Da das in einem anderen thread zur sprache kam, wollte ich das hier thematisieren. Findet ihr gewalt gegen Neo-Nazis gerechtfertigt? immerhin beschränkt man damit ein fundamentales menschenrecht auf körperliche unversehrtheit.
mir stellen sich dabei einige probleme in den weg, dennoch denke ich nicht, dass gewalt kategorisch abzulehnen ist.
-zum einen begründe ich das argument, "ich bin gegen folter und todesstrafe auf dem selben recht, der körperlichen unversehrtheit. man kann es nicht veräußern, und deshalb ist auch der punkt nicht erreichbar, an dem zu sagen wäre "er/sie hat das recht hiermit verspielt". das kennzeichnet ein menschenrecht, dass es bedingungslos gültig ist. das gilt demnach theoretisch auch für nazis.
-in vielen fällen ist gewalt nicht der weg, der mich meinem ziel näher bringt (abstrakt formuliert: "rechtsradikale bestrebungen unterbinden).
dennoch gibt es meiner meinung nach einige argumente, die sehr wohl für gewalt gegen nazis sprechen, wenn man gewalt als mittel der politischen einflussnahme differenziert betrachtet. wer jetzt aufschreit, der sollte sich vor augen halten, dass gewalt in diesem sinn jeden tag auf der straße durchgesetzt wird. der staat unterhält sich eine exekutive, weil auch er erkannt hat, dass gewaltausübung mitunter sehr effektiv seine machtinteressen schützt.
zum einen bin ich eben der meinung dass wir mit nazis auf zwei ebenen in berührung geraten: auf der politischen und auf der soziologischen (oder zwischenmenschlichen) ebene.
auf der zwischenmenschlichen ebene wäre es m.E. fatal der person, also dem mensch mit gewalt zu begegnen, da dies seine persönliche prägung gegenüber andersdenkenden hinsichtlich dieser erfahrungen beeinflusst, und er somit in seinem denkschema (was bei einem 14,15jährigen noch nicht fix und fertig ist, im gegenteil) einen legitimierungsgrund sieht für seine anschauung und er sich selbst umso mehr in die opferrolle drängen darf. sprich: ich mach den nazi neben mir nicht aus prinzip an, weil man das als überzeugter antifa so machen sollt. es gibt ne menge antifas, die denken so, aber das bringt nix. besser ist da wirklich stelleung zu beziehen und im bus sozusagen die diskussion provozieren, umso zum denkprozess des einzelnen vielleicht ein minimales schlüsselerlebnis wieder und wieder auszulösen. was sich im einzelnen bei diesem und jenem nazi mal auszahlen könnte, wo gewalt das gegenteil bewirkt hätte
auf der politischen ebene sieht es ganz anders aus, finde ich. der nazi, ob 15, oder 45 tritt hier als agitator einer menschenverachtenden weltanschauung auf, er setzt sich dafür ein, menschen erneut zu foltern, zu morden, zu jagen, rechtfertigt vergasungen millionenfach usw. uswf. das heisst, wenn ich mir vor augen halte, wofür er agitiert, dann kann ich auf keinen fall zulassen, dass ihm die möglichkeit dazu gegeben wird. der staat schränkt politische einflussnahme mit gewalt an unzähligen stellen ein. an diesem punkt, an dem ich es für wichtig erachte, tut er es aber nicht, weil er per se bereits rassistische grundlage liefert, da er bürger auslaändischer herkunft, als bürger 2.klasse indentifiziert. das ist im zuwanderungsgesetz nach zu lesen, bzw. teil der ideologie der EU (siehe schengen-vertrag), BRD u.a. staaten, die lediglich nützlichen oder hier geborenen menschen die elementaren rechte zugestehen. da ich mich insifern auch zuerst meinem eigenen gewissen verpflichtet fühle und allenfalls danach dem gesetz eines solchen staates fühle ich mich dazu berechtigt, das verbreiten solcher ideologien zur not auch mit gewalt zu verhindern. also immer auf das ziel "nazidemo verhindern" o. ä. ausgerichtete gewalt. gewalt wird also m.E. dann legitimierbar, wenn der nazi seine ideologie auslebt, also, wenn ich sehe, dass jemand durch die stadt gejagt wird, greif ich gewalttätig ein, wenn eine demo ist, dann verhindere ich sie evtl. mit gewalt und wenn treffpunkte zur schulung neuer kader heranwachsen, wende ich gewaltmittel an, um sie daran zu hindern. der nazi als mensch im bus oder so sollte allerdings das gegenteil erfahren, um in seiner persönlichen prägung beeinflusst zu werden. wenn er politisch handelt, ist er transporter für diese ideologie und dafür nicht empfänglich, als einzelperson hingegen schon.
außerdem denke ich, dass gewalt auch nur soweit eingesetzt werden sollte, wie es nötig ist, um das entsprechende vorhaben abzuwenden, also der nazi der eine gefangen hat, und somit mir (und evtl. demjenigen, dem ich geholfen habe) die gelegenheit gegeben wird zu entkommen, oder die demo verhindert wurde, macht es keinen sinn, gewalt als racheinstrument einzusetzen. es muss immer zweckgerichteter art bleiben.
so, mein senf dazu...
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