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Thema: psychische krankheiten als tabu

  1. #1
    vip:oxy
    aus |requiescat in pace |19.08.99 04.04.04 16.01.06|
    2.797 Beiträge seit 03/2003

    psychische krankheiten als tabu

    tach auch.



    ausgeloest von der tragoedie um robert enkes leben/tod wuerde ich gerne von euch wissen, wie ihr die rolle von sport (und fussball im besonderen) im bezug auf die, mglw oeffentliche, arbeit mit psychischen krankheiten seht.
    findet ihr, dass so etwas im fussball nichts zu suchen hat weil es hier nicht um psychische angelegenheiten geht, oder seid ihr der meinung, dass der menschliche aspekt eine besondere, wichtige rolle spielt?



    wusst nicht ob brainstorm oder sport, aber das laesst sich ja von den mods auch noch verschieben, wenn sie in ein paar monaten mal wieder reinschauen


    gruss, willi.

  2. Nach oben    #2

    39 Jahre alt
    aus Koks
    1.735 Beiträge seit 12/2003
    Ich bin eigentlich dankbar, dass insbesondere der Fall Deisler einige Menschen wach gerüttelt hat. Ein mir sehr wichtiger Mensch litt in den letzten zehn Jahren zweimal an Depressionen und anfangs haben sich doch viele gesträubt das als Krankheit anzuerkennen, Sprüche wie "reiß dich mal zusammen" waren an der Tagesordnung. Das hat sich grundlegend geändert. Auch gehen die Betroffenen nun offener und offensiver damit um.

  3. Nach oben    #3
    vip:oxy
    40 Jahre alt
    aus ziehn, ausziehn, ausziehn, ausziehn!!!
    1.984 Beiträge seit 11/2002
    Ich denke nicht, dass Deislers oder jetzt Enkes Schicksal, dessen Depressionen jetzt ein noch viel drastischeres Ende gefordert haben, dazu führen, dass Depression "gesellschaftsfähig" wird.

    Hierfür sehe ich zwei Gründe.
    Erstens, dass wir in einer Leistungsgesellschaft leben. Von Anfang an wird selektiert, wer wohin, in welche Leistungsklasse gehört. Das fängt bereits bei der Wahl eines Wohnortes an, wenn einem Kind aus einem schwierigen Bezirk ein Stempel aufgedrückt wird und hört nicht mal mit Eintritt ins Rentenalter auf. Schließlich bemisst sich die Rente u.a. danach, wieviel du vorher verdient hast bzw. danach was du vorher "geleistet" hast. Ich kenne auch keinen Arbeitgeber, der es hinnimmt, wenn ein Arbeitnehmer anruft und sagt "hier, meine Tochter ist vor 2 Jahren gestorben, ich komm damit heute nicht klar." Das funktioniert trotz Enke und Deisler nicht.

    Zweitens ist der Fußballsport kein Boden auf dem Akzeptanz gedeihen kann. Die Gründe dafür, dass sich bisher noch kein Fußballprofi als schwul geoutet hat und dafür, dass kein Fußballprofi öffentlich über Depressionen reden wird, sind offensichtlich. Fußball ist eine Sozialisationsinstanz übersteigerter Männlichkeit. Und in "männlich sein" passt nicht "Schwächen haben und angreifbar sein".

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Spieler, der öffentlich über Depressionen redet, das bei einem Auswärtsspiel nicht vorgehalten bekommt. Auch nach Enke nicht. Abgesehen davon mindert es die "Funktionsfähigkeit" eines Torwarts, denn der Stürmer muss Angst vorm Torwart haben. Oli Kahn und Jens Lehmann haben das oft genug selber gepredigt und gelebt. Und wer hat schon Angst vor einem manisch Depressiven?

    Für Enke tuts mir Leid. Am Allerbittersten finde ich die Bilder von ihm, die ihn gemeinsam mit seiner Tochter Lara zeigen.

