Hallo an alle!

Ich war jetzt seit 2 Jahren nicht mehr hier...naja mit 23-25 Jahren wächst man aus solchen Foren irgendwann raus.

Nur gibt es bei uns im Moment ein ziemliche Krise und ich muss das irgendwo loswerden, bevor ich komplett durchdrehe:

Meine Schwägerin war mit Zwillingen schwanger. Bis zum 19.09. hat auch alles noch ganz gut ausgesehen: Organscreening in Ordnung, Babys für Zwillinge überdurchschnittlich gut entwickelt, alles bestens.
Nur hat sie dann letzte Woche Mittwoch Wehen bekommen, wurde ins Krankenhaus gebracht und da sich die Geburt nicht mehr verhindern ließ, musste sie die Babys zur Welt bringen - in der 24. Schwangerschaftswoche!

Die Babys haben aber Gott sei Dank gleich spontan zu atmen begonnen - was unter diesen Umständen schon sehr viel wert ist.
Am Donnerstag wurden beim Buben leichte Hirnblutungen festgestellt. Der Arzt sagte aber, dass es nicht schlimm ist und solange es nicht mehr wird, wird das Gehirn nicht geschädigt und das Blut wird vom Körper absorbiert. Am Freitag sind die Blutungen schlimmer geworden. Freitagnacht wurden auch beim Mädchen massive Gehirnblutungen festgestellt. Außerdem wurde sie ab diesem Zeitpunkt unterstützend beatmet, damit sie mehr Kraft für den Rest hat.

Die Auskunft der Ärzte ist folgende: Im Moment können sie aufgrund der Bilder nur sagen, dass es sich um eine massive Hirnblutung handelt. Allerdings ist es schon oft vorgekommen, dass alles wilder aussieht, als es ist, weil es irgendwie so viele Hohlräume gibt, in die Blut eindringen kann, wodurch aber das Hirn nicht geschädigt wird. Es sieht dann auf den Bildern aber trotzdem schlimm aus. Es kann aber auch sein, dass wirklich das Gehirn sehr geschädigt wird. Weil die Babys aber noch so klein sind und sich alles noch entwickelt, übernimmt dann oft das restliche Gehirn Aufgaben von den Bereichen, die geschädigt wurden. Außerdem kann man viel mit Physiotherapie beheben, sollte es wirklich motorische Einschränkungen geben. Wie schlimm es allerdings wirklich ist, kann man nur abwarten.
Laut aktuellem Stand (also wenn nicht noch irgendwelche unvorhersehbaren Katastrophen eintreten) kommen die Babys aber auf jeden Fall durch.

In meiner Familie ist natürlich jetzt jeder ziemlich fertig. Am Samstag hat sogar mein kleiner Bruder geweint - das hat er nichtmal gemacht, als unser Opa gestorben ist.
Ich versuche, für die Familie stark zu sein, nicht zu heulen und alle irgendwie aufzubauen und die positiven Dinge zu sehen. Ich glaube, das gelingt mir auch relativ gut.
Ich will meine Familie nicht mit den Sorgen und Gedanken belasten, die ich mir so mache. Die haben ohnehin mittlerweile Sorgen genug.

Ich denke, das ist soweit auch eine ganz gute Lösung. Nur brauche ich selbst auch irgendein Ventil, wo ich meine Sorgen ablassen kann, sonst brech ich irgendwann zusammen...

Es ist alles im Moment so schrecklich. Man kann einfach nichts für die Babys tun. Die sind gerade mal 30 cm groß und wiegen etwas über ein halbes Kilo und müssen das alles ganz allein durchstehen. Nichteinmal die Ärzte können großartig etwas tun, außer abwarten, bis die nächste Katastrophe eintritt und dann darauf reagieren...
Ich weiß, dass ich meinem Bruder und meiner Schwägerin am besten helfe, indem ich einfach für sie da bin und ihnen zuhöre, wenn sie jemanden zum reden brauchen. Und indem ich ihnen bei der Hausarbeit helfe oder auf ihre 2-jährige aufpasse, während sie im Krankenhaus bei den Zwillingen sind. Rein vom Denken her ist mir klar, dass ich nicht mehr tun kann und dass das in dieser Situation alle Hilfe ist, die man geben kann. Aber es fühlt sich trotzdem so an, als wär es einfach zu wenig, als müsste ich irgendwas tun...

Und in dieser Situation will man natürlich mit irgendeinem Freund reden - vorzugsweise jemand, der von dem allen nicht persönlich betroffen ist, weil man Leuten, denen es sowieso schon schlecht geht, nicht auch noch seine Sorgen aufladen möchte.
Jetzt hätte ich eigentlich eine sehr gute Freundin, zu der ich damit gehen wollte. Am Mittwoch habe ich mehrmals versucht sie zu erreichen, am Donnerstag habe ich ihr eine SMS geschrieben, was passiert ist. Sie hat sich nicht gemeldet - weder telefonisch noch per SMS noch hat sie abgehoben, als ich sie angerufen habe. Am Freitagabend bin ich dann zu Hause wegen der Hiobsbotschaft wegen den Gehirnblutungen etwas durchgedreht und hab wieder versucht, sie zu erreichen. Da sie nicht abgehoben hat, hab ich ihr eine SMS geschrieben, dass sie bitte anrufen soll und ich jemanden zum reden brauche. Sie hat sich dann etwas später dazu erbarmt und doch noch angerufen. Ich hab ihr dann die ganze Situation erklärt und ins Telefon geheult. Bis heute hat sie sich nicht gemeldet um vielleicht nachzufragen, wie es aktuell aussieht oder wie es mir so geht... Ich versteh das nicht!
Ich meine, ok, wir hatten dieses Jahr eine kleine Krise, die wir erst vor kurzem Bereinigen konnten. Aber seit einem klärenden Gespräch war alles wieder in Ordnung. Ok, sie hat mir auch gesagt, dass sie in nächster Zeit wahrscheinlich nicht so viel unternehmen will, weil sie irgendwie im Moment nicht so viele Leute um sich haben will. Außerdem hat sie einen neuen Freund, mit dem sie viel Zeit verbringt. Seh ich alles ein.
Aber ich denke, wenn eine gute Freundin so eine Krise hat, stell ich meine eigenen Befindlichkeiten (von wegen "Ich mag im Moment keine Leute um mich haben.") doch etwas zurück und kümmer mich um den anderen, oder? Immerhin hab ich mir fast ein Jahr lang beinahe tagtäglich das immer gleiche Gejammer über einen Typen, den sie wollte - er aber sie nicht, angehört und war für sie da. Und da hatte ich auch meine eigenen Probleme und hab ihr trotzdem zugehört.
Ich weiß nicht, ob ich da jetzt überreagiere oder ich einfach nur auf irgendjemanden sauer sein will...aber mich regt das aktuell richtig auf:
Es gibt eine wirklich schwerwiegende Krise, ich weiß nicht, wohin mit meinen Problemen und sie ist nicht da!


Na gut, falls es sich jemand angetan hat, diesen ganzen Konvolut an Wirrwarr zu lesen, Dankeschön!