Mit der Frage nach dem “Motiv” beginnen die abweichenden Theorien zum 11. September, und mit ihr sind sie auch schon wieder fertig: Weil die USA ihre Kriege mit den Anschlägen rechtfertigen, wissen die Autoren Bescheid: die Bush-Administration muss die Anschläge selbst inszeniert haben. Dabei sind sie ihrer Sache so sicher, dass sie mit dem Argument “cui bono?” alle zu dieser Beschuldigung nicht passenden Umstände zu einem bloßen Schein erklären, von dem sie sich nicht beirren lassen. Jeder unpassende Sachverhalt wird geleugnet - “Fälschung!” - bzw. - das ist die intellektuelle Version des Verleugnens - in das Weltbild eingebaut und interpretiert: Alles ist nicht nur Schein, sondern ein zweckmäßig konstruierter Schein, eben eine bewusst gelegte “falsche Spur”. Aus den propagandistischen Nutznießern werden so Verbrecher und Verschwörer, die ihre böse Tat mit einem Gespinst aus “Lügen, Täuschungen und falschen Spuren” überziehen, das von “Brainwashington D.C.” umso feiner gewoben sein muss, je mehr der Augenschein ihm widerspricht. Ist der Verdacht erst einmal in der Welt, “verdichtet” er sich ganz von selbst und ist durch nichts mehr zu erschüttern.
Dann erst schlägt die Stunde des investigativen Journalismus: Die feststehende Behauptung sucht ihre Belege und findet sie prompt. Die Autoren bestehen ja ausdrücklich darauf, dass wegen des "cover up" der US-Behörden niemand wissen kann, was da wirklich passiert ist; ihr Beweis kann sich damit bescheiden, Zweifel an der offiziellen Version zu säen. Zeugenaussagen, Akten, Presseberichte, Tatfotos usw. werden auf "Ungereimtheiten" befragt. Jede Unstimmigkeit gebiert neue "offene Fragen", und das Aufwerfen von so vielen offenen Fragen beweist schon zur Genüge, dass man sie zu Recht aufgeworfen hat und an der Sache etwas oberfaul sein muss:"Zero Evidence on Ground Zero!"
Das kann zwar nur die überzeugen, die schon überzeugt sind, ist aber auch umgekehrt nicht widerlegbar, zumal die Stichhaltigkeit jedes einzelnen Beleges - "die Häufung von Ungereimtheiten macht misstrauisch" - nicht weiter wichtig ist.
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