    Ich möchte allerdings hinzufügen, dass ich das was Enke getan hat, sehr kritisch sehe. Er hat, obwohl er selber weiß welch dramatische Konsequenzen der Tod für Lebende haben kann, das Leben des Lokführers maßgeblich geschädigt. Und er hat seine Adoptivtochter in meinen Augen leider im Stich gelassen. Denn die wird sich später bestimmt mal die Frage stellen, ob sie denn nicht "gut genug" für ihren Adoptivvater war und sie Lara nicht mal halbwegs "ersetzen" konnte.
    Ich habe manche Wörter in Anführungszeichen gesetzt, weil sie makaber klingen, aber nicht makaber gemeint sind. Ich denke jeder weiß aber, was gemeint ist.

  4. Nach oben    #4

    36 Jahre alt
    aus 100% mädchenfleisch.
    1.001 Beiträge seit 03/2005
    ja, ja und ja. und vorallem letzter abschnitt ja.

  5. Nach oben    #5

    39 Jahre alt
    aus Koks
    1.735 Beiträge seit 12/2003
    Mir verschließt sich der Zusammenhang zwischen Leistungsgesellschaft und fehlender Akzeptanz. Natürlich ist eine Depression ein Abweichen vom Normalzustand der in unserer Gesellschaft - wie du richtig erkennst - “Leistung” bedeutet. Das ist aber nicht nur bei allen Krankheiten der Fall, das ist liegt in der Natur der Sache. Ich würde aber nicht so weit gehen und behaupten, dass Krankheiten generell nicht akzeptiert werden, dagegen spricht bereits der doch recht starke gesetzliche Schutz, der letztlich Ausdruck von Wertvorstellungen ist. Dein Beispiel mit dem Arbeitgeber habe ich komplett anders erlebt, mal davon abgesehen, dass er mit einer Kündigung in dem Fall ohnehin keinen Erfolg gehabt hätte und ihn die Art der Erkrankung auch nicht allzu viel angeht.

    Was den Fußballsport angeht finde ich zum einen den Vergleich eines Kranken mit Homosexuellen problematisch. Ich gehe mal davon aus, dass du ihn ziehst, weil es sich der “Betroffene” in beiden Fällen nicht ausgesucht hat. Darüber hinaus halte ich es für fraglich, ob und welche Angriffsfläche Depressionen bieten (ich stehe regelmäßig auf der Südtribüne, aber “Heulsuse“ habe ich noch nie gehört ). Jedenfalls aber haben die Fälle Deisler und Enke den sportlichen Bereich lange verlassen, Auswirkungen dieses Männersports auf die gesellschaftliche Diskussion kann ich nicht erkennen und vor allem wurde ein Bewusstsein dafür geschaffen.

    So leid mir der Lokführer auch tut, habe ich Schwierigkeiten damit, Enke einen Vorwurf daraus zu drehen. Der Suizident befindet sich regelmäßig in einem Zustand, der seine Verantwortlichkeit im Falle einer Fremdschädigung ausschließen würde, warum soll man ihn im Fall des Selbstmords, der sich lediglich mittelbar auf Dritte auswirkt plötzlich dafür verantwortlich machen?

    Im übrigen nervt es, dass man die anderen Posts während des Schreibens nicht mehr lesen kann.

  6. Nach oben    #6

    36 Jahre alt
    aus 100% mädchenfleisch.
    1.001 Beiträge seit 03/2005
    man kann die anderen posts während des schreibens lesen. einfach mal runterscrollen

  7. Nach oben    #7

    39 Jahre alt
    aus Koks
    1.735 Beiträge seit 12/2003
    Ernsthaft nicht!

  8. Nach oben    #8

    36 Jahre alt
    aus 100% mädchenfleisch.
    1.001 Beiträge seit 03/2005
    dann ist das aber auch nur bei dir so. ich kann alles lesen

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