Es gab eine Zeit in Deutschland in welcher sogenannte Übersiedler aus Ostdeutschland eine Schulung besuchen mussten um sich hier im westlichen Teil besser orientieren zu können. Zu dieser Zeit trafen sich zwei Männer, einer 22 und einer 31 Jahre alt, die all dies irgendwie nicht verstehen wollten. Sie nahmen sich das nächste Überbrückungsgeld vom Arbeitsamt und ab Richtung Süden.
Sie hatten den Traum in so einer afrikanischen Diamantenmine zu arbeiten und dort vielleicht als Aufseher oder so was schnelles Geld zu verdienen. Doch es kam alles anders.
Auf der Reise durch Frankreich ging das Geld mehr und mehr zur Neige. Sie mussten ja ab und zu was essen und weil es nicht überall erwünscht ist, wenn man auf dem Bahnhof oder auf der Strasse schläft nahmen sie sich hin und wieder ein billiges Hotelzimmer. Auch schon wegen der Hygiene.
So konnte es nicht anders sein als das dass finanzielle irgendwann ausgeschöpft war.
Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die beiden in Marseille. Man sah den schönen Hafen mit den „Kleinen Yachten“ und man sah immer wieder so komische Plakate mit Bildern von Männern mit weißem Käppi.
Keiner von beiden beherrschte die französische Sprache. Nur kam dem einem in den Sinn das er mal daheim ein Bild seines Opa´s mit so´nem Käppi gesehen hätte, soll wohl früher mal bei der Fremdenlegion gewesen sein.
Tja, was macht man nun, betteln oder sich die Telefonnummer von so einem Plakat ab schreiben und anrufen.
Was dämlicheres hätte den beiden nie einfallen können.
Es war der 30. Dezember, ein Tag bevor einer der beiden Geburtstag haben wird. Der Typ am Ende der Telefonleitung verstand deutsch. Die beiden sollen doch am 31. Dezember gegen 14.00 Uhr in die kleine Kaserne im Hafengebiet kommen. Gesagt, getan.
Sie wurden nett aufgenommen, bekamen zu essen und einen grünen Trainingsanzug. Ihnen wurde eine Stube zugewiesen in welcher sich schon ein Ungar, ein Finne, zwei Polen und ein Russe befanden. Ha, jetzt hätte ich fast Bonsai vergessen, ein kleiner drahtiger Chinese.
Die waren alle mehr im Alter des Jüngeren. Man begrüßte sich, versuchte sich ein wenig zu unterhalten und verharrte der Dinge welche noch kommen mögen. Am Spätmittag bekamen sie eingetrichtert was es für eine Ehre für alle sei das man hier sein durfte und was für ein tolles Gefühl es sein wird wenn man die Aufnahmeprüfung der Legionäre bestand.
Gegen Abend kam irgendeiner in Uniform ins Zimmer und machte ihnen begreiflich das es Zeit wird etwas zu arbeiten. Jeder bekam einen Putzlappen womit die Blätter der auf dem Gang befindlichen Gummibäume geputzt wurden. Gegen 20.00 Uhr gab es noch mal was zu essen und dann war Schlafenszeit.
Tolles Silvester für alle und ein toller Geburtstag für den Älteren der beiden Deutschen.
Das ging zwei Tage so weiter. Küchenarbeit, Wege der Kaserne fegen und dank der guten Gehirnwäschearbeit immer nur noch das Ziel vor Augen ein Legionär zu werden. Man sah überall Wimpel und Fahnen, Orden in Vitrinen und die tollen Uniformen der Offiziere. Doch es muss was tolles sein dazu zu gehören. Man freute sich auf die Abreise ins Aufnahmelager.
Am dritten Tag war es soweit, auf nach Aubagne.
Einige Hundert waren schon vor ihnen da. Alles junge Menschen mit dem Wunsch vor Augen aufgenommen zu werden. Junge Männer verschiedener Nationalitäten.
Fünf Test´s musste man bestehen. Auf zwei Wochen waren diese verteilt. Arbeits-, Intellegens-, Gesundheits-, Sport- und der sogenannte GESTAPO-Test.
Es wurden wieder mal Kasernenwege gefegt, Kippen aufgesammelt, mathematische- und Logikaufgaben gelöst, Untersuchungen über den Gesundheitszustand vorgenommen, verschiedene sportliche Aufgaben bewältigt und schließlich deine Bereitschaft zur Wahrheit getestet. Das war der GESTAPO-Test. Ja, die hatten wirklich an ihrer Bürotür GESTAPO stehen. Keine Ahnung was das für ein Kürzel im französischem gewesen war, aber es hieß so.
Die fragten einen über seinen gesamten Werdegang aus, alles mögliche. Geburt, Kindergarten, Schulzeit, Lehre, Straffälligkeit, einfach alles. Hast du gelogen, dann haben die es raus bekommen. Dann hieß es: „Warum hast du uns belogen, so funktioniert das nicht“ und „Tschüß, darfst gehen“.
Circa zwei-drei Wochen dauerte das ganze. Hatte man auf der Schulter seiner wohl schon oft vorher getragenen Uniform, nach einer Woche ein grünes Band, dann hatte man es fast geschafft. Wurde an dem darauf folgenden Freitag das grüne gegen ein rotes ausgetauscht, war man dabei. Von Hundert Bewerbern schafften es im Schnitt um die 35.
Der ältere der beiden wurde wieder heim geschickt. Er erhielt 50 Franc und seine Zivilklamotten zurück.
Der jüngere durfte nach Castel Nauderie(weiß nicht mehr ob das die richtige Schreibweise ist) zur Grundausbildung.
Vier Monate, vier lange Monate an denen nicht ein Tag verging an welchem man nicht eine Ohrfeige, einen Tritt in die Seite (bei den oft am Tag vorkommenden Liegestützen), oder einfach so einen Faustschlag in den Bauch bekam.
Sie zerbrachen den Willen des Deutschen und aller anderen.
Dreizehn verschiedene Impfungen gegen alle möglichen normalen Krankheiten und gegen irgendwelche Tropenfieber. Die gab es in die Schultern, in den Bauch, in die Lendengegend und natürlich auch ein oder zwei in das Hinterteil.
Er wollte nur das es vorbei geht. Spindkontrolle hieß Schrank auf und wehe es lagen die Ersatzuniformen oder all die anderen einheitlichen Sachen die jeder bekommen hat nicht auf den Millimeter genau über einander. Zuerst gab´s die Ohrfeige, dann wurde der gesamte Spind einfach nach vorne gekippt. Es war denen egal ob es Tag oder mitten in der Nacht so gegen ein-zwei oder drei Uhr war. Wenn die Coporal´s und die Sergant´s vom saufen zurück kamen, gab es keine Chance zu entkommen.
Alpträume plagten ihn. Mitten in der Nacht schreckte er auf und stellte sich im Stillgestanden auf sein Bett. Er wollte das es vorbei geht.
Lesezeichen