der Familie. Meine Mutter schxafft es natürlich nicht immer stark zu sein. Mein Bruder ist im Sommer (Vor der Hiobsbotschaft) ausgezogen, wegen Familienzwist. Meine Eltern gegen seine RAUCHENDE Freundin. Er ist blind vor Liebe. Hängt sich jetzt aber voll rein, kommt sehr oft.
Meiner Freundin ist mein Vater mit der Zeit auch richtig ans Herz gewachsen. Die muss ich auch immer trösten (kein Vorwurf)
Ich kann kein Mut mehr spenden. Alle wissen, dass wir ihm die Zeit noch so schön wie möglich machen sollen (und werden), aber das kann man ihm doch nicht sagen! Oder doch? Dieses bewusste Abschiednehmen ist verdammt hart. Wer sieht seinen Vater täglich weinen? Er hat jetzt auch noch sooo viele Pläne. Alles, was meine Mutter über die Jahre immer mal wieder angemerkt hat... zB wurde bei uns n Baum gefällt. Zweige wurden mitgenommen, den Stamm wollte mein Vater behalten und was draus machen... Wurde irgendwie noch nichts... der Stamm liegt im Garten. Jetzt will er den mit allerlei Hilfe wegschaffen. Er will neue Fenster, neue Terassentür (zieht etwas kalt durch) will n Laptop usw. usf.
Muss ja nicht erwähnen, dass wir durch die ganze Geschichte etwas zu knapsen haben, geldmäßig. Jetzt fällt sein Einkommen weg. N neuen Fernsehr bekomt er schon (2000€ - es wird bald die zeit kommen, in der er nur noch vorm TV liegt/sitzt) Damit sind wir mit dem Budget am Ende.
Wenn er stirbt fällt, auch noch seine ordentliche Bundeswehrrente weg (Berufspilot)
Wie soll ich da mit ihm umgehen? Wie soll ich ihm sagen, dass das im Moment nicht geht? Wo er doch Weihnachten wahrscheinlich gar nicht mehr erlebt?
Ablenken und so weiter geht klar, dass kann ich. Haben viele Themen über die wir reden können. Er hat viele Freunde die ihn besuchen.
Irgendwie weiß ich garnicht zu beschreiben, was mein Problem ist.
Er ist halt so tapfer und ich weiß nicht, wie ich mich jetzt in gewissen Situationen verhalten soll. Wir können doch nicht alle die ganze Zeit weinen. Aber womit aufbauen?
Geh jetzt ins Bett.... Danke fürs durchlesen.
Vielleicht konntet ihr meine Probs ja doch herauslesen. Fühl mich durchs schreiben jetzt auch irgendwie n bischen befreit
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