Hallo! Und wie gehts dir? Was macht dein Studium? Das werde ich recht oft gefragt! Meine Standard-Antwort ist dann meistens: "Mir gehts ganz gut, und mein Studium gefällt mir auch!" . Ich komme mir mit dieser Antwort schon ziemlich dämlich vor, weil sie einfach nicht wahr ist! "Nein, es geht mir nicht gut! Nein, mein Studium gefällt mir nicht!", müsste ich ehrlicherweise sagen!
Aber anstatt ehrlich zu antworten, verstecke ich mich hinter einer glücklichen Fassade. In Wirklichkeit bin ich oft richtig deprimiert und sehr traurig. Vor den Eltern, Freunden, Bekannten und Uni-Kollegen wird dann immer eine heile Welt vorgespielt! Wer gibt denn schon gerne zu, dass es ihm schlecht geht!? . Auf jeden Fall traue ich mich nicht, auch nur irgend jemandem zu erzählen, dass es mir nicht gut geht! Ich denke halt, es wird eh keiner verstehen! . Also markiere ich nach außen hin immer den starken Super-Studenten, der locker durchs Studium geht und immer auf der Sonnenseite des Lebens ist! . Aber in Wahrheit fühle ich mich mies, weil ich allen einfach etwas vorspiele! Mein Stolz verbietet es mir, Schwächen zu zeigen, da ich denke, dass ich sonst angreifbar bin für die anderen! Aber irgendwann bricht meine Enttäuschung doch aus mir heraus, und ich fange an zu weinen! Kriegt zwar keiner mit, aber es ist trotzdem so bei mir!
Ich komme da einfach nicht mit klar, dass ich stark sein muss, mich durchsetzen muss, "besser" sein muss als die anderen! Statt stark und unantastbar komme ich mir vor wie ein Waschlappen! Ich fühle mich innerlich so schwach. Anstatt irgendwie mal dem Druck standzuhalten, wenn es eng wird, knicke ich ein wie eine Primel, weil ich damit nicht zurechtkomme!
Das ist mir mega-peinlich und auch sehr unangenehm, dass ich es mit 22 Jahren nicht schaffe, mein Leben alleine auf die Reihe zu kriegen! . Es ist mir peinlich, dass ich nicht stark bin, sondern mich viel mehr hilflos, orientierungslos und überfordert fühle. Wie steh ich denn dann da, als Kerl über 20 mit solchen Problemen? Es wird doch einfach erwartet und verlangt, dass ich stark bin - zumal ich ja auch ein Kerl bin!
Wie schon erwähnt, erzähle ich den "alten Freunden" vom tollen Studium, aber in Wirklichkeit bin ich todunglücklich da in meiner neuen Stadt! Ich vermisse meine Eltern, meinen Bruder und meine alten Freunde! Es macht mich echt traurig, dass ich jetzt nicht mehr "dazugehöre" in meiner Heimatstadt. Bin zwar noch häufiger mal hier, aber es ist irgendwie nicht dasselbe als wenn ich immer hier wäre! Die alten Freunde leben nämlich auch ohne mich weiter, wenn ich am Studieren bin. Und in meiner Uni-Stadt fühle mich mich auch total unwohl, einfach so schwach, angreifbar, so verletzlich, so schutzlos irgendwie. Während ich hier in meiner Heimatstadt spüre, dass ich hier willkommen bin, dass man sich freut, wenn ich wieder da bin etc.!
Ich kann einfach schlecht begreifen, dass mein "altes Leben" vorbei sein soll, dass es nunmal der Lauf des Lebens ist, dass man von zu Hause auszieht, dass alte feste Strukturen nicht mehr da sind, dass die anderen auch ohne mich weiterleben! . Ich kann einfach nicht loslassen von zu Hause, sondern klammer mich irgendwie immer noch an mein Elternhaus!
Auf der einen Seite möchte ich manchmal das Studium hinschmeißen und wieder in meine alte Heimat zurück, weil ich doch sehr an ihr hänge! Dort habe ich bis vor einem Jahr mein ganzes Leben verbracht, das kann ich schlecht so mental ausschalten. Andererseits empfände ich es auch als ein ziemliches Armutszeugnis für mich, wenn ich in meinem Alter nicht in einer fremden Umgebung klarkomme - denn ich [muss] doch eigentlich ein starker Mann sein, oder darf man(n) auch mal eine Schwäche zeigen, und sagen: Ja, Okey das mitm Studium war doch die falsche Entscheidung! Ich mache jetzt etwas anderes!?
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